Äthyl

Äthyl

Äthyl (Chem.), von Liebig zuerst angenommenes, in neuerer Zeit von Frankland isolirt dargestelltes Radical der Atherverbindungen; besteht aus C4H5 od. C8H10. Es entsteht durch die Einwirkung von Zink auf Ä-jodür; ist ein farbloses Gas von schwach ätherartigem Geruche, brennt mit stark leuchtender, weißer Flamme, wird bei – 18° noch nicht flüssig, läßt sich aber bei 2 (Atomen Druck zu einem durchsichtigen, leicht beweglichen Liquidum verdichten; specifisches Gewicht = 2,003; unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol. Es vorbindet sich A) mit Sauerstoff zu Äthyloxyd (Äther, Schwefeläther), C4H5O. Es wird dieses durch Destillation einer Mischung von 5 Theilen lmprocentigemt Weingeist u. 9 Theilen Schwefelsäurehydrat am zweckmäßigsten so bereitet, daß mittelst heberförmig gebogener Röhre aus einem nebenstehenden Gefäße während der Arbeit Weingeist in einem dünnen Strahle in der Maße in das Destillirgefäß geleitet wird, daß das Übergegangene stets ersetzt wird, u. die kochende Flüssigkeit auf gleichem Niveau bleibt, wo dann die Destillation, ohne Erneuerung der Schwefelsäure u. ohne den Apparat auseinander zu nehmen, lange Zeit fortgesetzt werden kann. In Bezug auf die Entstehung des A-oxyds nahm man früher an, daß in Folge der Einwirkung der Säure sich die Hälfte des Wasserstoffs des Alkohols mit Sauerstoff zu Wasser verbinde, während das ölbildende Gas desselben, mit der halben Quantität Wassers den Äther bilde. Ist aber das A. das Radical des Äthers u. der Alkohol das Hydrat des letztern, so kann man annehmen, daß die Säure dem Alkohol sein Hydratwasser entziehe, der frei gewordene Äther aber überdestillire. Das A-oxyd ist eine wasserhelle, sehr bewegliche, durchdringend ätherisch angenehm riechende, kühlend, durchdringend gewürzhaft schmeckende,[892] höchst entzündliche u. flüchtige, wegen schneller Verdunstung Kälte erzeugende Flüssigkeit, von 0,7154 specifischem Gewicht bei 16° R., welche das Licht stark bricht, die Elektricität nicht leitet, bei 28° R. siedet, bei 30–33° R. gefriert, sich in geringer Menge mit Wasser, in jedem Verhältniß mit Weingeist, ätherischen u. fetten Ölen mischt u. Harze, Copal, Kautschuk, Schwefel, Phosphor auflöst. Durch Hitze, durch den Sauerstoff der Luft, bes. in Dampfgestalt, durch wässerige Schwefel- u. Salpetersäure, durch Kalien u. mehrere Metalloxyde wird das Ä-oxyd zerlegt, wobei sich nach Maßgabe des zerlegenden Körpers verschiedene Producte ergeben. Wasserstoffsäuren zerlegen das A-oxyd u. verbinden sich mit dem Ä. Mit Säuren geht das Ä-oxyd salzartige, theils saure (Äthersäure), theils neutrale (sonst als eigenthümliche Ätherarten aufgeführte) Verbindungen, Ä-oxydsalze, ein (die einzelnen s. u. den betreffenden Säuren). Die sauren A-oxydsalze sind, concentrirt, ziemlich beständig u. lassen sich ohne Zersetzung bis 80° R. erhitzen. In höherer Temperatur u. im Wasser zerfallen die, deren Säuren wenig flüchtige Hydrate bilden, in Äther u. das Säurehydrat. Mit Salzen destillirt, deren Säuren flüchtig sind u. mit Äther flüchtige Verbindungen bilden, werden sie zerlegt. Ihre Säure geht an die Basis des andern Salzes, u. das Ä-oxyd, mit der flüchtigen Säure verbunden, als neutrale Verbindung über. Neutrale Doppelsalze des Ä-oxyds, mit manchen Säuren erhitzt od. destillirt, zerlegen sich ebenfalls in ein saures Salz mit metallischer Grundlage u. in eine ätherische Verbindung. Ä-oxyd, mit 1 Atom Wasser zu Hydrat verbunden, ist Alkohol (s.d.), welchen Säuren in dem Maße