Medien

Medien

Medien (a. Geogr.), Landschaft Asiens, begrenzt von Armenien, Assyrien, Susiana, Persis, dem Kaspischen Meer, Parthien u. Hyrkanien, umfaßte also das heutige Aserbidschan, Ghilan u. die Westhälfte von Masenderan. Das Land war gebirgig durch Zweige des Tauros u. Antitauros, an der Westgrenze gegen Assyrien der Kaspios, gegen Assyrien der Choatras u. Zagros mit den Zagrischen od. Medischen Pässen (auf welchen man aus Assyrien nach M. kam, j. Sarpilpässe), nach Parthien hin der Parachoathras; weit durch das Land zog sich der Jasonios, östlich nach Hyrkanien der Koronos u. Orontes; berühmt durch die große Inschrift ist der Berg Bagistana (s. Bisutun); die Flüsse, Kambyses, Kyros, Amardos, Straton, Charinda, gingen alle zum Kaspischen Meere; im westlichen Theile war der große Salzsee Spauta. Im nördlichen Theile war M. kalt, unfruchtbar, von räuberischen Völkern bewohnt, im südlichen eben, fruchtbar, bes. an Wein, Feigen, Citronen u. Pomeranzen, welche von hier nach Europa gekommen sind, u. voll herrlicher Weiden. Auch war die Pferdezucht ausgezeichnet, bes. in dem Nisäischen Gefilde, südlich von den Kaspischen Pforten. Hauptstadt war Ekbatana; andere Städte: Rages, Gosan, Charan, Kir. Die Einwohner, Meder (Medi), vormals tapfer u. bes. gute Bogenschützen, arteten, nachdem Kunst u. Industrie durch die Babylonier bei ihnen Eingang gefunden hatten, aus u. ergaben sich der Schwelgerei u. Üppigkeit in Lebensweise u. Kleidung. Nach Alexander d. Gr. war M. in Atropatene, nördlich, Matiana, der südwestliche Theil, u. M. magna, südlich u. östlich, eingetheilt. Die Regierung war despotisch; den Gottesdienst hatten die Meder mit den Babyloniern gemein, die Priesterkaste waren die Magier. Ihre Sprache gehörte zu den Arischen: Sprachen u. war mit dem Persischen verwandt; Überreste der alten Medischen Sprache sind noch in den Keilschriften, s.d.

Nach der Sage sollten die Meder, welche ursprünglich das Land bewohnten, zuerst Arier geheißen u. erst, nachdem Medos, der Sohn der Medea (s.d.) in ihr Land gekommen u. König geworden war, den Namen Meder erhalten haben; indeß heißt das Land schon im A. T. Madai. Die Meder standen Anfangs unter Königen, nachdem aber der König Pharnes, 1230 v. Chr., von dem Assyrerkönig Ninos besiegt u. mit seiner Familie aus Kreuz geschlagen worden war, kamen die Meder unter die Herrschaft der Assyrer u. wurden von Satrapen aus ihrer Mitte regiert. Nach Ktesias riß sich der Statthalter Arbakes um 888 v. Chr. von der Oberherrschaft Assyriens los u. gründete das Medische Reich, welches er bei seinem Tode seinem Sohne Mandaukes hinterließ. Nach Andern aber waren jene Könige Genennte seit Arbakes blose Statthalter, u. erst nachdem Sanheribs'[66] Zug nach Syrien mißglückt war, fielen 714 v. Chr. die Meder von Syrien ab. In der Folge entstand Unruhe u. Unordnung im Lande, u. erst (Artäos) Dejokes stellte wieder einen geordneten Zustand her u. wurde 709 od. 708 zum König gewählt. Er gründete Ekbatana als Hauptstadt, erbaute sich einen Palast, gab Gesetze u. führte eine strenge Hofetiquette ein; er st. 656 od. 655 v. Chr. Sein Sohn Phraortes unterwarf sich 654 die Perser, Parther, Hyrkanier u. Paktrer, als er aber die Assyrier angriff, wurde er 635 od. 633 geschlagen u. kam um. Kyaxares, sein Sohn, führte zuerst Kriegsordnung ein u. schied Lanzenträger, Bogenschützen u. Reiter im Treffen von einander; führte, mit König Nabopalassar von Babylon verbunden, Krieg gegen die Assyrier, dann gegen den Lydierkönig Alyattes (bis 610), vertrieb 607 (nach And. 620) die Skythen, welche 28 Jahre lang Asien beherrscht u. verheert hatten, u. zerstörte 606, nach der Eroberung Ninives, das Assyrische Reich, welches er nun mit M. verband. Er unterwarf auch Armenien u. Kappadokien, überhaupt erstreckte sich sein Reich vom Halys bis zum Indos, er st. 596 od. 593, u. ihm folgte sein Sohn Astyages (s.d.). Diesen stieß 558 sein Enkel Kyros (s.d.) vom Throne u. verband M. mit Persien. Von nun an theilte M. die Schicksale des Persischen Reichs, s. Persien (Gesch.). Alexander der Große setzte nach der Zerstörung des Persischen Reiches den Meder Atropates zum Statthalter über ganz M., welcher später in den nördlichen Gebirgsgegenden ein selbständiges Reich bildete, welches er auf seine Nachkommen vererbte; diese hielten sich lange durch Tapferkeit u. Klugheit gegen Parther u. Römer, bis sie sich endlich den Ersteren unterwerfen mußten. Huber, De aetate Assyriorum et regno Medorum, Fran. 1663; Hupfeld, De vetere Medorum regno, Rint. 1843.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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