Sicilische Kriege

Sicilische Kriege

Sicilische Kriege. 1) Sicilisch-athenischer Krieg von 415–413 v. Chr. Die Macht, welche Syrakus über die anderen sicilischen Staaten erworben hatte, wurde wegen der Anmaßungen der syrakusanischen Tyrannen drückend, bes. veranlaßten u. unterhielten dieselben Streitigkeiten unter den Städten, um immer als Schiedsrichter zwischen denselben auftreten zu können u. ihnen ihre Willkür fühlen zu lassen. In einer solchen Streitigkeit zwischen Selinus u. Segesta hatte sich auch erstere Stadt um Hülfe nach Syrakus gewendet, Segesta aber nach Athen. Von Alkibiades beredet, schickte Athen 415 v. Chr. eine Flotte von fast 100 Schiffen unter Alkibiades, Nikias u. Lamachos nach Sicilien. Indeß der Erstere wurde bald wieder abberufen, um sich wegen eines ihm schuldgegebenen Frevels zu vertheidigen (s. Alkibiades). Die beiden anderen Feldherren setzten den Feldzug fort, aber ohne Glück; da sie verschiedener Ansichten waren, wurde der Angriff bei der Unentschlossenheit des Nikias nicht nach dem Rathe des Lamachos gerade auf Syrakus gerichtet, sondern Nikias suchte nach einem Siege über die Syrakusaner die Städte Siciliens u. Unteritaliens während des Winters durch Unterhandlungen auf seine Seite zu ziehen Erst im Frühjahr 414 zogen sie vor Syrakus u. belagerten die Stadt. Hier fiel Lamachos; die Athener hatten sich dann schon der Verschanzungen (Epipolä) u. des Hafens bemächtigt, daß die Syrakusaner bereits wegen der Übergabe unterhandelten: als die Belagerten Hülfe von den Lacedämoniern u. deren Verbündeten unter Gylippos bekamen. Diese landeten bei Himera u. drangen, von den Himeräern unterstützt, gegen Syrakus vor. Zwar schickten die Athener dem Nikias einige Schiffe unter Eurymedon zu Hülfe, allein die Athener mußten sich aus Epipolä zurückziehen. Nachdem im Frühjahr 413 Demosthenes mit einer neuen Flotte angekommen war, wurde wieder ein Angriff auf Epipolä gemacht, welcher aber mißlang. Da Demosthenes voraussah, daß kein Erfolg zu erringen war, rieth er zum Abzug, aber Nikias ging nicht darauf ein, gab auch weder dem Landheer eine andere Stellung, noch ließ er die Flotte aus dem Hafen von Syrakus in See stechen, u. so erlitt die Flotte eine Niederlage, wobei Eurymedon blieb. In einer Schlacht im Hafen von Syrakus wurden aber die Athener gänzlich geschlagen, auch die Landarmee hatte gelitten, u. als sich die Athener in der Nacht zurückziehen wollten, so wurden sie von den Syrakusanern angegriffen; sie schlugen sich zwar durch, mußten sich aber wegen Mangels an Lebensmitteln trennen u. die eine Abtheilung unter Demosthenes mußte sich den Feinden am Erineos, wenige Tage später, im September 413, auch die andere unter Nikias am Asinarus ergeben. Die gefangenen Athener wurden in die Steinbrüche bei Syrakus eingesperrt u. meist durch Krankheiten aufgerieben, Demosthenes u. Nikias aber in Syrakus nach einem Volksbeschluß hingerichtet. Dieser Krieg kostete die Athener an 200 Schiffe u. über 60,000 M., u. war der Grund, daß die Krisis des Peloponnesischen Krieges um so schneller eintrat. Beschrieben ist dieser Krieg von Thukydides im 6. u. 7. Bande seiner Geschichte. 2) Sicilisch-carthagische Kriege, s. Sicilien S. 5 f. 3) Sicilisch-römischer Krieg so v.w. Erster Punischer Krieg. 4) So v.w. Erster u. Zweiter Sklavenkrieg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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