Botanische Gärten

Botanische Gärten

Botanische Gärten, sind Gärten, wo ausgezeichnete Gewächse, nicht blos zum Nutzen u. Vergnügen, sondern auch zur Belehrung u. zur Förderung der Pflanzenkunde gezogen werden. Bei der Anlage u. Einrichtung eines Botanischen Gartens sind wichtig: hinreichende Größe, Lage gegen Süden, hügeliger Boden bei meist ebenem u. doch auch gesenktem Terrain; fließendes, stehendes, fallendes u. springendes Wasser, neben meist freiem Lande auch Haine, Bosquets, lebendige Zäune, Mauern u. Spaliere, besondere Anlagen für Alpengewächse,[129] Wiesenplätze etc. In der Zusammenstellung der Gewächse soll auch der Anforderung der schönen Gartenkunst Genüge geschehen. Ferner sind nöthig Wohngebände für das Gartenpersonale, wenigstens für den Vorstand, Gewächshäuser (sowohl Winterals Sommerhäuser), Mist- u. Lohbeete, Sonnenbeete; Räume zur Aufbewahrung von Sämereien, Zwiebeln etc., Geräthschaften, Stellagen zur Aufstellung von Topfgewächsen etc. Gut ist es, wenn ein Herbarium, nebst sonstigen Sammlungen von der Aufbewahrung fähigen Pflanzentheilen, auch eine compendiose botanische Bibliothek mit treuen Abbildungen merkwürdiger Pflanzen u. Pflanzentheile, vorhanden sind. Alle Pflanzen sind mit nöthigen Etiquetten zu versehen u. in einem gut geordneten Kataloge zu verzeichnen, in welchem, od. in einem eigenen Kalender od. Tagebuche, Ab- u. Zugang, auch nach Erforderniß Pflanzung, Blüthe, Fruchtreife etc. zu vermerken sind. Unter den Griechen unterhielt schon Theophrastos einen Pflanzengarten u. vermachte denselben seiner Schule, Antonius Castor einen anderen, welchen Plinius der Ältere benutzte; Karl der Große ließ Gärten in den kaiserlichen Pfalzen anlegen. Unter den Italienern cultivirte bereits 1310 Math. Sylvaticus in Salerno, u. m. a. morgenländische Pflanzen. Venedig ließ 1333 den ersten medicinischen Garten anlegen, von dessen Pflanzen Andreas Amadei sehr treue, noch in Venedig aufbewahrte Abbildungen lieferte. Im 16. Jahrh. legte Alphons v. Este von Leonicenus Musa, Brassavola, Monardus angeregt, mehrere Gärten, bes. einen auf einer Insel des Po (Belvedere), welchem Pamei vorstand, an. Ferrara hatte mehrere Gärten mit ausländischen Gewächsen, Jos. Brassavola daselbst ein Gewächshaus: Padua 1533 einen Professor der Botanik u. wie Pisa 1544 einen Botanischen Garten, dessen erster Aufseher Al. Mondella war; so auch 1568 auf Aldrovandi's Betrieb Bologna. In Florenz waren deren mehrere u. in Neapel bes. der Pinelli'sche berühmt; in Rom aber unterstützten Cardinäle, namentlich Ad. Farnese, Aldini u. Triumfettis, in Sicilien Fürsten, bes. Della Catolica, deren Anlegung; später war der zu Turin berühmt. In Frankreich war der Botanische Garten zu Montpellier, von Belleval zu Ende des 16. Jahrh. angelegt, u. der zu Paris 1597 unter Robin entstandene der älteste; letzterer wandelte sich 1635 in den Jardin des plantes um. In den Niederlanden war der zu Leyden 1577 auf Pontius Betrieb entstandene der erste; später die zu Amsterdam, Breda, Harlem etc., bes. aber zu Hartenkamp unter Linné's Verwaltung. Dort u. in England war die Beibringung oft- u. westindischer Pflanzen bes. wichtig, machte Pflanzengärten zur Modesache u. erregte den Geschmack für Botanik ungemein; der älteste war zu Hamptoncourt, spätere zu Chelsea, Oxford, Kew, Edinburg. In Deutschland legten Privaten, namentlich Camerarius in Nürnberg, B. G. an, später errichtete der Bischof v. Gemmingen einen B. G., worauf bis zum 18. Jahrh. nach u. nach in allen Universitätsstädten u. auch in anderen Städten, wie Berlin, Schönbrunn dgl. entstanden. Im Norden excellirten die zu Kopenhagen, Upsala, Åbo, Warschau, Petersburg, Pawlowsk. In Spanien der zu Madrid um 1754 von Ortega cultivirte; in der Schweiz der von Geßner angelegte, später ganz verwilderte, von Römer retablirte. Von außereuropäischen B-n G. sind bemerkenswerth: in Asien zu Calcutta, zu Madras, auf Ceylon, in Batavia, in Canton; in Afrika auf dem Cap, auf Isle de France, auf Teneriffa; in Amerika, englische zwei auf Jamaica, zu St. Vincent; französische zu Cayenne; nordamerikanische zu Elgin bei New-York, welchen E. Hosack beschrieb, zu New-York u. Charlestown; außerdem in Mexico, Santa Fé u. Rio Janeiro in Brasilien.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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