Pistōja [1]

Pistōja [1]

Pistōja, 1) Bezirk der toscanischen Präfectur Florenz, 131/2 QM. mit 99,400 Ew.; 2) Stadt darin unweit des Ombrone, an der Eisenbahn von Pisa nach Florenz; hat Citadelle, Bischofssitz, Kathedrale S. Jacopo, 27 Pfarr- u. 26 Klosterkirchen (S. Bartolommeo, S. Andrea, S. Giovanni Fuoricivitas, S. Francesco, Sta. Maria dell' Umilita, S. Domenico, das Battisterio), alle mit ausgezeichneten Sculpturen, Gemälden u. Kunstschätzen; Hospital, mehre ansehnliche Paläste (Bischöflicher Palast, 1787 auf Riccis Befehl erbaut, Pal. Prätorio, jetzt Tribunal, 1368 errichtet, Pal. della Communità, von 1295), Accademia della scienze, die öffentliche Schulanstalt La Sapienza mit Bibliothek; außerdem Capitularbibliothek, 6 Archive, Bischöfliches Seminar, Botanischer Garten, Wollen-, Quincaillerie- u. Eisenfabrikation (Flintenläufe u. Messer), Fabrikation von Nadeln, landwirthschaftlichen u. musikalischen Instrumenten, viel Gärtnerei; 13,500 Ew. Die Diamanten von P. sind gute Kiesel (Bergkrystalle) aus der Nachbarschaft. Nahe bei P. sind die sehr besuchten Bäder von Monte Catini. P. ist Geburtsort des Juristen Cino u. des Dichters Forteguerri. Vgl. Tolomei, Guida di P., 1822._– P. hieß im Alterthum Pistoria (Pistorium) u. war eine unbedeutende Stadt in Etrurien. Bei P. sammelte Catilina 63 v. Chr. seine Anhänger, um von hier nach Gallien zu fliehen, allein es kam zur Schlacht, in welcher sein Heer von Petrejus, Legaten des Consuls Antonius, nach hartnäckiger Gegenwehr gänzlich geschlagen wurde u. er selbst nebst allen Anführern fiel. Der Longobardenkönig Desiderius umgab sie mit Mauern. Im Mittelalter kam sie zu ziemlichem Ansehen, bis sie endlich Florenz u. Lucca 1250 einnahmen, schleiften u. ihr Gebiet theilten. Später machte sie sich wieder frei, doch schadeten ihr die bürgerlichen Unruhen, namentlich der guelfischen Cancellieri u. ghibellinischen Panciatichi, von denen Letztere bei der allgemeinen Unterdrückung der Ghibellinen in Toscana vertrieben wurden. Aber bald begannen die Cancellieri unter sich Streit; sie theilten sich in die Schwarzen (Neri) u. Weißen (Bianchi) u. zogen ganz P. in ihren Kampf. Endlich vertrieben die Florentiner, welchen die Obergewalt auf drei Jahre übertragen wurde, die Häupter der beiden Parteien. Nachher kam es an Toscana. Hier wurde 1786 die Diöcesansynode von Bischof Ricci (s.d.) gehalten, welche den Reformplan des Großherzogs Peter Leopold berieth u. annahm, welcher jedoch auf der Nationalsynode zu Florenz 1787 von den Bischöfen durch die Majorität verworfen wurde. Vgl. Fioravanti, Memorieistor. della cità di P., 1738; Atti et decreti del concilio dioeces. di P. a. 1786, herausgeg. von Bracali 1788, latein. 1791, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pistōja — Pistōja, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Florenz, 65 m ü. M., in fruchtbarer Ebene am Fuße des Etruskischen Apennin, an den Eisenbahnen Florenz P. Bologna und P. Lucca Pisa, im Viereck erbaut und von einer Stadtmauer mit fünf Toren nebst… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Pistōja [2] — Pistōja, Leonardo da P. Guelfo dal Celano, od. Grazia od. Malatesta, ein florentinischer Maler, dessen Lebensverhältnisse unbekannt sind. Im Dome von Volterra ist ein Bild von ihm vom Jahre 1516, in welchem er zugleich Perugino u. Fra Bartolommeo …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Pistoja — Pistōja, das alte Pistoria (später Pistorium), Stadt in der ital. Prov. Florenz, (1901) 62.606 E., Dom San Zenone (12. und 13. Jahrh.), Fabrikation von Eisenwaren und musikal. Instrumenten; hier 62 v.Chr. Niederlage und Tod des Catilina …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Pistoja — Pistoja, diese zu Toskana gehörende, in einer fruchtbaren Ebene liegende Stadt zeichnet sich durch ihre breiten und geraden Straßen aus, hat 10,000 Ew., wird vom Ombrone benetzt, hat 2 Bibliotheken, 16 Kirchen, von denen die Domkirche, die… …   Damen Conversations Lexikon

  • Pistoja [1] — Pistoja, das röm. Pistoria, toscan. Stadt nordwestl. von Florenz, Sitz eines Erzbischofs, mit merkwürdiger alter Kathedrale; 13300 E., Gewehrfabrikation, Gartenbau; s. Ricci …   Herders Conversations-Lexikon

  • Pistoja [2] — Pistoja, Leonardo da, genannt Malatesta, hieß eigentlich Grazia, ital. Maler aus dem 16. Jahrh., hielt sich hauptsächlich in Rom und Neapel auf, war ausgezeichnet im Porträt u. durch vortreffliches Colorit …   Herders Conversations-Lexikon

  • Pistoja — Sp Pistojà Ap Pistoia L mst. ir p ja, C Italija …   Pasaulio vietovardžiai. Internetinė duomenų bazė

  • Cino da Pistoja — (spr. tschí ), eigentlich Guittone Sigisbuldi, ital. Dichter und Rechtsgelehrter, geb. vor 1270 in Pistoja, gest. daselbst Ende 1336 oder Anfang 1337, studierte in Bologna die Rechte, wurde alsdann Richter in seiner Vaterstadt und faßte hier eine …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Cino da Pistoja — Cino da Pistōja (spr. tschi ), ital. Rechtsgelehrter und Dichter, geb. 1270 zu Pistoja, gest. das. 24. Dez. 1336, Freund Dantes. »Gedichte« (1878) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Cino da Pistoja — (Tsch–), eigentlich Guittone und im Diminutiv Guittoncino, geb. 1270 zu Pistoja, berühmter Rechtsgelehrter, auch Dichter, Freund Dantes und Petrarcas, st. 1336. Seine »Poesie« vollständig herausgegeben von Campi, Pisa 1826 …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”