- Malerfarben
Malerfarben, farbige Körper od. Farbestoffe, welche im Allgemeinen dazu gebraucht werden, um Flächen in gewöhnlicher Temperatur mit einem farbigen Überzuge (Anstriche) zu versehen, bes. aber den Malern zur Fertigung der Gemälde dienen. Die M. werden sein gerieben (s. Farbenreiben), dann mit einer passenden Flüssigkeit angemacht u. mit dem Pinsel aufgetragen; man nimmt dazu bald reines Wasser, bald Leimwasser, Zucker- od. Gummiwasser od. Essig, bald Harzlösungen in Weingeist, ätherischen Ölen (Terpentinöl) od. fetten Ölen (Leinöl, Mohnöl), oft auch Milch od. Blutwasser (letztere bes. für Holz u. Sandstein), je nachdem man blos einen Überzug von den M. wünscht od. eine Verbindung der M. mit dem Leim od. Gummi Harz od. Öl, Käse- od. Eiweißstoffe, wodurch der Überzug fester, mehr od. weniger glänzend u. wasserfest wird. In neuerer Zeit macht man die M. auch mit Wasserglas an, um einen wohlfeilen, schnell trocknenden u. geruchlosen, dauerhaften u. bes. feuersicheren Anstrich zu erlangen, welcher sich bes. für Holz in Theatern etc. eignet. Die M. zerfallen in mineralische (erdige, Oxydfarben), Lackfarben od. Saftfarben. Am gewöhnlichsten sind a) die mineralischen Farben, da sie sich sowohl mit Öl (Ölfarben) als mit Leimwasser (Leimfarben) gut anmachen lassen u. nicht so sehr nachdunkeln, als die aus Pflanzen- od. Thierstoffen bereiteten Farben. Sie sind theils Naturproducte, z.B. Kreide, Ocker, Bolus (Terra di Siena), Auripigment u. Realgar, ein durch Eisenoxyd gefärbter Thon als rothe Erde, verwitterter Augit als Grünerde, Umbraun od. Kölner Erde, Ultramarin u. Schwarze Kreide; theils Kunstproducte, vorzüglich künstlich dargestellte Metalloxyde, künstlicher Ultramarin etc. Blei gibt Bleiweiß, Kremser Weiß, Mennige, Massicot u. Kasseler Gelb; Eisen: Umbra, Terra di Siena, Berliner u. Pariser Blau; Kupfer: Bergblau, Bremer Blau, Hatchettsbraun, Grünspan, Braunschweiger- u. Berggrün, das Schweinfurter Grün u. arseniksaure Scheelische Grün; Quecksilber: Zinnober; Arsenik: Auripigment u. Realgar; Kobalt: Smalte, Kobaltgrün, Kobaltultramarin; Chrom: Chromgelb, Chromgrün u. Chromroth (s. Chromfarben);Zink: Zinkweiß. b) Die sogenannten Lackfarben kommen aus dem Pflanzen- u. Thierreich; zu ersteren gehören der Indigo, Waid, Krapp, das Färbeholz, Gelbholz, der Wau, die Scharte, Orseille, die färbenden Rinden, zu letzteren die Cochenille Vgl. Lackfarbe. c) Die Saftfarben sind vorzugsweise eingedickte Pflanzenabsude mit Gummi arabicum versetzt, in Wasser mehr od. weniger löslich, daher zur Wassermalerei u. zum Illuminiren von Bildern anwendbar; sie werden theils in Blasen aufbewahrt, theils als Tinten angewendet. Es gehören hierher z.B. Gummigutti, Safran, Orseille-, Fernambuk-, Indigo-, Gelbbeerenabsud, Kornblumenblau, Saftgrün, Sepia, Katechubraun etc. Sollen erdige u. Lackfarben für die Wassermalerei angewendet werden, so werden sie erst trocken, dann mit wenig Gummiwasser möglichst sein abgerieben, in viereckige Riegel geformt u. als Tusch far ben bezeichnet. Für die Pastellmalerei reibt man erdige Farben mit weißem geschlämmten Thon unter Zusatz[795] von etwas Gummiwasser zusammen u. erhält so die Pastellfarben; diese sind in cylindrische Stücke geformt od. auch in Holz gefaßt. Bei Glas- u. Porzellanmalereien sind nur Metalloxyde brauchbar, weil sie eingebrannt werden. Vgl. Knirim, Die Malertechnik des Alterthums u. Mittelalters, Lpz. 1845; Gentele, Lehrbuch der Farbenfabrikation, Braunschw. 1860.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.