- Diemensland
Diemensland (Van D.), 1) (Tasmans Land), Küstenstrich im westlichen N. des Australischen Continents, im O. an Arnhems Land, im N. u. W. an den Indischen Ocean, im SW. an Dewittsland grenzend; ungefähr 45,000 QM. groß, öde u. unfruchtbar; Vorgebirge: Londonderry, Talbot, Bougainville, Levesque; Baien: Van Diemens Golf, Cambridge Golf, Kings Sound; die Küste ist voll Klippen, vor derselben zahlreiche kleine Felseninseln u. Inselgruppen (die bedeutendste der Bonapartes Archipel); 2) (Van Diemens Insel, Colonie Tasmania), Insel im S. des Australischen Continents, von diesem durch die Baßstraße getrennt; 1132 QM., 45 Meilen lang, 421/2Meilen breit; hat auf der Südspitze hohe Vorgebirge, in SO. viele niedrige Landengen zwischen hohen Gebirgen, im Innern eine angenehme, für Cultur wohlthätige Abwechselung von fruchtbaren Ebenen u. bewaldeten Hügeln u. Bergen (Gebirge: Westernmountains, höchste Spitzen: Mount Benlomond 4700 Fuß, Mount Humboldt 5200 Fuß, ferner die Hochebene von Surrey); Vorgebirge: Cap Naturaliste (Naturforscher-Cap [Nordostspitze]), Cap Grim (Nordwestspitze), Southcape u. Southwestcape (südlich); die Baien: Sturmbai mit mehreren Nebenbalen, Adventurebai, Oyster- (Austern-) Bai u.a. Flüsse: Derwent, Tamar u. Arthur; Seen: der große auf den Westernmountains, von 10 Meilen Umfang u.a.; Klima: gesund u. angenehm, aber schon bei weitem kühler als in Südaustralien, im Sommer steigt das Thermometer nur selten über + 20° R. u. sinkt im Winter bis zu – 4° R; Südfrüchte gedeihen nicht mehr, vortrefflich aber die europäischen Getreidearten; Producte: Känguruhs (hänsig gejagt), Opossums, fliegende Eichhörnchen, Schweisbeutler, Seehunde, Wallfische, Papageien, Adler, Kasuare, Fische in vielen Arten; vgl. Australien I. A); Boden: meist trefflich zum Anbau aller europäischen Getreidearten u. zur Zucht der Hausthiere. Die Ureinwohner gehören zu dem Hauptstamme der Papuas (Australneger, Negritos), sind aber in der neuesten Zeit sehr zusammengeschmolzen; 1815 gab es noch 5000, aber als sie 1847 von der Flindersinsel, wo das Klima zu rauh für sie war, nach der Austernbai in der Nähe von Hobart Town gebracht wurden, zählten sie nur noch 45 (13 Männer, 22 Frauen, 5 Knaben, 5 Mädchen); seitdem sind sie bis auf 16 zusammengeschmolzen, u. es steht zu erwarten, daß auch dieser kleine Rest, trotz der liberalsten Unterstützung von Seiten der englischen Regierung, bald aussterben wird; vgl. Australien I. B). Die Insel Van D. wurde 1642 von dem Holländer Abel Tasman entdeckt; 1803 legten die Briten die dortige Colonie an. Dieselbe steht unter einem eigenen Gouverneur u. eigener Verfassung; vgl. Australien I. D). Eintheilung in 9 Polizeidistricte: Hobart Town, New Norfolk u. Richmond (im S.); Clyde, Oatlandt u. Oysterbai (im mittleren Theile); Campbell Town, Norfolkplains u. Launceston (im N.); der ganze westliche Theil ist keinem Districte zugetheilt u. enthält außer einzelnen Stationen an der Nordwestküste, noch das Gebiet der Agricultural Society of Van Diemensland, die auf der Hochebene von Surrey Viehzucht betreibt. Angebaut waren im Jahre 1855 im Ganzen 127,732 Acker (ungefähr 10 QM.). Die Viehzucht ist bedeutend u. von Jahr zu Jahr zunehmend, ebenso der Handel; 1855 betrug die Ausfuhr 2,604,680 Pfd. Sterl., die Einfuhr 1,433,021 Pfd. Sterl. Gesammtbevölkerung 1855: 64,874 Ew. Hauptstadt (Sitz des Gouverneurs u. der Legislative): Hobart Town, an der Mündung des Derwent in die Sturmbai; 20,000 Ew.; nächstdem Launceston, am Tamar; 10,000 Ew. Gelehrte Gesellschaft: die Royal Society of Sciences, die seit 1848 Transactions herausgibt; Bibliothek: die Launceston Library in Launceston.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.