Ionien

Ionien

Ionien (spr. I-onien, a. Geogr.), Land der Ioner (Iōnes), einer der vier griechischen Hauptstämme, nach Ion (s.d.) benannt, s. Griechenland (Gesch.). Die Ioner, das weichlichste u. leichtsinnigste, aber durch Kunst u. Wissenschaft ausgezeichnetste Volk unter den Hellenen, ließen sich auf der 1) Nordküste des Peloponnesos (Ägialea) nieder, nachher Achaia genannt, s. Achaia (Gesch.) u. Ion 1); von den Herakliden u. Doriern gedrängt, zogen die Ioner von hier nach der 2) Küste von Attika, daher Attika (s.d.) auch I. hieß; von Attika gingen unter Neleus mehrere Züge Ioner nach der 3) Westküste Kleinasiens, u. für diese blieb nun der Name I. Dies I. umfaßte die Küstenstrecke zwischen dem Hermos u. Mäander (jetzt Sighla), wo sich nach u. nach die 12 (mit Smyrna aber 13) Städte Phokäa, Smyrna, Klazomenä, Erythrä, Chalkis, Teos, Myonesos, Lebedos, Kolophon, Ephesos, Priene, Myos u. Miletos (s.d. a.) erhoben, die unter sich ein Schutz- u. Trutzbündniß (Ionischer Bund) gemacht hatten. Dieser Bund hatte seine Zusammenkünfte an dem Orte Panionion bei Ephesos am Berg Mykale, wobei auch Spiele (Panionia) zu Ehren des Poseidon gefeiert wurden. Die Bundesgesandten hießen Probulol. Die Ioner hatten in diese Niederlassungen ihre Industrie u. Gewerbsamkeit aus Hellas mitgebracht, u. dieselben wurden bald blühend durch Handel, Kunst, Poesie u. Wissenschaft u. ihrem Stammland Lehrer u. Vorbilder. Homeros, Hippokrates, Thales, Pythagoras, Xenophanes, Anaxagoras, Parrhasios, Apelles u.a. waren aus I. (vgl. Ionische Philosophie). Ihr Reichthum hatte schon den König Krösos von Lydien zu ihrer Unterwerfung angelockt, aber erst den persischen Großkönigen gelang es, sie 544 v. Chr. in ihre Abhängigkeit zu bringen. Bald unzufrieden mit dem persischen Regiment, erregten sie 503 v. Chr. einen Aufstand, der jedoch zur Folge hatte, daß eine der 12 Städte nach der andern, zuletzt das Haupt Milet 498 v. Chr., von den Persern wieder erobert wurde. Zwar befreite der Kimonische Friede die 12 Städte von der Herrschaft der Perser, u. der Bund trat von Neuem in Wirksamkeit, aber schon der Antalkidische Frieden 387 v. Chr. überließ sie wieder den persischen Herrschern. Dessen ungeachtet blühten in ihnen Handel u. Gewerbe fort u. nahmen noch zu, als sie seit Alexander dem Großen unter macedonische Herrschaft kamen; unter den Römern wurden sie selbst Sitze der Künste u. Wissenschaften u. sanken erst, als die Kaiser von Byzanz sie nicht weiter schirmen konnten u. die Osmanen ihre letzte Blüthe vernichteten. Nur in Smyrna hat sich noch jetzt diese Blüthe erhalten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • ionien — ionien, enne (i o niin, niè n ) adj. Qui appartient à l ancienne Ionie.    S. m. Les Ioniens, les peuples grecs qui habitaient l Ionie.    Le dialecte ionien, ou, substantivement, l ionien, le dialecte grec parlé par les Ioniens. On dit aussi… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Ionien — Ionien, der Küstenstrich Kleinasiens zwischen den Flüssen Hermus u. Mäander, so genannt von den Joniern, welche um 1050 v. Chr. sich dort ansiedelten. Ihre 13 Städte (Phokäa, Smyrna, Klazomenä, Erythrä, Chalcis, Teus, Myonesus, Lebedus, Kolophon …   Herders Conversations-Lexikon

  • IONIEN — IENNE. adj. On ne le met point ici comme nom de nation, mais seulement parce qu il est quelquefois synonyme d Ionique. Mode ionien. Vers ionien. Le dialecte ionien, ou substantivement, L ionien …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

  • Ionien — L ionien est un groupe dialectal du grec ancien, parlé dans une grande partie du pourtour de la mer Égée, principalement dans la région ancienne Ionie et ses colonies. Voir aussi linguistique liste de langues langues par famille langues indo… …   Wikipédia en Français

  • IONIEN, ENNE — adj. Synonyme d’Ionique. Mode ionien. Vers ionien. Le dialecte ionien, ou, substantivement, L’ionien …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 8eme edition (1935)

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  • Ionien — Io|ni|en; s: Küstenlandschaft Kleinasiens. * * * Io|ni|en; s: Küstenlandschaft Kleinasiens …   Universal-Lexikon

  • Ionien — Io|ni|en (Küstenlandschaft Kleinasiens) …   Die deutsche Rechtschreibung

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