Boyneburg [2]

Boyneburg [2]

Boyneburg (Boineburgk), eins der ältesten u. verbreitetsten deutschen Geschlechter, stammt aus der Boyneburg (s.d.) in Hessen, theilte sich schon im 18. Jahrh. in den Weißen u. Schwarzen Stamm u. mehrere Linien u. wurde 1554, 1571 u. 1653 in den verschiedenen Stämmen in den Freiherrnstand erhoben. Noch bestehen: I. Weißer Stamm, gegründet von Bodo I.; zu demselben gehört: 1) Kurt v. B., der kleine Hesse, geb. 1487 in Hessen, von kleiner Figur, trat früh erst in hessische, dann in kaiserliche Dienste, focht bei Pavia, übernahm den Befehl der von Frondsberg dem Connetable von Bourbon zugeführten Truppen u. eroberte mit ihnen 1257 Rom. Mit Oranien schützte er 1528 Neapel gegen die Franzosen, nahm 1530 Theil an der Belagerung von Florenz u. wurde im Türkenkriege 1532 Anführer des deutschen Fußvolks. 1533 zum geheimen Kriegsrath Karls V. u. des Königs Ferdinand ernannt, belagerte er Pesth, wo ihn Karl V. zum Ritter schlug u. zum Feldherrn ernannte, 1544 eroberte er St. Dizier an der Marne für den Kaiser; von dem Herzog von Baiern mit Vertheidigung des Städtchens Rain beauftragt, wurde er dort zur Capitulation genöthigt, deshalb verhaftet, aber als unschuldig frei gelassen. Er wohnte der Schlacht bei Mühlberg bei, war 1557 bei St. Quentin, nahm im Schmalkaldenschen Kriege das Schloß Mansfeld für den Kaiser u. st. auf seinen Gütern in Schwaben 1567, Jetzt ist dieser Stamm in zwei Aste getheilt: A) Älterer Ast: a) Liniein der Burg zu Stedtfeld, Chef: 2) Freiherr Otto, Sohn des 1851 verstorbenen Freiherrn Friedrich, geb. 1823 u. vermählt 1852 mit Elisabeth, geb. v. Beschwitz; b) Linie im Oberhaus zu Stedtfeld; 3) Freiherr Sigismund, Sohn des 1854 verstorbenen Freiherrn Karl, ist geb. 1819 u. österreichischer Rittmeister; B) Jüngerer Ast: a) Linie zu Deubachshof u. Harmuthshausen, Chef: 4) Freiherr Wilhelm, Sohn des 1839 verstorbenen Freiherrn Wilhelm, geb. 1821, ist Koburgischer Kammerherr u. Hauptmann à la suite u. seit 1845 vermählt mit Agnes, geb. Freislich; b) Linie zu Wichmannshausen, Chef: 5) Freiherr Friedrich, Sohn des 1850 verstorbenen Freiherrn Johann Just, geb. 1792, ist preußischer Hauptman a. D. II. Schwarzer Stamm (Boineburg-Lengsfeld) in Thüringen u. Hessen; zu ihm gehören: 6) Johann Christjan v. B., Herr zu Breitenbach u. Dippach, geb. 1622 in Eisenach; Gesandter an mehreren Höfen, bes. in Stockholm, wo aber seine Mission mißlang, trat 1650 in Mainzische Dienste u. wurde 1656 katholisch, beförderte die Wahl Leopolds zum römischen König u. unterhandelte beim Pyrenäischen Frieden. Er zog Leibnitz (der nachher sein Privatsecretär war), Puffendorf u. A. in Mainzische Dienste, gerieth indeß bei seinem Herrn in Ungnade, wurde gefangen gesetzt, aber losgesprochen u. st. 1672 in Mainz. Seine Briefe, herausgeg. von Meelführer, Nürnb. 1703; Struve u. Gruber, Hannov. 1715. 7) Philipp Wilhelm, Graf v. B, des Vorigen Sohn, geb. 1656 in Mainz, erst Geistlicher, besaß viele Präbenden u. hatte Aussichten auf den erzbischöflichen Stuhl, wandte diesem aber dem Bruder seines Schwagers, Franz Lothar v. Schönborn, zu, wurde 1696 in den Grafenstand erhoben u. 1702 Statthalter in Erfurt u. st. 1717. Dieser Stamm theilte sich durch Ludwigs I. Söhne, Ludwig II. (st. 1540) u. Wilhelm (st. 1525) in 2 Speciallinien: A) Wilhelmsche Speciallinie, Chef: 8) Freiherr Johann, Sohn des 1798 verstorbenen Freiherrn Johann [160] Ludwig Hugo, geb. 1790, ist baierscher Lieutenant a. D. u. in 2. Ehe vermählt seit 1839 mit Francisca, geb. Lemoult; B) Ludwigsche Speciallinie, Chef: 9) Freiherr Albrecht, Sohn des 1840 verstorbenen Freiherrn Christoph Ernst Abraham, geb. 1785, ist kurfürstlich hessischer u. herzoglich nassauischer Kammerherr u. Major à la suite. 10) Moritz Heinrich, Freiherr B. v. Lengsfeld, Bruder des Vorigen, geb. 1788, trat 16 Jahre alt in preußische Militärdienste, 1807 aber in die westfälische Armee über u. rückte nach u. nach während der Napoleonischen Kriege, an denen fast allen er Theil nahm, zum Obristlieutenant u. Regimentscommandeur auf. Im October 1814 ging er mit seinem Regiment zu den Österreichern über. ward 1832 zum Generalmajor befördert u. erhielt 1842 mit der Ernennung zum Feldmarschalllieutenant das Commando der Armeedivision in Ofen. An Lederers Stelle wurde er am 11. Mai 1848 zur Übernahme des ungarischen Generalcommandos berufen, jedoch im Juli nach Galizien versetzt, wo er unter Hammerstein Antheil an der Unterdrückung des Aufruhrs zu Lemberg nahm. Anfang 1849 wurde er Militärcommandant in Österreichisch-Schlesien zu Troppau. Seitdem in den Ruhestand getreten, erhielt er bei der Verabschiedung den Charakter eines Generals der Cavallerie u. lebt in Wien.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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