- Caraīben
Caraīben, Indianerstamm, vor Ankunft der Europäer auf den kleinen Westindischen Inseln u. benachbarten Theilen Guiana's heimisch, sind gut gewachsen, breitschulterig, stark u. kräftig; Auge klein, schwarz u. blitzend, Haar glänzend schwarz, Hautfarbe gelblich braun od. olivenfarbig, doch durch Orleans völlig roth gefärbt. Kriegerischer als die Einwohner auf den größeren Antillen, widerstanden sie den Europäern kraftvoll; doch vertrieben diese sie endlich fast von allen Eilanden, nur auf Domingo, St. Vincent u. am Orinoco u. in Guiana finden sich noch schwache Überreste derselben. Ihre Sprache s. Caraibische Sprache. Religion: Sie glauben an einen Gott im Himmel, der aber nur seine eigene Seligkeit genießend, sich um die Menschen nicht bekümmert, daher auch nicht verehrt wird. Die Geister (Akambue) theilen sie in gute (Opoyem) u. böse (Maboya); die ersteren sind Schutz- u. Hülfsgeister der Menschen, die der Männer heißen Icheiri, die der Weiber Chemiin; ihnen bringen sie Qpser (Anakri), bestehend in Brod u. Erstlingen der Früchte für die Genesung von einer Krankheit. Ihre Priester heißen Boye (Piaye) u. sind zugleich Ärzte. Jeder Mensch hat so viel Seelen, als Schläge in den Pulsadern sind. Die Seele des Herzens, die vornehmste, fährt nach dem Tode mit ihrem Schutzgeiste in den Himmel, die übrigen Seelen (Oumeku) kommen dann ans Meer u. stiften dort Unheil. Begraben werden die C. in ihren Hütten, in denselben wird ein Grab gemacht, der Todte in knieender Stellung auf einen darin stehenden Stuhl gesetzt u. dann das Grab mit Erde gefüllt. Man begräbt auch Hunde u. Sklaven mit. Auf dem Grabe wird alles Hausgeräth verbrannt u. die Nacht mit Klaggesängen u. Trauertänzen zugebracht; dann ziehen die Hinterlassenen fort u. bauen eine neue Hütte. Aus der Vermischung von C. mit Negern entstanden die Schwarzen C., deren es auf St. Vincent etwa 1000 Familien gibt, welche mit den eigentlichen C. in bitterer Feindschaft leben.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.