Linse [1]

Linse [1]

Linse, 1) die Pflanzengattung Ervum; 2) bes. Gemeine L., stammt aus Frankreich u. Wallis; die dünne, jährige Wurzel treibt schwache, niederliegende, an andere Pflanzen sich anhängende, 1 bis 2 Fuß lange haarige, eckige Stängel, von unten an mit mehreren Zweigen; die gefiederten Blätter stehen wechselweise; aus den Blattwinkeln kommen seine Stielchen, deren jedes zwei bis drei weißliche, unterwärts hängende Blüthen trägt. Die Samenhülsen (Schoten) enthalten nicht mehr als zwei runde, aber auf beiden Seiten glatt gedrückte Samen,[402] L-n werden auf dem Feldegebaut; sie verlangen einen mehr sandigen, doch kräftigen, vom Unkraut reinen u. deshalb nicht frisch gedüngten Boden u. werden im März gesäet; der Boden in schmalen Furchen muß schon im Herbst gepflügt u. gut geegget werden; am besten säet man sie nach gedüngten Kartoffeln. Besonders eignen sich die L-n als Mengkorn unter die Gerste (Linsengerste, s.u. Gerste u. Gemang) u. unter den Sommerroggen gesäet. Für die Ernte (gewöhnlich in der Mitte August) muß man den Zeitpunkt wahrnehmen, wenn die Schötchen bräunlich zu werden anfangen, wenn auch das Kraut noch grün ist. Bei völliger Reise, od. wenn nachdem Abbringen Regen einfällt, springen die Schötchen leicht auf u. man erleidet einen starken Ausfall. Die ausgerauften L-n bindet man in lockere Büschel, stellt sie zum Abtrocknen hin u. bringt sie dann sogleich nach Hause. Durchschnittlicher Ertrag pro Morgen 6 Berliner Scheffel Körner u. 6 Schock Stroh; letzteres hat fast gleichen Werth wie das Heu. Die L. wird in verschiedenen Abarten cultivirt: a) Große Gartenlinse (Pfennig-, Heller-, Französische L.), zeichnet sich durch bedeutende Größe, Mehlreichthum, besseren Geschmack u. hellere Farbe aus; sie hat viel Neigung in die Wicke überzugehen; b) Gemeine Feld- od. Kleine L., am häufigsten angebaut; e) LangschotigeL., sehr ergiebig, Same dunkelbraun od. schwärzlich, runzelich u. sehr stark eingeschrumpft; d) Schwarze L., sehr ertragreich u. wohlschmeckend, artet nicht leicht aus, von schwarzblauer Farbe; e) Provencerlinse, sehr wohlschmeckend, begnügt sich mit weniger gutem Boden; f) Rothe Winterlinse, ausgezeichnet von Geschmack, von rother Farbe, wird im Herbst gesäet; g) Alpenrobur, s.d.; h) Lentejes, sehr schöne große, glatte, grünlichgelbe L. aus Spanien; i) Lentille de Gallardon, sehr groß, glatt, blaßgrünlichgelb od. bräunlich; k) Schwarzeamerikanische L., sehr wohlschmeckend, hat großes Korn von grauer Farbe mit grauen Flecken. Die L-n geben gekocht (wobei sie noch in ihrem häutigen Überzuge bleiben, wovon ihr guter Geschmack abhängt) eine nahrhafte Speise, gehören aber, wie Erbsen u. Bohnen, zu der gröberen u. gute Verdauungskraft erheischenden Kost, zumal wenn sie nicht sehr weich gekocht werden. Gewöhnlich werden sie mit Fett od. Butter als Zukost, od. auch für sich (Linsengericht), od. als Suppen (Linsensuppen) genossen. Im Archipelagus sind sie die Hauptnahrung der Einwohner. Ehemals war das Linsenmehl (Farina lentis) auch in Apotheken aufgenommen; 3) jeder kleine, runde, in Form einer Feldlinse plattgedrückte Körper; 4) das unten am Pendel befestigte Gewicht, gewöhnlich in Gestalt einer Scheibe od. eines Sterns; 5) (Anat.), so v.w. Krystalllinse, s.u. Auge 1) A) k); 6) (Bot.), so v.w. Lenticula.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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