Eyck

Eyck

Eyck, 1) Hubrecht van E., geb. 1366 in Eyck bei Maaseyck im Lüttichschen, Maler; er st. 1426 in Gent. 2) Jan van E., Bruder u. Schüler des Vor., geb. um 1396 (n.A. um 1370) in Eyck bei Maaseyck, seit 1425 Maler u. Kammerdiener Philipps des Guten von Burgund, in dessen Diensten er mehrfache Reisen machte, um fremde Fürstentöchter zu malen. Er st. 1441 in Brügge. Beide Brüder u. ihre Schwester Margarethe haben sich wahrscheinlich in Brügge niedergelassen. Über ihre näheren Lebensverhältnisse ist wenig bekannt, desto größer aber ist ihre Bedeutung für die Kunstgeschichte, denn mit der Gründung ihrer Schule trat der Realismus, das Streben nach treuer Wiedergabe natürlicher Formen u. Farbenerscheinungen in das Kunstleben ein. Wenn auch nicht festzustellen ist, daß die Gebrüder van E. die Ölmalerei erfunden haben, so bleibt ihnen jedenfalls der Verdienst, durch Verbesserung derselben der Technik der Malerkunst diejenige Vollendung gegeben zu haben, welche den Aufschwung der Kunst zur höchsten Blüthe möglich machte. Jan van E. war zunächst der Gründer der Niederländischen Malerschule, weiterhin aber auch der Befreier der Malerei aus hergebrachten conventionellen Schranken u. einer der Erwecker des Kunstgeistes, welcher im 15. u. 16. Jahrh. in Deutschland, Italien u. Spanien seine herrlichsten Früchte trieb. Neben ihrer realistischen Richtung besaßen die Gebrüder E. eine durchaus edle u. religiös-erhabene Auffassungsweise, welche jedoch weniger bei Jan als bei Hubrecht sich ausprägte. Jener verwandte dagegen noch größeren Fleiß auf Nachbildung der menschlichen Gestalt, auch der Landschaft u. Architektur, die er zuerst statt des Goldgrundes einführte, auf dem bis dahin die Gestalten gemalt worden waren. Seine Färbung ist gesättigt u. harmonisch, in den Lichtern gern kalt, in den Schatten bräunlich; Zeichnung genau, Rundung voller Verständniß, aber noch nicht durchgebildet; treffend ist der Ausdruck, mannigfaltig die Charakteristik u. bewundernswürdig die Ausführung. Hauptwerk: Die Anbetung des Lammes, ein großes Altarbild in 12 Abtheilungen in Gent, vom Jahr 1432, das sein Bruder angefangen u. er vollendet hat; 6 von diesen Bildern befinden sich gegenwärtig in Berlin. Außerdem besitzt die Akademie von Brügge mehrere Gemälde seiner Hand, auch die Pinakothek in München wenigstens ein verlässiges (Lucas, die Madonna malend). Mit Unrecht aber sind ihm zugeschrieben: das sogenannte Danziger Bild, das 1807 von den Franzosen nach Paris geführt, von den Preußen 1815 zurückgebracht u. seiner Inschrift zufolge 1467 (also nach seinem Tode) gemalt worden ist; desgleichen die Anbetung der Könige in der Pinakothek zu München, die um dieselbe Zeit von einem Maler in Köln gemalt zu sein scheint. Auch als Miniaturmaler haben sich die Gebrüder van E. hervorgethan. Ein Meßbuch mit 59 größeren Bildern, für den Herzog von Bedford gemalt, befindet sich in Privatbesitz in Liverpool, ein Brevier mit Eyckschen Miniaturen in der kaiserlichen Bibliothek in Paris. Die berühmtesten Schüler Jans van E. sind: Pieter Christophsen, Gerh. v. d. Meeren, Hugo v. d. Goes, Antonelli v. Messina, Rogier v. d. Weyden der Ältere. Vgl. Waagen, Hubert u. Johann van E.; Passavant, Kunstreise durch England u. Belgien. 3) Margarethe van E., Schwester u. Schülerin der Vor., blieb aus Liebe zur Kunst unverheirathet u. in steter Gesellschaft ihrer Brüder. Aders in London besitzt ein liebliches Bild von ihr, in 3 Abtheilungen Maria mit dem Kind im Grünen. 4) Lambert van E., der jüngste Bruder der Vor., als Maler der unbedeutendste der Geschwister E., vollendete das von seinem Bruder Jan begonnene Altarbild in Ypern (jetzt in Privatbesitz in Brügge). Sein Todesjahr ist unbekannt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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