Alençon

Alençon

Alençon (spr. Alangsong), 1) Bezirk im französischen Departement Orne; 2) Hptst. des Departements, 14,000 Ew., an der Sarthe u. Briante, Kathedrale, Präfect, Handelsgericht, gelehrte Gesellschaft; man fertigt Strümpfe, Hüte, Glas, Seife, Leinwand (bes. Alençonnes, halbweiße Hausleinwand), Handschuhe u. Krystallwaaren aus dem unter dem Namen Diamants d'A. (Alençonische Brillanten) bekannten Quarz; früher fertigte man hier auch Spitzen (Alençonische Spitzen, Points d'A.), aber dieser Industriezweig hat fast gänzlich aufgehört. 3) (Gesch.). A. war ursprünglich ein Schloß, dem Hause Bellesme gehörig, u. kam mit Bellesme früh an die Grafen von Perche; indeß schon 1028 wurden 2 Linien gestiftet, deren eine die Herren von Bellesme u. Grafen von A. bildeten; der erste war Robert, seine Nachfolger: Wilhelm III. 1033, Arnolf 1048 n. Ives II. in demselben Jahre, Roger 1070, Robert II. 1082, unter welchem 1118 A. vom König von England an das Haus Anjou gegeben wurde, doch erhielt es 1119 Roberts Sohn Wilhelm III. zurück; diesem folgte Johann I. 1172, Johann II. 4191, Robert III. in demselben Jahre u. Robert IV. 1217. Mit diesem starben die Grafen von A. ausu. Alençonnois wurde vom König Philipp mit der Krone Frankreich verbunden. König Ludwig IX. gab A. mit Perche 1268 seinem 5. Sohne Peter als Herzogthum; doch kam das Herzogthum schon 1282 nach Peters Tode an die Krone zurück. 1293 gab König Philipp der Schöne beide Grafschaften an seinen Bruder Karl I. v. Valois (s.d.); diesem folgte 1325 sein Sohn Karl II. u. diesem 1346 sein Sohn Karl III. Als dieser 1361 ins Kloster ging, theilten seine beiden Söhne, u. während Robert Perche erhielt, kam A. an Peter II.; nach dessen Tode 1404 vereinigte sein Sohn Johann I. (IV.) der Weise wieder A. u. Perche als Herzogthum. Johann nahm 1410 die Partei der Armagnacs u. fiel 1415 in der Schlacht bei Azincourt. Sein Sohn Johann II., der Schöne, geb. 1409, nahm bei den Zwistigkeiten zwischen Karl VII. u. dem Dauphin (Ludwig XI.), Partei für Letztern, trat aber aus Eigennutz mit den Engländern in Unterhandlung, ward zum Tode verurtheilt, erhielt jedoch, von Karl begnadigt, nach dessen Tode 1461 die Freiheit wieder u. verband sich gegen Ludwig XI. mit Karl dem Kühnen, ward 1473 von den Königlichen gefangen, wieder zum Tode verurtheilt, aber als Pathe des Königs begnadigt u. 1475 freigelassen; st. 1476. René, des Vorigen Sohn, erhielt des Vaters eingezogene Güter zurück u. st. 1492. Sein Sohn Karl IV. veranlaßte 1525 durch schlechte Führung des linken Flügels bei Pavia den Verlust der Schlacht u. die Gefangenschaft des Königs, u. starb bald aus Kummer hierüber. Mit ihm erlosch die Linie A. Das Herzogthum fiel wieder an die Krone. Karl IX. verlieh sie erst seiner Mutter Katharina von Medicis u. 1516 seinem Bruder Franz (s.d.); nachher erhielten die Revenüen andere Glieder der königlichen Familie. Jetzt führt den Titel als Herzogv. A. Ferdinand II., der zweite Sohn des Herzogs von Nemours, geb. 1844.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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