zerlegen, daß Sauerstoffsäuren, indem sie sich mit dem Äther verbinden, saure Salze, Wasserstoffsäuren, indem sie den Äther zerlegen, Verbindungen ihrer Radicale mit dem Ä. bilden. Durch Kalium u. Natrium wird das Hydratwasser des Alkohols zerlegt, es entsteht unter Entwickelung von Wasserstoffgas, Kalium u. Natriumoxyd, die mit dem Äther krystallisirbare Verbindungen bilden. il) Ä. u. Chlor verbinden sich zu Äthylchlorür (leichter Salzäther, Aether muriaticus), C4H5 Cl = Ae Cl, wird durch Sättigung des Alkohols mit gasförmiger Salzsäure u. Destillation in sehr kalt gehaltene Vorlagen, od. auch durch Destillation einer Mischung von Schwefelsäure, Alkohol u. geglühtem Kochsalz erhalten, ist farblos, durchdringend gewürzhaft, etwas knoblauchartig riechend, kühlend gewürzhaft schmeckend, von 0,8:4 specifischem Gewicht, siedet bei 11°, röthet Lackmus nicht, löst sich in 24 Theilen Wasser, trübt salpetersaure Silberoxydlösung nicht, brennt mit leuchtender, grün gesäumter Flamme, unter Ausstoßung von Salzsäuredämpfen, mischt sich in allen Verhältnissen mit Weingeist. C) Äthylbromür (Bromwasserstoffäther), C4H5 Rr = Ae Br, aus 1 Theil Brom, 4 Theile Alkohol,) vom Gewicht des Bromphosphors, durch Destillation bereitet; farblos wasserhell, sehr flüchtig, durchdringend ätherisch riechend u. schmeckend, schwer wie Wasser, durch Wasser nicht zersetzbar; Ammoniak verwandelt es in Äthylamin (s.d.). D) Äthyljodür (Jodwasserstoffäther), C4H5J = Ae J, wie der vorige zu bereiten, für sich bei 64,6° siedend, von 1,9206 specifischem Gewicht, schwierig entzündlich, benetzt das Glas nicht, wird an der Luft roth. Durch metallisches Zinn wird es unter Freiwerden von Ä. zersetzt. E) Mit Schwefel zu Äthylsulphür (Schwefelwasserstoffsäureäther), C4H5S = Ae S, bildet sich, wenn man eine weingeistige Lösung von Schwefelkalium mit salzsaurem Gase sättigt u. dann destillirt; farblose Flüssigkeit von Knoblauchsgeruch, in Wasser fast unlöslich, leicht löslich in Alkohol u. Äther; specifisches Gew. 0,825 Siedepunkt bei 73°; leicht entzündlich. Äthylsulphur-Schwefelwasserstoff (Mercaptan), C4H5S, SH, durch Destillation einer Mischung. einer concentrirten Lösung von schwefelsaurem Ä-oxydkalk, mit einer gleich starken, vorher mit Schwefelwasserstoffsäure vollkommen gesättigter Kalilösung bereitet; farblos, leicht flüssig, ätherartig durchdringend unangenehm, zwiebelartig riechend, siedet bei 63°, brennt mit blauer Flamme, löst Schwefel, Phosphor, Jod, erstarrt bei starker Kälte zu einer blättrig krystallinischen Masse; es verbindet sich mit Oxyden beim Zusammenbringen der wässerigen od. weingeistigen Lösung mit den entsprechenden Metalloxyden, deren Chloriden od. Salzen. Kalium u. Natrium, direct mit dem Mercaptan in Berührung gebracht, bilden weiße, krystallinische, leicht zersetzliche Verbindungen. Äthylsulphur-Schwefelblei (Bleimercaptid), AeS, PbS bildet gelbe Nadeln u. Blättchen, welche beim Erhitzen schwarz werden. Äthylsulphur-Schwefelquecksilber (Quecksilbermercaptid), weiße, krystallinische, fettig anzufühlende Masse, bei 85–87° zu einer klaren Flüssigkeit schmelzend, in siedendem Alkohol löslich. Äthylsulphur-Schwefelgold, farbloser, gallertartiger Niederschlag. Äthylsulphit, Äthylbisulsuret (Thialöl), C4H5S2 = AeS2, bei der Destillation höherer Schwefelungsstufen des Kaliums u. Bariums mit schwefelsaurem Ä-oxydkali neben anderen Producten, denen es an Flüchtigkeit weit nachsteht, gewonnen; farblose Flüssigkeit von Lauchgeruch, wenig löslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol u. Äther; siedet bei 151°, brennt mit blauer Flamme. F) Mit Cyan Äthylcyanür (Cyanwasserstoffsäureäther, Metacetonitril, Propionitril), C4H5 Cy = C6H5N; gleichviel trocknes, schwefelsaures Ä-oxydkali u. Cyankalium wird bei gelind steigender Wärme destillirt, u. das Destillat über Chlorkalcium rectificirt; ist farblos, von durch dringendem Knoblauchsgeruch, von 0,7 specifischem Gewicht, siedet bei 82°, wird durch Quecksilberoxyd, nicht durch Alkalien zerlegt; sehr giftig, brennbar, mischbar mit Alkohol, mit Äther, in geringerer Menge in Wasser löslich; bildet sich auch beim Behandeln von Propionamid mit wasserfreier Phosphorsäure. Äthylschwefelcyanür (Schwefelcyan-Ä.), C6H5NS2, durch Destillation eines Gemenges von Schwefelcyankalium, Alkohol u. Schwefelsäure entstehend; schwere, ölartige, mercaptanähnlich riechende Flüssigkeit, siedet bei 146°; specifisches Gewicht = 3,018, unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol u. Äther. G) Zersetzungsproducte des Ä-s u. seiner Verbindungen. Wenn Äther- od. Alkoholdämpfe durch eine glühende Röhre geleitet werden, so zerfallen sie in. Wasser, Aldehyd u. mehrere Kohlenwasserstoffverbindungen; wenn geschmolzenes Zinkchlorür in Alkohol gelöst wird, in Wasser u. Kohlenwasserstoffverbindungen von der procentischen Zusammensetzung des Albildenden Gases. Bei der Rectification des aus Schwefelsäure u. Weingeist bereiteten Äthers über Kalkmilch bildet sich auf der Oberfläche der letzteren [893] Weinöl, gelb, dickflüssig, aromatisch riechend, an der Luft u. durch Chlor eine terpentin- od. harzartige Beschaffenheit annehmend, bei 300° siedend, wenig in Alkohol u. in Wasser löslich von 0,9174 specifischem Gewicht, aus 87,72 Kohlenstoff, 11,6 Wasserstoff bestehend. Durch Destillation eines Gemenges von völlig trocknem, schwefelsaurem A-oxydkali (s. u. Schwefelsaure Salze) od. Kalk u. gebranntem Kalk, erhält man Schwefelsaures Äthyloxyd-Ätherol (Schwefelsäurehaltiges Weinöl), farblos, ölartig, schwerer wie Wasser, von aromatisch ätherartigem Geruch, kühlendem Geschmack, ohne Wirkung auf trockene Pflanzenfarben, bei 280° siedend, läßt sich, rein, unverändert destilliren, wirkt bei gewöhnlicher Temperatur nicht auf Kalium, löst sich in Äther u. Alkohol; wird dasselbe. mit Wasser erwärmt, so scheidet sich Ätherol od. Ätherin, C4H4 (leichtes Weinöl), ein ölartiger, aromatisch eigenthümlich schmeckender Körper von 0,918 specifischem Gewicht, siedet bei 280°, wird bei –35° fest, löst sich in Alkohol u. in Äther, mischt sich mit Schwefelsäurehydrat u. wird durch Wasser unverändert abgeschieden, vereinigt sich aber fest mit wasserfreier Schwefelsäure u. diese Verbindung bildet mit Baryt ein unauflösliches Salz. Bei ruhigem Stehen in niederer Temperatur bilden sich in dem Atherol Krystalle von Ätherin, die durch Umkrystallisiren aus Äther gereinigt, glänzendlange, durchscheinende, geschmacklos-zerreibliche, zwischen den Zähnen knirschende Prismen u. Blätter bilden, bei 110° mit schwachem, aromatischem Geruch schmelzbar, von 0,980 specifischem Gewicht in Alkohol löslich. Athionsäure (Carbylschwefelsäure, Ätherdoppelschwefelsäure), C4H6S4O14 = C4H4, 2HO, 4SO3, entsteht, wenn Alkohol mit wasserfreier Schwefelsäure in der Kälte zusammengebracht wird. Die mit Wasser verdünnte, durch kohlensauren Baryt gesättigte, nach Entfernung des schwefelsauren Baryts zur Syrupsconsistenz abgedampfte, mit Alkohol vermischte Flüssigkeit, gerinnt zu einem weißen Brei von äthionsaurem Baryt, aus