- Perugīno
Perugīno (spr. Perudschino), Pietro, eigentlich Vanucci od. Vanucchi, geb. 1446 in Citta della Pieve, Maler u. Haupt der Umbrischen Schule u. Meister Rafaels. Er wurde von seinem Vater Cristoforo Vanucci, welcher nach Perugia gezogen war, einem dortigen Maler als Ladenjunge gegeben. Zur Kunst erwacht, scheint er bei Niccolo Alunno in die Lehre gegangen zu sein, wandte sich aber bald nach Florenz, wo er die Unterweisung des Andrea Verocchio genoß. Inzwischen bildete er sich ganz eigenthümlich aus, arbeitete abwechselnd in Florenz, Perugia u. der Umgegend u. in Rom, gründete eine ausgedehnte Malerschule u. st. 1524 in Castello di Fontignano bei Perugia. Seine Gemälde zeichnen sich nicht durch besonderen Geist der Erfindung aus, nicht durch Mannichfaltigkeit der Charaktere, Bewegungen, Situationen, wohl aber durch eine hinreißende Kraft u. Tiefe des Ausdruckes, vornehmlich der Andacht u. Ergebung, durch eine edle, correcte u. strenge Zeichnung, durch eine kräftige Modellirung u. eine reine Glut, Tiefe u. Harmonie der Farben, wie sie selten getroffen werden. In seinen späteren Arbeiten ist er handwerksmäßig u. in seinen weltlichen Bildern unerquicklich, unübertrefflich aber in seinen Bildnissen. Werke: die Kreuzigung in Sta. Magdalena de Pazzi in Florenz, al fresco; die Kreuzabnahme (in der Galerie Pitti), die Grablegung, das Gebet am Ölberg, die Himmelfahrt Mariä; S. Michael u.a. in Öl in den florentinischen Sammlungen; Fresken im Wechselgericht zu Perugia um 1500 etc.; Fresken in der Sixtina zu Rom um 1491; Taufe Christi, Petri Schlüsselamt, die Geburt Christi (in San Francesco del Monte bei Perugia), die Findung Mosis u. die Himmelfahrt Mariä von ihm mußten dem Jüngsten Gericht des Michel Angelo weichen; die Decke in der Stanza del incendio mit biblischen Gestalten, welche auf Bitten Rafaels vor dem vom Papst bereits verordneten Herabschlagen bewahrt blieben. Schüler von ihm sind, außer Rafael, noch Pinturicchio, Rocco Zoppo, Montevarchi, Gerino, Ubertini, Bacchiacca, Lo Spagna, Andr. l'Ingegno etc.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.