- Tieck
Tieck, 1) Ludwig, geb. 31. Mai 1773 in Berlin als der Sohn eines Seilers; studirte in Halle bes. Romanische Sprachen, wandte sich von da nach Göttingen u. Erlangen u. beschäftigte sich in Berlin bes. mit dem Studium der bildenden Künste, der altdeutschen Dichtungen u. der neuen Literatur, Bald nahm sein Geist eine polemische Richtung gegen die moderne Aufklärung u. gegen die gemeine Ansicht der Poesie. Nach seiner Vermählung mit einer Tochter des Pastor Alberti in Hamburg, lebte T. eine Zeitlang in Jena, wo A. W. u. Fr. Schlegel, von Hardenberg u.a. seine Freunde wurden, dann 1801–1802 mit Schlegels in Dresden u. gab mit A. W. Schlegel in Tübingen 1802 einen Musenalmanach heraus, worin er sich als lyrischer Dichter zeigte. Dann lebte er in Berlin u. auf dem Landgute Ziebingen bei Frankfurt a. d. O. Auf einer Reise nach Italien gelangten seine Kunstansichten zu höherer Reise. Nach der Rückkehr (1806) lebte er eine Zeitlang in München, später wieder in Ziebingen. 1818 benutzte er auf einer Reise nach London die dortigen geschichtlichen u. handschriftlichen Sammlungen für ein Werk über Shakespeare. Seit 1819 lebte er wieder in Dresden, mit dem Charakter eines königlich sächsischen Hofraths, u. wurde 1825 bei der Direction des Dresdner Hoftheaters angestellt. Dieser Posten veranlaßte ihn zu Kritiken über die deutsche Schaubühne, welche er in der Abendzeitung mittheilte u. dann mit verwandten Aufsätzen in seinen Dramaturgischen Blättern, Bresl. 1826, 2 Bde., sammelte. Seit 1840 erhielt er eine Pension vom König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen u. lebte in Berlin, wo er 28. April 1853 starb. Er schr.: William Lywell, Berl. 1795, 2. Aufl 1814; Peter Leberecht, ebd. 1795 f., 2 Bde.; Volksmährchen (darunter Blanbart, Der gestiefelte Kater), ebd. 1796, 3 Bde.; Franz Sternbalds Wanderungen, ebd. 1798, 2 Bde. (mit Wackenroder, unvollendet); Romantische Dichtungen, Jena 1799 f., 2 Bde.; Das Ungeheuer u. der verzauberte Wald, Bremen 1800; Poetisches Journal, Jena 1800; Auswahl altdeutscher Minnelieder, Berl. 1803; Phantasus (Bearbeitung deutscher Volksbücher), ebd. 1812–16, 3 Bde., n. A. 1844; Ulrichs von Lichtenstein Frauendienst, Stuttg. 1812; die Dramen: Leben u. Tod der Sta. Genovefa, Fortunat, Kaiser Octavian (1804); Lyrische Gedichte, 1821–23, 3 Bde., n. A. 1841; Novellen (seit 1821, darunter: Die Gemälde, 1822, Die Reisenden, 1823, Die Verlobung, 1823, Musikalische Leiden u. Freuden, 1824, Die Gesellschaft auf dem Lande, 1825, Dichterleben, 1826, Der Krieg in den Cevennen, 1826, Der junge Tischlermeister, 1836, Vittoria Accarombona, 1840), gesammelt Breslau 1835–46, 20 Bde., Berlin 1853, 12 Bde.; Übersetzung des Don Quixote, Berl. 1799–1801, 4 Bde.; Altenglisches Theater, ebd. 1811, 2 Bde.; Shakespeares Vorschule, Lpz. 1823–29, 2 Bde.; Volle:, dung u. neue Ausg. der Schlegelschen Ausg. Shakespeares, 9 Thle. bis 1833, 5. A. Berl. 1855; Die Sommernacht (eine Jugenddichtung, erst nach seinem Tode herausgegeben), Frankf. 1853. Aus den Papieren Wackenroders gab er 1797 in Berlin die Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, u. Phantasien über die Kunst, Hamb. 1799, heraus, vermehrt mit eigenen Aufsätzen. Gesammelte Schriften, Berl. 1799, 12 Bde.; 1828 f., 15 Bde.; u. Ausg. ebd. 1831–42, 20 Bde.; Kritische Schriften, Lpz. 1848, 4 Bde. (3. u. 4. Band enthält die Dramaturgischen Blätter); Nachgelassene Schriften, herausgeg. von R. Köpke, Lpz. 1855 f., 2 Bde. Vgl. Rud. Köpke, Erinnerungen aus dem Leben Ludw. T-s, Lpz. 1855, 2 Bde. 2) Christian Friedrich, geb. 14. August 1776 in Berlin, Bruder des Vor.; Bildhauer u. Professor an der Kunstakademie in Berlin. Nachdem er als Knabe bei einem Meister Bettkober als Lehrbursche gedient hatte, kam er zu Schadow als Schüler u. vervollkommnete sich in Dresden, seit 1798 in Paris (unter David) u. Rom; er st. 14. Mai 1851 in Berlin. Seine Hauptstärke bestand in Porträtstatuen, wovon mehre in der Walhalla bei Regensburg sind. Die Domkirche in Berlin, so wie das[590] neue Schauspielhaus daselbst, sind mit freistehenden Gestalten von ihm geschmückt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.