dessen Auflösung die Säure durch Zusatz von verdünnter Schwefelsäure erhalten werden kann. Sie wird durch Erhitzung zerlegt in Alkohol, Schwefelsäure u. Isäthionsäure, ist also als eine chemische Verbindung von dieser u. von saurem schwefelsauren Ä-oxyd anzusehen. Isäthionsäure, C4H6S2O8 = C4H4, 2HO, 2SO3, mit der Ätherschwefelsäure isomer, wird durch Zerlegung des isäthionsäuren Baryts mittelst verdünnter Schwefelsäure u. Abdampfen dargestellt; dickflüssig, ölartig, sehr sauer, leicht in Weingeist u. Äther löslich, ohne Zersetzung eine Wärme von 150° vertragend; bildet mit Metalloxyden lösliche, 250° Wärme ohne Zersetzung vertragende, alle Salze mit organischen Säuren, auch das Chlornatrium zerlegende, auf Pflanzenfarben nicht wirkende Salze. Isäthionsaures Baryt, C4H5BaS2O8; wasserfreie Schwefelsäure wird mit ölbildendem Gas gesättigt, mit Wasser verdünnt, mit kohlensaurem Baryt neutralisirt; od. wasserfreier Äther mit wasserfreier Schwefelsäure in der Kälte gesättigt, mit Wasser verdünnt, gekocht bis keine Alkoholdämpfe mehr entweichen, mit Baryt gesättigt, abgedampft, bildet durchsichtige, hexagonale Tafeln, die bei 320° zu einer farblosen Flüssigkeit schmelzen. Isäthionsaurer Ammoniak, C4H5(NH4)S2O8, krystallisirt in Octaedern, welche bei 120° keinen Gewichtsverlust erleiden, aber bei 230° unter Abgabe von 11 Proc. Wasser in Taurin (s.d.) übergehen; Kali, in breiten Blättern u. rhombischen Tafeln; Kupferoxyd, in mehr grünen, regelmäßigen Octaedern, die beim Erhitzen 2 At. Krystallwasser verlieren u. milchweiß werden; Silberoxyd, in glänzenden, breiten, leicht löslichen Blättern; Bleioxyd, in harten, wasserfreien, sternförmig gruppirten Nadeln. Wenn man die concentrirte Auflösung des, auf vorstehend beschriebene Weise gewonnenen isäthionsäuren Baryts, ehr sie zum Krystallisiren gebracht wurde, mit ihrem gleichen Volumen Weingeist vermischt, so schlägt sich nach Liebig ein, in Weingeist völlig unlösliches Salz, Methionsaurer Baryt, nieder, der durch Umkrystallisiren aus Wasser gereinigt wird. Er bildet farblose, durchscheinende, glänzende, wasserfreie Blättchen, ist in 40 Theilen kalten Wasser, leichter in siedendem löslich, fällt kein Metalloxydsalz, verändert sich bei 100° nicht u. löst sich nicht in Alkohol. Die in demselben enthaltene Säure, Methionsäure, C2H6S2O8, welche durch verdünnte Schwefelsäure abgeschieden werden kann, ist eine sehr saure Flüssigkeit, die sich ohne Zersetzung kochen u. abdampfen läßt. Althionsäure bleibt nach Regnault, wenn der Rückstand von Bereitung des ölbildenden Gases aus Weingeist u. Schwefelsäure mit Wasser verdünnt u. mit Kalkhydrat neutralisirt wird, in einem auflöslichen Kalksatz (Althionsaurer Kalk) in der Flüssigkeit zurück, kann durch Schwefel- od. Kleesäure geschieden werden u. stellt eine saure Flüssigkeit dar, die beim Sieden Alkohol gibt u. mit dem schwefelsauren Ä-oxyd fast übereinstimmt, von diesem aber durch die Beschaffenheit ihrer Salze sich unterscheidet. Althionsaurer Kalk (s. oben) bildet, bis zur Krystallisation abgedampft, eine amorphe Masse; Althionsaures Baryt, kugelartige Anhäufungen seiner Nadeln; Althionsaures Kupferoxyd, blaßgrüne, lange, dünne, rhombische Blätter. H) Oxydationsproducte des Ä-s. u. seiner Verbindungen, die eine dem Äther u. Alkohol gleiche Anzahl von Kohlenstoffatomen enthalten. Acetyl, s.d.; Acetyloxydhydrat, s. Aldehyd; Acetyloxyd-Ammoniumoxyd, s. Aldehyd-Ammoniak; Acetyloxydhydrat mit Äther, s. Acetal; Aldehydharz, s.d.; Elaldehyd u. Metaldehyd, zwei