Hahn [3]

Hahn [3]

Hahn, 1) Sim. Fr., geb. 1692 in Klosterbergen, wurde 1717 Professor der Geschichte zu Helmstädt, 1727 Historiograph u. Bibliothekar in Hannover u. st. daselbst 1729; er schr.: Deutsche Staats-, Reichs- u. Kaiserhistorie, Halle 1721–1724; Collectio monumentorum veter. et recent. inedit., Braunschw. 1724–26, 2 Bde., u.a.m. 2) Phil. Math., geb. 1739 zu Scharnhausen bei Stuttgart, studirte in Tübingen u. starb 1790 als Pfarrer zu Echterdingen. Schon seit seiner Jugend mit der Mechanik u. Gnomonik beschäftigt, fertigte er später allgemein geschätzte mathematische Uhren, z.B. eine große astronomische Pendeluhr, eine kleine astronomische Uhr mit der Anzeige der Mondphasen, eine allgemeine Äquinoctialsonnenuhr, auch andere mathematische u. physikalische Instrumente. 3) Joh. Gottfried von H., geb. 1694 in Schweidnitz, wurde 1748 geadelt, 1751 Arzt in Breslau u. st. 1753; er schr.: Variolarum antiquitates, ebd. 1733; Carbo pestilens, ebd. 1735; Morbilli variolarum vindices, ebd. 1753, u.a. 4) Ludw. Philipp, geb. 1746 zu Trippstedt in der Pfalz, studirte in Göttingen u. war Mitglied des dortigen Dichtervereins; er st. 1787 als Kammersecretär u. Rechnungsrevisor in Zweibrücken u. schr. die Trauerspiele: Der Aufruhr zu Pisa, Ulm 1776; Graf Karl von Adelsberg, Lpz. 1776; Robert von Hohenecken, ebd. 1778; Lyrische Gedichte, ebd. 1766. 5) Michael, Sohn eines Bauers, geb. 2. Februar 1758 zu Altdorf im Württembergischen, fühlte sich schon früh zum religiösen Leben hingezogen, lebte unter Separatisten u. hatte Erleuchtungen, die er niederschrieb; er machte dann eine Reise nach der Schweiz u. dem Elsaß, trat in der Versammlung Gleichgesinnter als Prediger auf u. zog sich dann nach Sindlingen bei Herrenberg zurück, wo er still, aber nicht ohne Einfluß mit seinen Anschauungen lebte u. st. 1819. Unter dem Einfluß der Lectüre Böhmescher, Öttingerscher u. dergleichen Schriften brachte er seine Ansichten in ein speculativ-theosophisches System; seine Anhänger heißen Michelianer, sie haben sich, wie H. selbst, nie von der Kirche getrennt, verlangen sittlichen Ernst, innerliches Nacherleben des Leidens u. der Auferstehung Christi u. stete Wachsamkeit über den Zustand der Seele. H-s Schriften, herausgegeben Tüb. 1819, 12 Bde.; mehre seiner geistlichen Lieder sind, bearbeitet von A. Knapp, in das Württembergische Gesangbuch von 1841 aufgenommen. 6) Heinrich Wilhelm, geb. 1760 in Lemgo, bildete sich in mehreren Buchhandlungen zum Buchhändler u. errichtete 1792 in Hannover eine Sortiments- u. Verlagsbuchhandlung unter der Firma: Gebrüder Hahn, indem ein jüngerer Bruder, Bernhard Dietrich H. (st. 1818), noch hinzugezogen wurde Der Vertrieb u. die Unternehmungen dieser Handlung gestalteten sich in allen Fächern der Literatur bald bedeutender. Außer einigen, mit dem Geschäft in Hannover verschmolzenen, von den Gebrüdern H. angekauften Buchhandlungen (Ritschersche, Trampeschein Halle, mehrere Verlagsartikel der Juniusschen), wurde Heinrich Wilhelm 1810 Eigenthümer der schon über 100 Jahre bestandenen Verlagsbuchhandlung von Kaspar Fritsch in Leipzig (seitdem Hahnsche Verlagsbuchhandlung) u. im Jahr 1818, nach dem Tode Bernh. Dietrichs auch wiederum der Hannoverschen Handlung, welche seit 1807 die Firma Hahnsche Hofbuchhandlung führt. Indessen blieben beide Buchhandlungen in Hannover u. Leipzig stets separirt. 