- Capverdische Inseln
Capverdische Inseln (Ilhas do Cabo Verde, Ilhas verdes, Iles du Cap Verd, Inseln des Grünen Vorgebirges), eine den Alten unbekannte Inselgruppe, 70 Meilen nordwestlich vom Cabo Verde (Senegambien, WAfrika) 14°45' bis 17°15' nördlicher Breite, 4°30' bis 7°30' westlicher Länge (von Ferro), mit einem Gesammtflächenräume von 791/2QM., zerfallen in 2 Gruppen, eine westliche über dem Winde (die Inseln Sao Antao, Sao Vicente, S. Lucia u. S. Nicolao), u. eine östliche unter dem Winde (Brava, Fogo, Sao Thiago [Santiago, St. Jacob], Boavista, Majo u. Sal, wozu noch einige kleinere unbewohnte Klippen gehören); meist gebirgig mit hohen, steilen Ufern; höchste Spitzen: Pic do Fogo, 8587 Fuß, Pao d'Açucar (Zuckerhutberg), 8000 Fuß, Caldera, 6000 Fuß, Corda, 5000 Fuß, von submariner Vulcanbildung, Basalt, Bimsstein: Klima außerordentlich heiß (21° R., mittlere Temperatur) u. auf den meisten höchst ungesund (auf S. Thiago für Europäer sogar tödtlich); Juli bis Novbr. Regenzeit, außerdem sehr trocken, trotz der Wasserarmuth auf den meisten eine reiche Tropenvegetation: Drachenblutbaum, Kaffee, Iatropha Curcus (wovon das Ricinusöl), Baumwolle, Bataten, Zucker, Tabak, Mais, Wein, Orangen, Indigo, Cucurbitaceen, Bananen, Euphorbium balsamiferum; an den Klippen Guano; Blei, Seesalz, Kalk- u. Bausteine, Schwefel; Grüne Affen, Rindvieh, Schweine, Ziegen, Maulthiere, Esel, Schildkröten, Cochenille, Seidenraupen. Die Bevölkerung besteht aus Portugiesen (darunter viele Deportirte), Negern, Mulatten u. anderen Mischlingen, ist durch häufige Hungersnoth (namentlich 1831–33) sehr oft decimirt worden u. belief sich bei der letzten officiellen Volkszählung von 1854 auf 86,488 Seelen, worunter 3979 Sklaven, ganz Weiße nur der 20. Theil; die Einw. sind unwissend u. faul, aber gutmüthig; sämmtliche Inseln stehen unter portugiesischer Oberhoheit; der Generalgouverneur (1856 Barreiros Arrobas) residirt in Villa de Praya (S. Thiago); die Sprache ist selten rein portugiesisch, meist mit verschiedenen afrikanischen Wörtern gemengt; Religion katholisch unter einem Bischof in S. Nicolao; Unterricht erst in neuerer Zeit etwas gehoben. 12 Elementarschulen,[675] bewaffnete Macht: ein portugiesisches Artillertebataillon von 547 Mann; Finanzen: Einnahmen (1856–57): 98,971 Milreis; Ausgaben: 127,736 Milreis; Handel nicht unbedeutend; Ausfuhr: Häute, Getreide, Salz, Tabak, Drachenblut, Baumwolle, Ricinusöl etc., jährlich für 450,000 Milreis; Einfuhr: baumwollene Stoffe, Seife, Eisen, Kartoffeln, Mehl, insgesammt jährlich für 100,000 Milreis; Hafenplätze: Villa de Praya (S. Thiago) u. Boavista; auf Sao Vicente Kohlenniederlage der regelmäßig hier anlegenden englischen Postdampfschiffe nach dem Capland u. Brasilien, dadurch Verbindung mit Europa u. Süd-Amerika. Vgl. C. de Chelmicki u. T. A. de Varnhagen, Corografia Cabo Verdiana ou Descripçao geographico-historica da Provincia das Ilhas do Cabo Verde e Guiné, Lissab. 1841_–42; C. Darwin, Geological observations on volcanie islands, Lond. 1844; I. I. Lima, Ensais sobre a estatistica das possessoes Portuguesas na Africa occidental e oriental. Lissab. 1844, 2 Bde.; A. Schmidt, Beiträge zur Flora der Capverdischen Inseln, Heidelberg 1852.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.