Modificationen, die das Aldehyd durch längeres Stehen erleidet, in dem sich Krystalle erzeigen, die ein verschiedenes Verhältniß der constituirenden Elemente ergeben; Acetylige Säure, s. Aldehydsäure; Acetylsäure Ā, s. Essigsäure. I) Zersetzungsproducte des Äthers u. seiner Verbindungen durch Chlor. Zweifach gechlortes Äthyloxyd (Acetyloxybichlorid), C4H3Cl2O; so wie bei der Essigbildung 2 At. Wasserstoff oxydirt hinweggenommen u. durch 2 At. Sauerstoff ersetzt werden, so kann das Chlor auf gleiche Weise wirken, wie der Sauerstoff. Wird wasserfreier Äther mit trockenem Chlorgas gesättigt, so bildet sich unter Entwickelung von Salzsäure eine Verbindung, welche, nachdem sie gereinigt worden ist, eine farblose, neutrale, schwere, ölartige, durchdringende, eigenthümlich fenchelartig riechende Flüssigkeit darstellt, die, noch ehe sie siedet, sich zersetzt, längere Zeit mit Wasser in Berührung, mit Alkalien aber augenblicklich, sich in Essigsäure u. Salzsäure zerlegt. Übrigens ergeben sich bei längerer u.[894] erneuerter Einwirkung des Chlor auf Ä-Chlorverbindungen noch folgende Körper: Übergechlortes A-oxyd ( Überchloräther, Perchloräther, Trichloracetyloxybichlorid), C4Cl5O, Chloroxethose (Trichloracetyloxyd), C4Cl3O. Chloral, dreifach gechlortes Acetylhydrür, C4HCl3O2; durch Sättigung völlig wasserfreien Alkohols mit trockenem Chlorgas u. Reinigung des, nach erfolgter Sättigung beim Erkalten als eine weiße, krystallinische Masse sich bildenden Chlorhydrats von Salzsäure u. Wasser darzustellende, ölartige, leichte Flüssigkeit von eigenthümlichem, durchdringend angenehmem, die Augen zu Thränen reizendem Geruch, Anfangs gering fettartigem, später ätzendem Geschmack, von. 1,502 spec. Gew., siedet bei 94°, mischt sich mit Äther u. Alkohol, löst in der Wärme Schwefel, Phosphor u. Jod auf. Mit wenig Wasser zusammengebracht, erstarrt das Chloral zu einer krystallinischen Masse. Chloralhydrat, das in mehr Wasser sich völlig auflöst, in dieser Auflösung weder auf Pflanzenfarben, noch auf salpetersaurem Silber reagirt; trocken läßt es sich unverändert destilliren, mit ätzenden Alkalien erwärmt, zerfällt es in Chloroform, Chlorkalimetall u. ameisensaure Alkalien. Das Chloral läßt sich nicht unverändert aufbewahren, sondern erstarrt, sowohl in offenem als verschlossenem Gefäß zu einer weißen, durchscheinenden, porcellanartigen Masse; unlösliches Chloral, das durch Wasser eine Zersetzung zu erleiden scheint, in ihm, sowie in Alkohol u. Äther sehr schwer löslich ist. Man erhält das Chloral auch bei der Einwirkung von Chlor auf Stärkemehl, Krümelzucker, Rohrzucker u. Milchsäure. Chloracetylsäure, C4Cl4O3 + aq. Durch Einwirkung von trockenem Chlorgas auf reiner Essigsäure im Sonnenlicht sich bildend, u. gereinigt farblose, rhomboedrische Blätter u. Nadeln darstellend, von schwachem Geruch, ätzendem Geschmack, sehr zerfließlich an feuchter Luft, die Haut bleichend u. zerstörend; bildet mit Basen lösliche, den essigsauren ähnliche, leichtzersetzbare Salze, als Chloracetylsaures Ammoniak, C4Cl6O5, Ad H4O + 4aq.; Ä-oxyd, C4Cl6O5, AeO, schwer, farblos, ölartig, dem schweren Salzäther ähnlich riechend; Silberoxyd, C4Cl6O5AsO; Kali, C4Cl6O5KO + aq. Schwerer Salzäther, C2H4Cl, durch Destillation von, mit Schwefelsäure vermischtem Alkohol über Kochsalz u. Braunstein bereitet; ölartig, ätherartig riechend, süßlich, gewürzhaft schmeckend, weder sauer reagirend, noch an der Luft sauer werdend, mit grüner Flamme brennend, von 1,22 spec. Gew., ziemlich