Hohenhausen

Hohenhausen

Hohenhausen u. Hochhaus, ein altadeliges, seit 1686 freiherrliches Geschlecht, welches ursprünglich aus Pommern stammt u. später nach Böhmen übersiedelte, wo eine Linie in den Grafenstand erhoben wurde, im 16. Jahrh. aber bereits ausstarb. Ein Zweig war schon 1443 nach Pommern zurückgekehrt, u. von da wendeten sich einige Linien nach Baiern, Kurhessen u. Schweden, wo sie noch blühen. I. Baierische Linie. Merkwürdig sind: 1) Freiherr Sylvius Maximilian, geb. 1738, wurde wirklicher Hauptmann im großen Generalstabe des Feldmarschalls Daun (1759), war während der Türkenkriege in der Suite Laudons u. Lacy's, trat 1773 in kurpfalz-baierische Dienste, wurde dann Generalmajor, Generalquartiermeister, Oberst-, Marsch- u. Verpflegungscommissär u. st. 1814 in Ansbach. 2) Freiherr Johann Nepomuk (legte sich seines Geschicks halber den Namen Peregrinus bei), Bruder des Vor., stand anfangs in kurpfälzischen Kriegsdiensten, trat bald hernach als Oberbergamtsassessor in preußische Dienste, siedelte später nach Dachau in Baiern über u. st. 1832 als quiescirter Mauthbeamter in Nürnberg; er war vermählt mit Maria Anna geb. Freiin von Wittorf. Jetziger Chef ist: 3) Freiherr Leonhard, Sohn des Vor., geb. 28. Juni 1788 in Dachau, wurde im Cadetenhause in München erzogen, trat 1805 als Lieutenant in die baierische Armee ein u. nahm an den Feldzügen dieses u. der folgenden Jahre Antheil, zeichnete sich namentlich bei Kanth in Schlesien aus, wurde verwundet u. fiel in Gefangenschaft. Im Feldzug 1809 fungirte er als Oberlieutenant u. Adjoint im Generalstabe Lefèbvre's u. Drouet's. An dem Kriege gegen Rußland nahm er als Ordonnanzoffizier des Generals von Raglovich Theil u. wurde auf dem Rückzuge aus Rußland gefangen genommen. Als Baiern sich den Alliirten angeschlossen hatte, wurde er freigegeben u. nahm als Hauptmann am Feldzuge gegen Napoleon im Hauptquartier des Fürsten Schwarzenberg Theil; 1822 wurde er Adjutant des Fürsten Wrede u. leitete dann einige Zeit die Erziehung des Kronprinzen Maximilian, jetzigen Königs von Baiern. Seit 1823 zum Major befördert, wurde er 1833 Oberstlieutenant, 1839 Oberst u. Regimentscommandeur, 1843 Generalmajor u. Brigadier u. am 1. März 1847 Staatsrath u. Kriegsminister; 1848 trat er vom Ministerium zurück, wurde Commandant von Nürnberg u. reiste auch im selben Jahre, zum Generaladjutanten ernannt, im Auftrage des Königs Maximilian nach [456] Griechenland; 1849 erhielt er das Commando der ersten Infanteriedivision, rückte 1850 zum Generallieutenant auf u. wurde 1851 als Commandeur der zweiten Division nach Augsburg versetzt u. 1852 zum Inhaber des 7. Infanterieregimentes ernannt. Er ist seit 1852 in zweiter Ehe vermählt mit Anna Mathilde geb. von Pol.

II. Preußische (sonst Hessische) Linie: 4) Freiherr Joseph Sylvius, geb. 1743 zu Lobedienst in Niederschlesien, war preußischer Kriegs- u. Domänenrath u. st. 1822; er war in erster Ehe vermählt mit Friederike geb. von Ledebur aus dem Hause Mühlenburg in zweiter Ehe, mit Luise geb. von Massow aus dem Hause Rohr u. Rummelsburg. 5) Freiherr Leopold, Sohn des Vor., war erst westfälischer Unterpräfect, dann preußischer Regierungsrath in Minden u. st. 1848. Sein Sohn, Karl von H., geb. 1810, erschoß sich 1833 als Student in Bonn, in Folge einer Gemüthsstörung, worüber der Vater: Karl v. H., zur Beherzigung für Eltern, Erzieher, Religionslehrer u. Ärzte, Braunschw. 1836, schrieb. 6) Philippine Amalie Elise geb. v. Ochs, geb. 4. Nov. 1789 in Waldau bei Kassel, seit 1809 mit Vor. vermählt, war die Tochter des westfälischen, dann hessischen Generals von Ochs, lebte von 1822–24 in Berlin, dann in Minden, wurde 1848 Wittwe u. wandte sich nachher nach Frankfurt a. d. O., wo sie den 2. Decbr. 1857 starb; sie schr.: Frühlingsblumen, Münst. 1816; Minden u. seine Umgebungen, Mind. 1819; Natur, Kunst u. Leben; Reiseerinnerungen, Altona 1820; Poggezana, Danzig 1825; Novellen, Braunschw. 1829, 2 Bdchn.; Bilder aus dem Leben, Rinteln 1833; Rousseau, Goethe, Byron, Kaff. 1847; Johann u. Cornelius de Witt (historisches Schauspiel), ebd. 1847; Die Marquesasinsel, Bremen 1853; Die Jungfrau u. ihre Zukunft in unserer Zeit, Wien 1854; Das Geheimniß des Glücks, ebd. 1855, u.a.m.; übersetzte den Corsar des Lord Byron, Altona 1820. Jetziger Chef ist 7) Freiherr Ludwig Emil, Sohn von H. 4) aus dessen zweiter Ehe geb. 1795, ist kurfürstlich hessischer Major in Pension u. seit 1856 Wittwer von Friederike geb. Freiin v. Sturmfeder.

III. Schwedische Linie, welche nicht freiherrlich ist, aber 1786 unter die schwedische Ritterschaft u. den Adel aufgenommen wurde; dermaliger Chef ist: 8) Karl von H., Sohn des 1755 verstorbenen Majors Karl Johann, geb. 1787 in Sweaborg, ist Chef des Kriegsdepartements u. seit 1815 mit Henriette geb. Gräfin Posse vermählt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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