- Safran
Safran, 1) (Crocus sativus), im Orient u. in mehren Gegenden Südeuropas heimisches, auch als Zier- u. Gewürzpflanze cultivirtes Zwiebelgewächs mit verschieden gefärbten, meist hellvioletten, aus der Wurzel kommenden, im Herbst blühenden Blumen. In Deutschland wird er bes. in Österreich, Böhmen u. Schlesien gebaut. Er gedeiht überall, wo der Weinstock ausdauert u. verlangt trocknen, warmen, tiefen, fruchtbaren Boden u. sonnige, gegen rauhe Nordwinde geschützte Lage. Durch mehrmaliges Pflügen od. Graben muß das Feld von allem Unkraut gereinigt werden; beim letzten Pflügen bringt man Compost mit unter. Ende August u. Anfang September werden die Zwiebeln (Kielen) gelegt. Ein Arbeiter macht mit einer Hacke eine 8 Zoll tiefe Furche u. ein anderer legt die Zwiebeln 3–4 Zoll ins Quadrat u. bedeckt sie seicht mit Erde. In den zwei folgenden Jahren wird die Pflanzung im Sommer mehrmals behackt. Im October blüht der S.; zugleich kommen auch die Blätter, welche den Winter hindurch fortwachsen; im Mai, wo sie anfangen zu welken, werden sie abgehauen u. sind ein milchgebendes Futter. Die alten Zwiebeln vergehen in der Erde, setzen aber 2–4 junge an. Im dritten Frühjahr Ende Mai u. Anfang Juni werden sie wieder aus der Erde genommen, trocken aufgehoben u. zu Ende des Sommers wird eine neue Anlage davon gemacht. Doch richtet man sich bei dem Safranbau immer so ein, daß man ein-, zwei- u. dreijährige Felder hat. Im September des zweiten u. dritten Jahres findet die Ernte Statt, indem man die völlig aufgeblühten Blumen des Morgens abpflückt. Die gesammelten Blumen werden in kühlen Räumen auf Tischen bis zum Auspflücken der Narben (Safranlösen) ausgebreitet. Die aus den Blumen des S. gezogenen Narben sind verwickelte, zolllange, an einem Ende dünne u. weißgelbliche, am andern[748] breitere, dreispaltige Fäden darstellend, von dunkel gelbrother Farbe, eigenthümlich, angenehm stark, etwas betäubend riechend, etwas fettig anzugreifen, zähe, schwer zu pulvern. Bei dem Safranlösen müssen die drei Narbentheile od. Zünglein beisammen bleiben u. von den gelben Griffeltheilen darf man nichts daran haften lassen. Die Blumen werden zum Trocknen über bes. eingerichteten Ofen auf einem Haartuche u. Papier ausgebreitet u. mehrmals gewendet u. müssen nach dem Trocknen in einem verschlossenen Gefäß einige Stunden schwitzen, ehe sie verpackt werden. Zu 1 Pfund S. braucht man ungefähr 204,000 Blumen, deren man in zwei Erntejahren vom Morgen 10–16 Pfd. getrocknet erhält. Krankheiten des S-s: Fistel, ein rübenartiger Auswuchs, welcher die Vermehrung der Zwiebeln hindert; Fraß, eine Fäulniß, welche die Zwiebeln zerstört; Seuche od. Brand, ein Schwamm, welcher sich in abgesonderten Drüsen an der Zwiebel ansetzt; aus diesen kommen seine veilchenblaue Fäden hervor, welche die Zwiebel umschlingen, endlich in das Innere derselben eindringen u. sie zerstören; die Rhizoctonia crocorum (Safrantod), s.d. Der S. färbt die Finger beim Reiben u. den Speichel beim Kauen dunkel gelbroth u. vieles Wasser goldgelb, enthält ätherisches Öl u. einen eigenthümlichen Färbestoff (s. Polychroit); er wird für sich als erweichendes, gelind schmerzstillendes, auch bluttreibendes Mittel, übrigens auch als Zusatz zu vielen arzneilichen Compositionen, in der Küche u. Bäckerei als Gewürz, auch als Malerfarbe u. Färbemittel angewendet. Der getrocknete S., welcher in den Handel kommt, ist dunkelroth od. rothgelb, an den Spitzen weißgelb, zähe u. biegsam u. fühlt sich etwas fettig an. Da der S. theuer ist, so kommen häufig Verfälschungen vor, indem man Blüthenblätter von Saflor u. Ringelblumen, auch Fasern von getrocknetem Rindfleische, welche in S. gefärbt sind, darunter mengt, auch wohl dem S. mit Weingeist einen Theil des Färbestoffs auszieht. Die Verfälschung erkennt man an dem schwächeren Geruche, ferner daran, daß die einzelnen Theile gleicher gefärbt sind (es fehlen die weißgelben Spitzen) u. daß er den Speichel weniger färbt. Auch durch das Alter verliert der S., bes. wenn er nicht in verschlossenen Gefäßen trocken aufbewahrt wird. Die beste Sorte S. ist der levantische. Orkansafran, er kommt aus Persien, Natolien, Ägypten u. den Inseln des griechischen Archipels u. wird in ledernen Beuteln zu 30 Pfund versendet. Darauf folgt der großnarbige österreichische. Unter dem französischen S. ist der beste aus der Gegend von Montargis, groß u. breit, schön hellroth, stark riechend; von dem S. von Avignon u. Venaissin unterscheidet man zwei Sorten, den am Feuer getrockneten Orangesafran u. den an der Luft getrockneten Comtatsafran. Der italienische S. kommt aus Neapel u. Sicilien, ist zwar etwas blaß, besitzt aber viel Färbestoff. Geringeren Werth hat der englische S. u. am wenigsten geschätzt ist der spanische S., er ist schmierig, weil er mit fettem Öl od. Honig angefeuchtet wird. 2) Wilder od. Falscher S., Carthamus tinctoreus; 3) (Chem.), s. Crocus 2).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.