- Aranjuez
Aranjuez (spr. Aranchues), Stadt u. königliches Lustschloß in der spanischen Provinz Toledo, in der Gabel zwischen Xarama u. Tajo, durch Kanal zwischen beiden ganz zur Insel gemacht. Wasserfall des Tajo 1/2 Stunde entfernt. Bei A. sind herrliche Anlagen, breite Doppelalleen von Ulmen, die mit anderen Gärten einen Stern bilden, französische Hecken, Gärten mit Bildsäulen u. Wasserkünsten, die aus dem Landsee Mar de Ontigala (so nach einem Dorfe, wo die fremden Gesandten wohnen, genannt), gespeist werden, Sammlungen (Kupferstiche, Gemälde, Gefäße). Die Stadt ist nach holländischer Weise gebaut u. hat 6000, wenn der Hof da ist, 9000 Ew. Von dem 5 Meilen entfernten Madrid führt eine schöne Straße hierher. Wegen sumpfiger Wiesen im Sommer ungesund, daher der Aufenthalt des Hofes nur von Ostern bis Ende Juni währt. Sonst Pferde-, Maulesel- u. Büffelzucht. Dabei die Aranjuezer Mineralquelle zur Gewinnung von Glauber-, Bittersalz u. dgl. benutzt. Seit 1853 ist A. mit Tembleque durch eine Eisenbahn verbunden. – A. ist das Ara Jovis der Alten. Im Mittelalter war es Eigenthum der Ritter von St. Jago, wurde dem Orden aber von Karl I. (V.) abgekauft; Philipp II. baute ein Schloß daselbst, u. seitdem ist es von mehreren Königen, bes. von Ferdinand VI., Karl III. u. IV., verschönert worden u. ist oft Aufenthalt des Hofes. Die Etikette wird dann milder, das Leben angenehmer, daher das französische Sprüchwort: Ils sont passés les jours d'Aranjuez (die Tage von A. [d. h. die gute, angenehme Zeit] sind vorüber), was Schiller zu Anfangsworten im Don Carlos benutzte. Hier den 12. April 1772 Vertrag zwischen Frankreich u. Spanien, nach welchem dieses jenem in Amerika gegen England beizustehen sich verpflichtete; u. die Verschwörung von A., 18. März 1808, wo sich Ferdinand VII. als Prinz von Asturien gegen seinen Vater auflehnte, s. Spanien (Gesch.).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.