- Dohm
Dohm, Christ. Konr. Wilh. v. D., geb. 1731 in Lemgo, studirte in Leipzig Anfangs Theologie, dann Jurisprudenz. Den philanthropischen Ideen seiner Zeit geneigt, begab er sich zu Basedow nach Altona, um sich dessen Bestrebungen anzuschließen, aber zurückgestoßen von dem Wesen desselben, verließ er diesen 1772 u. setzte in Leipzig seine Studien fort. 1773 wurde er Pagenhofmeister beim Prinzen Ferdinand in Berlin, studirte hierauf in Göttingen Staatsrecht, Geschichte u. Nationalökonomie u. begründete die Zeitschrift Deutsches Museum, von deren Redaction er 1778 zurücktrat. Nach einem kurzen Aufenthalte in Kassel, wo er seit 1776 Professor der Cameral- u. Finanzwissenschaften am Carolinum war, ging er 1777 wieder nach Berlin u. wurde hier 1779 Geheimer Archivar beim Ministerium des Innern u. 1783 Geheimer Kriegsrath. Von dieser Zeit an spielte er eine nicht unwichtige Rolle in dem Cabinet des Ministers Hertzberg in Bezug auf die auswärtige Politik Preußens, die er durch seine Aufsehen erregende, aber anonym herausgekommene Schrift über den Fürstenbund unterstützte. Seit 1786 klevescher Directorialgesandter im Westfälischen Kreise u. bevollmächtigter Minister beim Kurfürsten von Köln, vermittelte er als solcher bei den Aachener Unruhen 1787 u. bei der Lütticher Revolution 1789, wo er nicht verhindern konnte, daß der preußische Einfluß der österreichischen Politik weichen mußte. Er wurde darauf zu vielen diplomatischen Sendungen benutzt, später mit Regulirung der Verhältnisse jener Gebietstheile, welche Preußen im Lüneviller Frieden erworben, beauftragt, erhielt 1796 die Direction des niedersächsisch-westfälischen Convents in Hildesheim, an welchem auch andere Reichsstände Theil nahmen, um eine bewaffnete Neutralität aufzustellen, war 1797 nebst dem Grafen von Görz u. Jakobi Gesandter beim Rastadter Congreß, unterhandelte 1801 wegen der Entschädigung Preußens für die Abtretungen am linken Rheinufer u. wurde 1804 Präsident der Kriegs- u. Domänenkammer in Heiligenstadt, wo er sich um die Wohlfahrt der von ihm verwalteten Lande großes Verdienst erwarb. Nachdem der Frieden zu Tilsit die von ihm verwalteten Gebiete an Frankreich gebracht hatte, trat er in westfälische Dienste, wurde 1808 Gesandter Jeromes in Dresden u. lebte, nachdem er 1810 den Abschied genommen hatte, auf seinem Gute Pustleben bei Nordhausen, wo er 1820 starb. Er schr.: Materialien zur Statistik u. neuesten Staatengeschichte, Lemgo 1777–85, 5 Lieferungen; Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, Berl. 1781, 1783, 3. Aufl. von F. L. Kahle ebd. 1789; Geschichte des baierischen Erbfolgestreits, Frankf. 1779; Über den deutschen Fürstenbund, Berl. 1789; Denkwürdigkeiten meiner Zeit, Lemgo 1814–19, 5 Bde.; D-s Leben von W. Gronau, Lemgo 1824.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.