flüchtig, wenig in Wasser, aber in jedem Verhältniß in Weingeist löslich, Hauptbestandtheil des Salzätherweingeistes, s.d. Bromal, dreifach gebromtes Acetylhydrür, C4HBr3O2, durch Destillation einer Mischung von Alkohol, Brom u. Schwefelsäure darzustellen; ölartige, farblose Flüssigkeit, von scharfem, die Augen reizendem Geruch, scharfem, ätzendem Geschmack, von, 3,34 spec. Gew., ohne Wirkung auf Pflanzenfarben, in Wasser, Alkohol u. Äther löslich; es siedet über 100° u. läßt sich unverändert destilliren; mit Kalilösung erhitzt, geht es in ameisensaures Kali u. in Bromoform über; die wässerige Auflösung gibt bei langsamem Verdunsten große, regelmäßige, durchsichtige Krystalle: Bromathydrat. Chlorcyanäther, bei Einwirkung von Chlorgas auf alkoholische Lösung des Cyanquecksilbers sich bildend, ölartig, von 1,12 spec. Gew., bei 50° siedend, mit rother Flamme brennend. Acetylwasserstoff. (Hydracetyl, Ölbildendes Gas, Elayl, Ätherin, Vinylwasserstoff), C4H4, von Liebig so genannt u. als die Wasserstoffverbindung des Acetyls, entsprechend seiner Sauerstoffverbindung im Aldehyd betrachtet; Gas von schwach ätherartigem Geruch, mit heller Flamme brennend, in Wasser, concentrirter Schwefelsäure, Alkohol, Äther sehr wenig löslich; entwickelt sich bei Erwärmung von 6.–7. Theilen Schwefelsäurehydrat mit 1 Theil Alkohol, nachdem die Entwickelung des Äthers u. des schwefelsauren Ä-oxyd-Ätherols vorüber ist, u. wird durch Kalkmilch u. durch Schwefelsäurehydrat gereinigt, bildet sich ferner bei der Destillation von Steinkohlen, Harz, Fett, Kautschuk etc. Acetylchlorür-Chlorwasserstoff (Öl des ölbildenden Gases, Holländische Flüssigkeit, Elaylchlorür, Salzsaures Vinylchlorür, Chlorätherin), C4H4Cl2, durch Vermengung von feuchtem Chlorgas u. ölbildendem Gas, od. indem man letzteres mit Antimonsuperchlorid bis zur Sättigung verbindet, destillirt u. reinigt, gewonnen; farblos, dünnflüssig, ätherartig riechend, süßlich schmeckend, mit Äther u. Alkohol mischbar. Weitere Verbindungen des Acetyls mit Chlor sind: Acetylchlorür, C4H3Cl = Ac Cl.; Acetylchlorid, Acetylbromür. Ac Br. Des Acetylwasserstoffs: Chlorcleral C4H4OCl, Acetylbromür-Bromwasserstoff, C4H3Br, BrH = AcBr, farblose, ätherartig riechende, kühlend, süßlich schmeckende, bei – 15 krystallinisch gerinnende Flüssigkeit. Acetyljodür-Jodwasserstoff, C4H3J, JH = Ac J. Acetyl-Unterschwefelsäure, wasserfreie Schwefelsäure nimmt das ölbildende Gas begierig auf, verliert die Fähigkeit zu rauchen u. bildet lange, weiße, krystallinische, sublimirbare Nadeln. Acetylplatin-Platinchlorid, AcPt, PtCl2. Acetylplatinchlorür wird erhalten, wenn man einer Lösung seiner Verbindung mit Chlorkalium od. Chlorammonium in wenig Wasser so lange Platinchlorid zusetzt, als sich noch Platinsalmiak od. Platinkaliumchlorid niederschlägt, die erhaltene gelbe Flüssigkeit im luftleeren Raume über Schwefelsäure im Dunkeln abdampft; honiggelbe, am Licht schwarz werdende, gummiartige Masse; die weingeistige Lösung, dünn auf Glas od. Porcellan gestrichen, hinterläßt nach dem Glühen eine glänzende, festhaftende Schicht von Platin. Acetylplatinchlorür-Chlorkalium, AcPt2Cl, ClK, reines Platinchlorid wird mit Zusatz von etwas Salzsäure, u. Kochsalz in Alkohol heiß digerirt, der Alkohol abdestillirt, der Rückstand mit kohlensaurem Kali gesättigt, abgedampft u. krystallisirt. Auf gleiche Weise bildet sich die entsprechende Ammoniakverbindung.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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