Schnecke [2]

Schnecke [2]

Schnecke, 1) Ding, welches wie das Gehäuse einer S. spiralförmig gewunden ist, daher 2) an Uhren, welche von einer Feder bewegt werden, der Theil, auf welchen beim Aufziehen der Uhr die Kette gewunden wird. Die S. besteht aus drei Theilen: der Schneckenwelle, der S. im engeren Sinne (Schneckenkegel) u. einer oberen kleinen Platte, mit einer Hervorragung, der Schneckenschnauze. Die stählerne Schneckenwelle liegt mit ihrem Zapfen in den beiden Uhrplatten; bei französischen Uhren geht sie durch die Pfeilerplatte, bei englischen Uhren durch die Klobenplatte hindurch u. hat daselbst eine viereckige Verlängerung, den Aufziehzapfen. Die eigentliche S. ist ein abgestutzter Kegel von Messing, an welchem ein stufenförmiger Absatz spiralförmig in die Höhe läuft, so daß er 5–8 Umgänge, Schneckengänge bildet, in welche sich die Kette bequem legen kann. Die Kette ist mit dem einen Ende an dem Federhause, mit dem anderen Ende unten an dem breiten Theil des Schneckenkegels befestigt. Auf der Schneckenwelle, unter dem Schneckenkegel u. mit diesem durch ein Gesperre (Schneckengesperre) vereinigt, ist ein Stirnrad (Schneckenrad) angebracht, welches den übrigen Rädern die Bewegung mittheilt. Nach dem Aufziehen strebt nämlich die das ganze Uhrwerk treibende Spiralfeder sich wieder auszudehnen, u. in dem Maße als der Regulator (Unruhe od. Pendel) ihr dies gestattet, dreht sie das Federhaus herum, dieses strebt die Kette auf sich u. von der S. abzuwinden u. dreht dadurch die S.u. das Schneckenrad herum. Durch die S. erhält nun die Uhr einen gleichmäßigen Gang; die Kette überträgt nämlich die treibende Kraft der Spiralfeder auf die S.u. durch das Schneckenrad auf das Räderwerk; je mehr Glieder der Kette von der S. auf das Federhaus schon aufgewickelt sind, desto mehr hat sich die Feder schon ausgedehnt, desto schwächer wird die Spannung u. Kraft der Feder im Federhause; soll nun die auf das Räderwerk übertragene treibende Kraft stets dieselbe Größe haben, so muß man den Hebelarm, auf welchen die Kraft wirkt, in demselben Maße vergrößern, in welchem die Kraft selbst abnimmt; denn das Moment der Kraft für die drehende Bewegung ist ja das Product aus Kraft u. Hebelarm. Die genannte Bedingung wird durch die S. erfüllt, denn je mehr Glieder der Kette sich von der S. schon abgewickelt haben, desto größer ist die Windung, von welcher die Kette abläuft. Durch die S. wird auch die Zeit des Gehens einer Uhr verlängert, indem die S. einige Umgänge mehr macht, als das Federhaus. Beim Aufziehen der Uhr, wo die Kette von dem Federhause auf die S. gewunden wird, dreht sich nur die S. herum, u. das Schneckenrad bleibt stehen, weil letzteres nur vermittelst des Schneckengesperres von der S. mit herum genommen wird. Damit nun die S. beim Aufziehen der Uhr sich nicht zu weit herumdrehe u. die Kette sprenge, dient die oben erwähnte Schneckenschnauze, welche dann an einen Vorfall anstößt. Hook, ein Engländer, soll zuerst eine Uhr mit einer S. verfertigt haben. 3) Allerlei Verzierungen, welche nach einer Schneckenlinie gebildet sind, bes. solche Verzierungen am Capitäl der ionischen u. korinthischen Säule; 4) so v.w. Wendeltreppe; 5) so v.w. Propellerschraube; 6) so v.w. Schneckenbohrer; 7) (Lauf), der oberste Theil der Bogeninstrumente, worin die Wirbel befestigt sind, weil er schneckenartig geschnitzt ist; 8) das Schloß einer Faschine, wenn die Winden sorgsam untergesteckt sind; 9) die Schraubenspindel einer Schraube ohne Ende (s.d.); 10) ein knöcherner Kanal im Ohr (s.d. S. 242); 11) so v.w. Weibliche Scham; 12) Krankheit beim erwachsenen Rindvieh; das Fett in der Gegend der Klauen wird eiterig u. sondert sich in Gestalt einer S. ab; entsteht durch längeres Stehen in Feuchtigkeit.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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