Curtĭus

Curtĭus

Curtĭus. I. Römer. Die Curtia gens war ein patricisches Geschlecht, das mit T. Tatius unter Romulus nach Rom kam; merkw.: 1) C. Mettius, edler Sabiner, kämpfte nach dem Jungfernraube mit seinen Landsleuten gegen die Römer, gerieth dabei in einen Sumpf u. entkam nur mit Mühe; nach dem Frieden war er unter denen, welche nach Rom übersiedelten, u. gründete hier die Curtia gens. 2) Marcus C., Patricier; als 362 v. Chr. die Erde auf dem Forum romanum in Rom einen tiefen Spalt bekommen u. das Orakel gerathen hatte, um den Zorn der Götter zu besänftigen, das hineinzuwerfen, was zu Roms Vergrößerung am Meisten beitrüge, erklärte C. Letzteres als die Tapferkeit, devovirte sich u. stürzte sich in glänzender Waffenrüstung u. zu Roß in die Öffnung; diese schloß sich alsbald, u. nur eine Lache blieb übrig, welche als Curtius lacus noch bis in späte Zeit auf dem Forum romanum gezeigt wurde. Nach Andern soll sich diese Geschichte viel früher, vielleicht mit C. 1) begeben haben. 3) Quintus Curt. Rufus, römischer Historiker, von dessen Leben nichts, nicht einmal die Zeit, wann er schrieb, bekannt ist; Manche setzen ihn unter Vespasianus, Andere viel später. Er beschrieb in romantischem Gewande, aber sehr anziehend, die Thaten Alexanders d. Gr. (De rebus Alexandri M.); die fehlenden beiden ersten Bücher u. einige Capitel aus den übrigen Büchern ergänzten [595] Bruno, Freinsheim u. Cellarius; 1. Ausgabe, Venedig (1470), dann von Freinsheim, Strasb. 1648, Amsterd. 1672 u. 1687, 2 Bde.; von Cellarius, Lpz. 1711; Hauptausgabe von Snakenborg, Leyden 1724; auch von F. Schmieder, Gött. 1804, 2 Bde.; von Zumpt, Berl. 1826, u. Braunschw. 1849; von A. Baumstark, Stuttg. 1829; von A. Huguet, Lpz. 1836, 2 Bde.; von I. Mützell, Berl. 1841, 2 Thle; deutsch von Ostertag (2. Ausg.), Frkf. a. M., 1799, 2 Bde.; von A. v. Rainer, Wien 1806, 2 Bde.; vgl. A. Hirt, Über das Leben des Curt., Berl. 1820; Buttmann, Über das Leben des Curt., ebd. 1820. 4) C., römischer Feldherr, dem 5 Bücher Briefe beigelegt werden; ein ungeschickt gespielter Betrug, herausgeg. (mit C. 3) Vened. 1502, Fol., einzeln von Ugo Ruperius, Reggio 1500, von I. Maurus, Paris 1507, u. von Fabricius in Biblioth. lat., 7 Bde. II. Neuere Gelehrte: 5) Michael Konrad, geb. 1724 zu Techentin im Mecklenburgischen; wurde 1754 Professor an der Ritterakademie zu Lüneburg u. st. 1802 als Professor der Geschichte, Dichtkunst u. Beredsamkeit in Marburg; er schr.: Kritische Abhandlung u. Gedichte, Hann. 1760; De senatu romano sub imperatoribus, Halle 1768; Geschichte u. Statistik der weltlichen kurfürstlichen u. altfürstlichen Häuser in Deutschland, Marb. 1780; Historische u. philosophische Abhandlungen, ebd. 1783; Geschichte u. Statistik von Hessen, ebd. 1793; auch übersetzte er die Dichtkunst des Aristoteles (Hann. 1753) u. den Columella (Hamb. 1769) ins Deutsche. 6) Karl Friedr., geb. 1764 in Leipzig, studirte daselbst, wurde Appellationsrath in Dresden u. st. 1829; er schr.: Handbuch des im Königreich Sachsen gültigen Civilrechts, Lpz. 1797, fortgesetzt von Richter u. Hänel, 1807–1820, 4 Bde., n. Aufl. ebd. 1839 f. 7) Ernst, geb. 1814 in Lübeck, studirte in Bonn, Göttingen u. Berlin Philologie, begleitete 1837 Brandes u. 1840 O. Müller nach Griechenland u. besuchte Italien, wurde 1843 Privatdocent in Berlin, war von 1844, wo er zum Professor ernannt wurde, bis 1850 Lehrer des Prinzen Friedrich Wilhelm, den er auch auf die Universität begleitete, u. wurde 1856 Professor der klassischen Philologie in Göttingen; er schr.: mit Geibel, Klassische Studien, Bonn 1840; Anecdota Delphica, Berl. 1843; Die Akropolis von Athen, Berl. 1844; Naxos, ebd. 1846; Der Peloponnes, Gotha 1851–52, 2 Bde.; Olympia, Berl. 1852; Herakles, der Satyr u. Dreifußräuber, ebd. 1852; Die Ionier vor der ionischen Wanderung, ebd. 1855; Zur Geschichte des Wegebaues bei den Griechen, ebd. 1855; er gab auch heraus: Inscriptiones atticae, 1843. 8) Georg, Bruder des Vor., geb. 1820 in Lübeck, studirte Philologie in Bonn u. Berlin, wurde erst Lehrer an Blochmanns Institut in Dresden, 1845 Privatdocent in Berlin u. 1849 Professor der klassischen Philologie in Prag; er schr.: Die Sprachvergleichung in ihrem Verhältniß zur klassischen Philologie, Dresd. 1845, 2. A. 1848; Sprachvergleichende Beiträge zur griechischen u. lateinischen Grammatik, Berl. 1846; Schulgrammatik der griechischen Sprache, Prag 1852, 2. Aufl. 1855; Andeutungen über den gegenwärtigen Stand der homerischen Frage, Wien 1854.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Curtius — ist ein römischer Gentilname. Bekannte Namensträger: Marcus Curtius, römischer Held Quintus Curtius Rufus (Historiker), Geschichtsschreiber in der römischen Kaiserzeit (wahrscheinlich 1. Jh.) Quintus Curtius Rufus (Suffektkonsul), Suffektkonsul… …   Deutsch Wikipedia

