- Villafranca
Villafranca, 1) Marktflecken u. Districtsort in der lombardisch-venetianischen Provinz Verona, am Tione u. der Eisenbahn Mantua; Sitz eines Districtscommissariats, einer Prätur u. eines Landvicariats, hat Castell aus dem 14. Jährl., 2 Kirchen, Kapuzinerkloster (seit 1836), Spital; 7150 Ew. Hier 11. Juli 1859 Zusammenkunft der Kaiser Franz Joseph I. u. Napoleon III. u. Präliminarfrieden, durch welchen der größte Theil der Lombardei an Sardinien kam, s.u. Lombardisch-Venetianisches Königreich S. 494; 2) Stadt in der piemontesischen Provinz Pignerolo, links am Po; 8800 Ew.; 3) Dorf in der piemontesischen Provinz Asti, an der Eisenbahn Turin-Allessandria; 1920 Ew.; 4) Marktflecken in der italienischen Provinz Massa, an der Magra; 3600 Ew.; 5) Marktflecken in der Provinz Girgenti auf der Insel Sicilien; 2600 Ew.; 6) Villefranche (spr. Willfrangsch), Stadt im französischen Departement Alpes maritimes, in herrlicher Lage an dem Golf von V. des Mittelmeeres (zwischen dem Col di V. u. der Landzunge von S. Ospizio, im Alterthum Portus Herculis) bei Nizza; Citadelle, Gouvernementspalast, Freihafen, geschützt durch zwei Forts, Schifffahrtsschule, Schiffswerfte, Leuchtthurm, Fischfang (bes. Thune), Seebäder, Handel mit italienischen Producten; 2500 Ew. V. war eine phönicische Anlage u. hieß zur Römerzeit Olivula portus; der Hafen wurde 1295 von Karl II. von Anjou als König von Sicilien zum Freihafen erhoben.[587] Im 16. Jahrh. wurde V. von der türkischen Flotte unter Hair-eddin Barbarossa zerstört, aber vom Herzog Eman. Philipp wieder aufgebaut u. durch eine Citadelle befestigt. Vor 1814 war V. der einzige Kriegshafen Piemonts, nachdem aber die Ligurische Küste an Sardinien gekommen war, wurden die Marineetablissements von V. nach Genua verlegt u. sank der Hafen fast ganz u. viele Einwohner von V. wanderten nach Nizza u. Mentone aus. 1858 trat der König von Sardinien den Hafen auf 20 Jahre pachtweise gegen 20,000 Franken jährlich als Kohlenstation an Rußland (nominell an eine Odessaer Dampfschifffahrtsgesellschaft) ab; 7) V. da Fixa, Villa im District von Lissabon der portugiesischen Provinz Estremadura, rechts am Tejo, am Anfange der Lizirias u. an der Eisenbahn Lissabon-Santarem, mit Hafen, lebhaftem Handel; 460 Ew. u. vielen Salzgruben in der Nähe; 8) V. de Ghro Dorf in der spanischen Provinz Zaragoza (Aragonien), am Gallego, über welchen eine Drahtbrücke (seit 1847) führt, u. an der Catalonischen Heerstraße; 700 Ew. Bei V. am 20. Aug. 1700 Sieg Karls von Österreich über Philipp V.; 9) V. de los Barros, Villa in der spanischen Provinz Badajoz (Estremadura); 7600 Ew.; 10) V. del Panadés, Stadt in der spanischen Provinz Barcelona (Catalonien) mit altem gothischen Palast der aragonesischen Könige, mehren Kirchen u. Klöstern, einigen Fabriken, viel Wein u. Südfrüchten; 6280 Ew.; 11) V. del Virezo, Villa in der spanischen Provinz u. dem Königreich Leon, in einem fruchtbaren, von hohen zum Theil schneebedeckten Gebirgen umgebenen Thalkessel, an den Flüssen Burbia u. Valcarve u. an der Galicischen Heerstraße, Wein- u. Getreidebau; 3250 Ew.; 12) V. do Campo, Villa auf der Insel St. Miguel (Gruppe der Azoren); hat mehre Kirchen u. Klöster, Rhede mit Fort; 3800 Ew.; in der Nähe warme Bäder, Schwefelbrunnen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.