- Harnverhaltung
Harnverhaltung (Ischuria, Urischesis), gänzliche Verhinderung des Harnabgangs, zu der die Harnstrenge (Dysuria) den Übergang macht, indem hier der Harn nur schwierig u. tröpfelnd abgeht, die, wenn das Auströpfeln zugleich schmerzhaft ist, auch als Harnwinde (Harnzwang, Stranguria) bezeichnet wird. Man unterscheidet die H. aus Mangel an Harnabsonderung in den Nieren,[57] od. auch, wenn der Abfluß des Harns aus den Nieren od. durch die Harnleiter gehindert ist, als falsche H. (Ischuria notha, I. renalis od. I. uretica), wogegen bei der echten H. (Ischuria vera, I. vesicalis), der Abfluß des Harns aus der Blase verhindert ist, die nach Verschiedenheit der verhindernden Urfachen, als Entzündung, Schwäche od. Lähmung, vorzüglich bei Greisen, Krampf, organischen Krankheiten der Blase od. der benachbarten Theile, der Harnblase, od. mechanische Ursachen, Harnsteine, in die Blase ergossenes Blut, Druck benachbarter Theile, Verwachsung od. Verengerung etc. der Harnröhre (I. urethralis), bei krankhafter Affection derselben, ebenfalls verschieden ist u. verschiedene Behandlung erfordert. Zufälle der echten H. sind Schmerz u. Austreibung der Blase, Verstopfung, Stuhlzwang, Erbrechen, Ohnmacht, in hartnäckigen Fällen folgt Harnblasenentzündung od. selbst Zerreißung. Die Behandlung der entzündlichen kommt im Allgemeinen mit der der Harnblasenentzündung, die der krampfhaften mit der von Lähmung od. Schwäche mit der der Harnblasenlähmung überein. Bei Unwirksamkeit anderer Mittel muß zeitig der Katheter od. auch der Harnblasenstich angewendet werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.