1814 wurde H. Mitstifter der Bibelgesellschaft für das Königreich Hannover u. st. 1831. Ihm folgte in dem Besitze der Hahnschen Hofbuchhandlung in Hannover 7) Heinrich Wilhelm, sein ältester Sohn, geb. 1795, welcher nach gehöriger Vorbildung u. nach akademischen Studien in Göttingen (1814–16), seitdem, unterstützt von seinem jüngeren Bruder u. Associé, 8) Fr. Heinrich Ludw. H., geb. 1801, neben dem ausgebreiteten Sortimentsgeschäfte, vorzüglich auch die Verlagsunternehmungen noch weiter ausdehnte u. dadurch, so wie durch Sorgfalt für typographische Ausstattung u. Anordnung die Fortschritte u. Vergrößerungen der Druckereien in Hannover hauptsächlich beförderte. Der zweite Sohn von H. 6) 9) Heinrich Bernhard, geb. 1797, führte seit 1831 die nach des Vaters Tode auf ihn übergegangene Hahnsche Verlagsbuchhandlung in Leipzig fort. 10) Karl, geb. 1773 in Berlin, wurde Rector an der dortigen Garnisonschule, dann Erzieher des Prinzen von Solms-Braunfels, später Regierungs- u. Schulrath in Erfurt u. 1826 in Magdeburg; er schr.: Sprachlehre, Berl. 1803, u. Aufl. 1819; Stoff zur Bildung des Geistes u. Herzens, ebd. 1803, u. Aufl. 1810, 3 Thle.; Die Familie Bendheim,[850] ebd. 1804, 2 Thle.; Kinderfreuden, ebd. 1805; Parabeln, Elberf. 1811; Meine Reisen, ebd. 1812; Die beiden Freunde, Lpz. 1818 u.a.m. 11) August, geb. 27. März 1792 zu Großosterhausen bei Eisleben, wurde 1819 Professor der Theologie in Königsberg, 1826 in Leipzig, 1833 in Breslau u. seit 1844 zugleich Generalsuperintendent der Provinz Schlesien; er schr.: Bardesanes Syrorum primus hymnologus, Lpz. 1819; Das Evangelium Marcions in seiner ursprünglichen Gestalt, Königsb. 1823 (mit Sieffert); Chrestomathia Syriaca, Lpz. 1825; De rationalismi, qui dicitur, vera indole et qua cum naturalismo contineatur ratione, ebd. 1827; Offene Erklärung an die evangelische Kirche zunächst in Sachsen u. Preußen, ebd. 1827; Lehrbuch des christlichen Glaubens, ebd. 1828, 2. Aufl. 1856; Predigten, ebd. 1829; Sendschreiben an Bretschneider über die Lage des Christenthums, 1832; De religionis et superst itionis natura et ratione, Bresl. 1834; Das Bekenntniß der evangelischen Kirche u. die ordinatorische Verpflichtung ihrer Diener, Lpz. 1847; Predigten u. Reden, gehalten seit 1830, Bresl. 1852; Das Bekenntniß der evangelischen Kirche in seinem Verhältnisse zu dem der römischen u. griechischen, Lpz. 1653; Commentatio do superstitionis natura ex sententia patrum ecclesiae priscae, Bresl. 1855; er gibt seit 1842 auch die Theologischen u. kirchlichen Annalen heraus. 12) Karl August, geb. 14. Juli 1807 in Heidelberg, studirte 1824–30 in Heidelberg u. Halle Philologie, habilitirte sich 1639 in Heidelberg u. wurde 1848 außerordentlicher Professor; 1850 erhielt er einen Ruf als Professor der Deutschen Sprache u. Literatur nach Prag u. 1851 nach Wien, wo er am 20. Februar 1857 starb. Er schr.: Mittelhochdeutsche Grammatik, Frankf. 1842–47, 2 Bde.; Neuhochdeutsche Grammatik, 1848; Althochdeutsche Grammatik, Prag 1852; u. gab mehrere mittelhochdeutsche Schriften heraus.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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