Asklepĭos

Asklepĭos

Asklepĭos, 1) (lat. Äsculapius), Gott der Heilkunde, Sohn des Apollo u. der Koronis, geboren in Lakeria, am See Böbe, u. nach dem Tode seiner Mutter (s. Koronis) von Apollo dem Chiron zur Erziehung übergeben; nach der thessalischen Sage war er Sohn des Apollo u. der Arsinoe, wurde auf dem Berge Titthion bei Epidauros geboren u. verlassen, aber von einem Schäfer, dessen Hund ihn bewachte u. dessen Ziege ihn säugte, gefunden u. aufgenommen. Chiron unterrichtete ihn in der Kräuter- u. Heilkunde, so daß er durch bloße Worte heilte, ja Todte wieder erweckte, so den Hippolytos, Kapaneus, Glaukos, Hymenäos u. A. Pluto, der sein Reich durch ihn entvölkert sah, verklagte ihn beim Zeus, u. dieser tödtete deshalb den A. mit dem Blitze. Bald ward er göttlich verehrt, doch erst nach Homer unter die Götter gezählt. Seine Gemahlin war Epione, seine Söhne Machaon u. Podalirios, seine Töchter Hygiea, Jaso, Panakea u. Ägle. Die größte Verehrung genoß er in Epidauros; 1 Meile von der Stadt, an der Stelle, wo er als Kind gefunden war, war in einem Haine das berühmte Asklepieion mit der von Thrasymedes verfertigten Statue des Gottes aus Elfenbein u. Gold, sitzend, in der einen Hand einen Stab, die andere auf einem Schlangenkopf ruhend, zu den Füßen ein Hund; dem Tempel gegenüber Krankenhäuser u. mehrere Säulen mit Votivtafeln; im Haine noch mehrere kleine Tempel, ein Theater, eine Wasserleitung, bedeckte Säulengänge. Verehrt ward A. auch zu Kos (vgl. Asklepiaden), Knidos u. Rhodos, u. von hier verbreitete sich sein Dienst über Griechenland u. Italien, nachdem die Römer, 292 v. Chr., aus Epidauros ihn in Gestalt einer Schlange nach Rom geholt hatten u. auf der Tiberinsel verehrten. Später entstanden einige A-tempel (Asklepieia) zu Kos, Trikka, Megalopolis, Messene, Sikyon, Pergamos, Athen, Kyrene, Phokis, deren Priester Krankheiten heilten, bes. durch Zauberformeln, Incubation u. anderen asiatischen Aberglauben. Die A-tempel hatten gewöhnlich ihre Stellung vor den Städten, bei Quellen od. auf Bergen. Feste (Asklepieia, Asklepien) wurden ihm zuerst in Epidauros gefeiert, dann auch von den Argivern aller. 5 Jahre, 4 Tage nach den Isthmischen Spielen. Am ersten Tage derselben war ein Umzug, wobei die Bildsäule des Gottes auf einem, von vielen Fackelträgern begleiteten Triumphwagen geführt u. dabei Hymnen gesungen wurden. Die anderen Tage folgten Opfer u. Wettkämpfe. Heilig waren dem A. Hunde, Ziegen, Hähne, Nachteulen u. Schlangen. Dargestellt wird er mit entblößtem Oberleibe, den Unterleib mit einem faltigen von der Schulter herabhängenden Mantel bedeckt, mit sanftem, ernstem Gesichte u. dichtem Barte; sein beständiges Attribut ist ein von einer Schlange umwundener Knotenstock (Äsculapstab); zuweilen einen Lorbeerkranz auf dem Haupte; nicht selten eine Schale in der einen Hand. Auch wird er mit Hygiea u. dem wohlthätigen Genius Telesphoros (s.d.) zusammen dargestellt. Ja er selbst erscheint auch in der Gestalt einer Schlange. Statuen des A. sind noch übrig in der Villa Borghese, im Capitol, in der Farnesina, in Florenz; die besten in Berlin, in Dresden u. bes. im Palast Albani. 2) A. Ägyptios, Enkel des Vorigen u. Schüler des Hermes; soll Όροι geschrieben haben. 3) A. von Tralles, Peripatetiker, Schüler des Ammonios; commentirte die Aristotelische Metaphysik.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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