  • Curtius — is a Roman nomen which may refer to: Quintus Curtius Rufus, 1st century CE historian Lacus Curtius, a mysterious hole in the ground in the Roman Forum Curtius (gens) Curtius may also refer to: Albert Curtz (1600–1671), German astronomer and… …   Wikipedia

  • CURTIUS (E. R.) — CURTIUS ERNST ROBERT (1886 1956) S’il fallait écrire l’histoire de l’idée de l’unité européenne, Ernst Robert Curtius y tiendrait une place éminente. En effet, ce savant philologue et critique allemand rêve, depuis la Première Guerre mondiale,… …   Encyclopédie Universelle

  • Curtius — {{Curtius}} Römischer Nationalheld, der sein Leben für den Staat opferte, als sich – angeblich 362 v. Chr. – plötzlich auf dem Forum ein gewaltiger Erdspalt auftat. Die Orakel, die man befragte, erklärten, der Abgrund lasse sich nur mit dem… …   Who's who in der antiken Mythologie

  • Curtius [1] — Curtius, 1) Marcus, ein edler röm. Jüngling, der sich für sein Vaterland aufopferte. 362 v. Chr. entstand, wie die Sage berichtet, in der Mitte des Forums plötzlich eine tiefe Kluft, die nicht auszufüllen war. Die Wahrsager verkündeten, der Staat …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Curtius [2] — Curtius, 1) Ernst, Archäolog und Geschichtschreiber, geb. 2. Sept. 1814 in Lübeck, gest. 11. Juli 1896 in Berlin, studierte Philologie, begleitete 1837 Professor Brandis nach Athen und von hier seinen Lehrer O. Müller durch Griechenland, hielt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Curtius [2] — Curtĭus, Ernst, Altertumsforscher, geb. 2. Sept. 1814 zu Lübeck, 1844 Prof. zu Berlin und Erzieher des nachmaligen Kaisers Friedrich III., 1856 Prof. zu Göttingen, 1863 wieder in Berlin, zugleich seit 1871 Direktor des Antiquariums am königl.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Curtius — Curtĭus, Marcus, ein edler röm. Jüngling, stürzte sich der Sage nach 362 v. Chr. zu Pferd und in vollem Waffenschmuck in eine auf dem Forum plötzlich entstandene Kluft, um diese, nach der Verkündigung der Wahrsager, durch Opferung des Besten zu… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Curtius — Curtius, Ernst, geb. 1814 zu Lübeck, Philolog und Archäolog, bereiste Griechenland, ist jetzt Professor in Berlin; schrieb: »Peloponnesus« (2 Bde., Gotha 1851 und 52). Sein Bruder Georg C., geb. 1820, seit 1851 Professor in Prag, ist durch seine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Curtius — Curtius, Ernst Robert …   Enciclopedia Universal

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”