- Erdumsegelung
Erdumsegelung. Schon Columbus wurde bei seiner Fahrt nach Amerika (1492) von dem Gedanken geleitet, es müsse einen Weg westwärts nach dem reichen Indien in Osten geben; aber das von ihm entdeckte Amerika schob sich der Realisirung dieses Gedankens in den Weg. Die Fahrt zu Schiffe war, da überall Meere durchschnitten werden mußten, indessen die einzige, versteht sich auf Umwegen, um doch noch von West- nach Ostindien zu gelangen. Nach weiterer Entdeckung des amerikanischen Festlandes wurde gegen N. u. S. die Durchfahrt nach dem, vom Spanier Balboa vom Festlande aus zuerst (1513) gesehenen großen Meere gesucht, während dessen auf dem östlichen Wege, fast einzig durch Portugiesen, die Fahrt doch nur bis zu den Molucken 1511 fortgesetzt wurde. Die vom Papst Alexander gezogene Demarcationslinie trieb die Spanier zu weiteren Entdeckungen, bis der in spanischen Diensten stehende Portugiese Ferd. Magelhaens 1519 durch die nach ihm benannte Straße an Amerikas Südspitze ins Stille Meer kam u. 1521 von O. aus bei den Molucken angelangte, aber auf der Insel Matan umkam; von seinen 5 Schiffen kehrte nur eins unter Seb. Cano zurück. Dies war die erste E. Auf diesem Wege folgte 1524–26 de Loyasa, 1534 S. d'Alcazova, 1537 Ferd. von Grijalva (entdeckte Neu-Guinea), 1542 Jean de Gartan etc. Um diese Zeit hatten die Engländer die Durchfahrt im Norden theils Amerikas, theils Asiens vergebens, wiewohl mit großen Bereicherungen für Geographie versucht. F. Drake war unter ihnen der erste Engländer, welcher die Erdumschiffung 1577–80, doch südlich um Amerika herum, unternahm. Fernere E-en vollbrachten von verschiedenen Nationen: Cavendish 1586, Sim. Cordes 1590, Hawkin 1595, Ol. von Noot 1598, Spielbergen 1614, Jac. le Maire u. C. von Schouten 1615, Heremita u. Schopenhem 1615, Dampier (mehrere Male) 1679–1700, Carreri 1693 (Rückkehr nach 5 Jahren), Roger u. Cooke 1708–12, Frézier 1712–1714, Shelvoke 1719, Roggeween 1721, Anson 1740–44, Byron 1746, Wallis u. Carteret 1766, Bougainville 1766–68, Jam. Cook 1768, 1772, 1776 (3 der fruchtbarsten Entdeckungsreisen), Wilson 1783 (la Peyrouses Unternehmung 1786–88 verunglückte), Bastemente u. Malaspina 1789–93, Marchand 1790–92, Vancouver 1790–92, d'Entrecasteaux 1791, Sacia 1798, Péront u. Freycinet 1800, von Krusenstern 1803, von Kotzebue 1814 u. 1823, Dumont d'Urville 1826 u. 1837. Die Ausdehnung der Handelsverbindungen Europas mit den übkigen Welttheilen hat namentlich seit Erfindung der Dampfschiffe E-en zu etwas ganz Gewöhnlichem gemacht. Bisweilen werden E-en im wissenschaftlichen Interesse auch jetzt noch von Regierungen veranlaßt, so von der schwedischen Regierung unter Admiral Virgins 1851–53 (beschrieben von Skogmann, deutsch Berl. 1857), von den Vereinigten Staaten unter Commodore Percy von 1853–55 (beschrieben von Heine, Lpz. 1856, 2 Bde.), die Novaraexpedition von Seiten Österreichs im Jahre 1857. Die von den Engländern gesuchte Nordwestliche Durchfahrt durch das Amerikanische Eismeer, wurde zwar von einer der zur Aufsuchung Franklins (s.d.), welcher 1845 eine Entdeckungsfahrt dorthin unternommen hatte, abgesandten Expeditionen gefunden, ist aber für die E. wegen der gefahrvollen Passage von noch geringerer Bedeutung als die Nordöstliche Durchfahrt längs der sibirischen Küste.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.