Gascogne [1]

Gascogne [1]

Gascogne (spr. Gaskonnj, lat. Vasconia), ehemalige Landschaft im südwestlichen Frankreich zwischen dem Atlantischen Ocean, den westlichen Pyrenäen u. der Garonne, nach den Vasconen od. Basken (s.d.) genannt, die sich, gegen Ende dos 6. Jahrh. von den Westgothen aus ihren Wohnsitzen im S. der Pyrenäen verdrängt, hier niederließen u. deren Eigenthümlichkeiten sich auch in den heutigen Bewohnern noch ziemlich erhalten haben. Die G. im weitern (dynastischen) Sinne umfaßte die Ländchen Landes, Albret, Chalosse, Marsan, Tursan, Navarra, Bearn, Condomais, Gabardan, Bigorre, Cominges, Conserans, Armagnac (die im Mittelalter zum Theil eigne Grafen u. Dynasten hatten), also die heutigen Departements Landes, Hautes-Pyrénées, Gers u. den südlichen Theil der Departements Haute-Garonne, Tarn u. Garonne u. Lot u. Garonne; im engern Sinne (ethnographisch) beschränkte sich die G. auf Landes, Albret. Chalosse, Marsan, Tursan, Navarra u. Bearn, größtentheils arm, sandig, haidig u. sumpfig, während die übrigen Theile fruchtbar sind. Die Einwohner (Gascogner) wanderten daher oft aus u. dienten in fremden Heeren, sie waren tapfer u. klug, dabei aber eitel u. ruhmredig, sprachen gern von ihren angeblichen Reichthümern u. Besitzungen, so daß der Ausdruck Gasconade zur Bezeichnung harmloser Prahlereien wurde, u. man namentlich in der älteren französischen Literatur mit Gascogner einen geistreichen Prahler bezeichnete. – Die G. wurde seit dem Ende des 6. Jahrh. von Basken bewohnt. Der fränkische König Chilperich suchte das auch von Römern nicht eroberte Land vergebens zu unterwerfen; seine Armee wurde 581 geschlagen, u. erst 602 gelang es, die G. dem Frankenreiche einzuverleiben. Sie wurde von Herzögen regiert, die oft zugleich auch Herzöge von Aquitanien waren, weshalb diese Länder zu jener Zeit als zusammenhängend betrachtet wurden. 768 belehnte Karl d. Gr. Welf I. (Lupus) mit dem Herzogthum G., der bis 774 regierte, woraufihm sein Enkel Welf II., Sohn seiner Tochter u. des Herzogs Weifar von Aquitanien, folgte. Als Karl d. Gr. 778 von seinem Zuge aus Spanien zurückkehrte, fiel ihm Welf II. in dem Thale Ronceval im Rücken an u. schlug seine Nachhut. Später wurde er von den Truppen des Kaisers gefangen; Karl d. Gr. ließ ihn aufhängen u. theilte das Land unter seine Söhne Aldarich u. Welf Sancho. Erster empörte sich mehrmals gegen Karl u. wollte 812 den damaligen König von Aquitanien, Ludwig den Frommen, bei seinem Zuge von Pampluna nach der G. in dem Thale von Ronceval überfallen, wurde aber geschlagen, gefangen u. ebenfalls gehängt. Welf Sancho hinterließ seinen Theil von G. seinem ältesten Sohn Aznar, der 823 siegreich gegen die Mauern kämpfte u. 831 sich des Königreichs Navarra bemächtigte, aber 836 von den Normannen gefangen u. getödtet wurde. Aldarichs Sohn Signin u. sein Enkel Welf Centulus wurden von Ludwigdem Frommen mit Aldarichs Ländern belehnt u. theilten sie abermals. Siguin empörte sich 815 gegen Ludwig, wurde aber 816 von dessen Sohn Pipin geschlagen u. fand im Gefecht seinen Tod. Dasselbe Schicksal hatte 818 sein Sohn Garcias, der ihm als Herzog gefolgt war. Welf Centulus setzte den Kampf gegen den Kaiser fort, wurde aber 819 geschlagen, gefangen, seiner Länder beraubt u. ging nach Spanien. Die G. wurde nun wieder mit dem Frankenreiche vereinigt u. von absetzbaren Herzögen (Ducs amovibles) regiert. So blieben die Verhältnisse bis in die zweite Hälfte des 9. Jahrh., wo die Gascogner sich wieder von Frankreich losrissen u. 872 Sancho Miterra, einen Enkel des Welf Centulus, zu ihrem Herzoge wählten. Dieser u. die ihm folgenden Herzöge, Sancho II., Garcia Sancho, Sancho Garcia etc. erkannten die Oberherrschaft der französischen Könige nicht an. Von den genannten Herzögen ist gar nichts bekannt. Wilhelm Sancho od. Sanchez, der um 984 starb, hatte viel mit den Normannen zu kämpfen u. stiftete die Abtei des St. Severus, unterwarf später sogar sein Land der Abtei, u. der Abt des Klosters zu St. Sever hatte das Recht, die Stände des Landes zu berufen. Auf ihn folgte sein Sohn Bernhard Wilhelm bis 1010, u. diesem sein Bruder Sancho Wilhelm bis 1033. Da auch dieser blos Töchter hatte, so folgte ihm sein Enkel Berengar, der aber schon 1036 st. u. den Grafen Odo von Poitiers zum Erben hatte. Odo fiel 1040 bei der Belagerung von Meuze. In Folge dessen kam die G. an Guyenne (s.d.). Seit der Revolution bildet die G. die Departements Landes, Ober-Pyrenäen, Gers, Lot-Garonne u. Nieder-Pyrenäen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Gascogne — prop. n. A region of southwestern France; Gascony. Syn: Gascony. [WordNet 1.5] …   The Collaborative International Dictionary of English

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  • Gascogne — [gȧs kō̂n′y ] Fr. name for GASCONY * * * …   Universalium

  • Gascogne — [gȧs kō̂n′y ] Fr. name for GASCONY …   English World dictionary

  • Gascogne — 43° 58′ 37″ N 0° 10′ 34″ W / 43.977, 0.176 …   Wikipédia en Français

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