- Günther [1]
Günther, der geehrte Tapfere, männlicher Name, I. Mythische Personen: 1) s. Gunther.
II. Weltliche Fürsten. Der Name G. ist bes. in dem Hause Schwarzburg von jeher gewöhnlich gewesen, früher wurden die einzelnen Glieder des Hauses durch, dem Namen vorgesetzte Zahlen unterschieden, jetzt durch Beisatz eines anderen Namens. 2) G., Graf von Schwarzburg. arnstädtische Linie, geb. 1304; stand in den Jahren 1342 u. 1345 den Grafen von Weimar u. Orlamünde gegen den Landgrafen Friedrich den Ernsthaften bei u. wurde nach Ludwig von Baiern im Januar 1349 als Gegenkaiser Karls IV. zum deutschen Kaiser gewählt; aber bald von seinen Anhängern verlassen, entsagte er im Juni 1349 gegen eine Summe von 20,000 Mark Silber der Kaiserkrone u. starb wenige Tage darauf, am 18. Juni 1349, in Frankfurt a.M., wo er auch im Dome beigesetzt wurde. 3) G. Friedrich Karl, Fürst von Schwarzburg-Sondershausen, ältester Sohn des 1794 verstorbenen Fürsten Christian G. u. der Prinzessin Wilhelmine von Anhalt-Bernburg, geb. 5. Dec. 1760, folgte 1794 seinem Vater in der Regierung, trat dieselbe 1835 dem Folgenden ab u. st. 22. April 1837; er war seit 1799 vermählt mit Prinzessin Karoline, Tochter des Fürsten Friedrich zu Schwarzburg-Rudolstadt (st. 1854). 4) G. Friedrich Karl, ältester Sohn des Vorigen, geb. 24. Sept. 1801, übernahm nach der Resignation seines Vaters am 19 Aug. 1835 die Regierung über Schwarzburg-Sondershausen; er war zweimal vermählt: erst seit 1827 mit Marie, Tochter des Prinzen Karl von Schwarzburg-Rudolstadt (st. 1833) u. seit 1835 mit Mathilde, Tochter des Fürsten zu Hohenlohe-Öhringen (geschieden 1852); der Erbprinz aus erster Ehe, Karl G., ist 1830 geboren. 5) Friedrich G., Fürst zu Schwarzburg-Rudolstadt, älterer Sohn des 1807 verstorbenen[781] Fürsten Ludwig, geb. 6. Nov. 1793, folgte seinem Vater 28. April 1807 unter der Vormundschaft seiner Mutter Karoline von Hessen-Homburg u. trat die Regierung 6. Nov. 1814 persönlich an, s.u. Schwarzburg; seit 1854 Wittwer von Prinzessin Auguste von Anhalt-Dessau, vermählte er sich wieder 1855 mit Helene geb. Gräfin von Reina, Tochter des Prinzen Georg von Anhalt-Dessau; seine drei Söhne sind sämmtlich gestorben, sein präsumtiver Nachfolger ist sein Bruder Albert.
III. Geistliche Fürsten. A) Erzbischof von Köln. 6) G., wurde nach Einigen 842, nach Andern 850 Erzbischof, begünstigte 860 die Scheidung des Königs Lothar von Theutberge u. wurde deshalb 863 vom Papst abgesetzt; er st. 873 in Italien, ohne wiedereingesetzt zu sein. Vgl. Köln (Gesch.). B) Erzbischöfe von Magdeburg. 7) G. I., Graf von Schwalenberg, wurde 1278 Erzbischof, abdicirte aber bereits 1270, s. Magdeburg (Gesch.). 8) G. II., Graf von Schwarzburg, erst Coadjutor des Erzbischofs Albert u. 1403 dessen Nachfolger; er hatte viele Kämpfe mit seinen Nachbarn u. den Magdeburgern u. st. 23. März 1445 auf Giebichenstein; s.u. Magdeburg (Gesch.).
IV. Schriftsteller. 9) G. (Guntherus Ligurinus), ein Deutscher, erhielt wahrscheinlich seinen Beinamen, weil er des Kaisers Friedrich I. Thaten in Ligurien besang, u. lebte noch unter Heinrich VI.; er schr. ein Gedicht: De rebus gestis Friderici I., herausgeg. Frankf. a.M. 1726 u.ö.; steht auch in Reubers Scriptores rer. Germ 10) G. von Andernach (Guinterus s. Winterus Andernacensis), geb. 1487 in Andernach am Niederrhein; war Rector in Goslar u. Lehrer der Griechischen Sprache in Löwen, studirte seit 1525 Medicin in Paris, wurde Leibarzt des Königs Franz I., wandte sich später nach Metz u. Strasburg, wo er als Lehrer der Griechischen Sprache u. später als praktischer Arzt lebte u. 1574 starb. Er übersetzte ins Lateinische die alten Ärzte: Paulus Ägineta, Alexander Trallianus, viele Werke des Galen u.a.; gab den Cäl. Aurelianus heraus; u. schr.: Anatomicae institutiones, Basel 1536, etc.; De victus et medendi ratione, Strasb. 1542; De pestilentia. ebd. 1565; De balneis, ebd. 1565; De medicina veteri et nova, Basel 1571, Fol.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.