- Bahămas
Bahămas (Lucayische Inseln), 1) Inselgruppe im Atlantischen Ocean, vor dem Golf von Mexico, zwischen 20° 52' bis 27°35' nördlicher Breite, von Florida durch die Floridastraße (Neue Bahamastraße), von Cuba durch die Bahamabank u. Alte Bahamastraße geschieden, besteht aus 14 größeren u. etwa 500 kleineren Inseln, Eilanden u. Felsen mit einem Flächengehalt von 201 QM. u. 1845: 26,500; 1852: 28,092 Ew. Die Inseln erscheinen meistens flach, schmal u. lang; von der ganzen Gruppe sind etwa 12 bis 14 bewohnt. Producte: Baumwolle, Salz, Mahagoni, Färbehölzer, Orangen, Citronen, Mais, Schwämme etc.; Handelsbewegung 1852: Ausfuhr: 251,040 Thlr., wovon 91,453 Thlr. auf Salz, 71,408 Thlr. auf Schwämme u. 66,317 Thlr. auf Früchte kamen; Einfuhr: 883,899 Thlr.; Budget: Einnahmen: 165,325 Thlr.; Ausgaben: 107,016 Thlr. Die Verfassung repräsentativ; die Legislatur besteht aus einem von der englischen Krone ernannten [178] Gouverneur u. Rathe u. einer Repräsentantenkammer; die Volkserziehung ist einem Erziehungsausschüsse übertragen; die Zahl der Schulen belief sich 4852 auf 21, die von 1874 Schülern besucht wurden; außerdem gab es 13 Kirchenschulen mit 1079 u. 25 Sonntagsschulen mit 1645 Schülern. Der Regierungssitz ist Nassau, auf der Insel New-Providence, einer der größten u., hinsichtlich ihrer geographischen Lage, wichtigsten Inseln; daselbst befindet sich auch das Hauptquartier der Truppen. Die gegenwärtige Bevölkerung besteht aus zwei Klassen, aus den sogenannten Residents u. Wrackern; die ersteren sind größtentheils Abkömmlinge amerikanischer Tories, die sich mit den Überresten ihres Eigenthums nach dem Revolutionskriege dorthin flüchteten. Man unterscheidet 3 Gruppen: A) Die eigentlichen Bahamainseln, die nördliche Gruppe, mit: a) Groß-Bahama (Great-B.), 161/2 QM., unbewohnt; b) Abaco, 41/2 QM., liefert Mais u. Schiffsmasten, Stadt Carleton; c) Elbow, d) Guana, beide unbewohnt; B) die Lucayischen Inseln, die mittlere Gruppe, mit: a) New-Providence, 8 QM., gut angebaut; 8000 Ew., Stadt Nassau, größter Handelsplatz der B., Sitz der Centralbehörden, Leuchtthurm, Fort, Ackerbaugesellschaft: b) Guanahani od. S. Salvador, erstes von Columbus 12. Oct. 1492 gesehenes Land Amerika's; die alten Bewohner sind ausgerottet, an dem Landungsplatze Port Howe steht ein Landhaus; c) Columbia, 700 Ew; ist von der vorigen Insel durch den Schiffskanal getrennt; d) Eleuthera, bringt viel Ananas; e) Harbour-Island, neben der vorigen mit 1200 Ew.; C) die Passage-Inseln, die südliche Gruppe, mit: a) Crooked-Island (d.i. krumme Insel), mit 1100 Ew., viel Salz u. dem Hafen Pittstown; b) Inagua (Henagua, Hinagoa), davon Groß-I., 10 Meilen Länge u. Salzseen, Klein-I. aber keine Ew. hat; c) Long-Island (Yuma), 12 Meilen lang; 2600 Ew. d) Caicos, Gruppe, 1300 Ew., fruchtbar, dazu Groß-Caica mit Fort, Pinos mit Hafen; e) Turk-Islands, Gruppe mit viel Salz; 1200 Ew., dazu Grand Turk, Catta (mit Fort), Salt-Kay. 2) (Gesch.). Auf diese Inselgruppe stieß Columbus 1492 zuerst u. zwar landete er am 12. Oct. zuerst auf Guanahani; das hier wohnende gutmüthige Volk wurde zum Theil durch die Pocken aufgerieben, zum Theil nach den Bergwerken des Festlandes abgeführt. Da die Inseln keine edlen Metalle lieferten, wurden sie von den Spaniern vernachlässigt u. bald aufgegeben. 1666 legten die Engländer ihre erste Niederlassung auf Abaco an. Im letzten Viertel des 17. Jahrh. waren die Inseln Hauptsitz der berüchtigten Flibustier, deren einer sich 1690 zum König machte. 1703 zerstörten die Franzosen die Colonie, dennoch aber fanden sich wieder Seeräuber ein, bis 1718 die Engländer die Inseln förmlich in Besitz nahmen. Während des Nordamerikanischen Freiheitskrieges ließen sich viele Anhänger der Englischen Krone aus den Nordamerikanischen Colonien auf den Inseln nieder.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.