Berlichingen [2]

Berlichingen [2]

Berlichingen, uraltes, in Franken, Schwaben u. Baiern begütertes Geschlecht, dessen Stammhaus die Burg Berlichingen (s.d.) war u. aus dem in der Mitte des 10. Jahrh. Arnold von B. vorkommt; mit Johann von B., welcher in der Mitte des 12. Jahrh. lebte, beginnt die ununterbrochene Stammreihe der Familie: 1) Kilian von B., Sohn Friedrichs von B. u. der Katharina von Seckendorf, welcher Jaxthausen, Hornberg, Hettingen, Beuern u. Olnhausen besaß, st. 1498 zu Jaxthausen u. wurde durch seine 2 Söhne, Hanns u. Götz, Stifter der beiden noch blühenden Linien: A) Die Ältere Linie zu Jaxthausen, Stifter: 2) Hanns von B., älterer Sohn von B. 1), geb. 1476 u. gest. 1556, war vermählt mit Ursula von Wetterstetten; durch dessen Urenkel schied sich diese Linie in zwei Speciallinien: a) das Innere Haus; Stifter: 3) Johann Wolf, war vermählt mit Katharina von Liebenstein u. st. 1646 der von ihm abstammende jetzige Chef: 4) Freiherr Götz von B., älterer Sohn des 1831 verstorbenen Freiherrn von B., geb. 1811, vermählt seit 1832 mit Sophie geb. Gräfin von Zedtwitz; b) das Äußere Haus, Stifter: 5) Hanns Konrad, Bruder von B. 3), war vermählt mit Susanne Margarethe von Seckendorf u. st. 1682. Diese Speciallinie schied sich durch Hanns Konrads Enkel in 2 Aste: aa) Hengstfelder Linie od. das Rothe Haus, gestiftet von 6) Johann Christoph, starb mit dessen Urenkel, Freiherr Gottfried Christoph, 1818 im Mannsstamm aus; bb) der Jüngere Ast, gestiftet von 7) Johann Reinhard Wilhelm, Bruder von B. 6); starb ebenfalls im Mannsstamm aus mit 8) Graf Joseph Friedrich Anton, Enkel des Vorigen, Sohn des Feldmarschalllieutenants Johann Friedrich Alexander Freiherr von B., war Königlich Württembergischer Staatsrath u. Landvogt an der Enz, wurde 1815 in den Grafenstand erhoben u. st. 1832; er war vermählt mit Sophie Charlotte von B. u. hinterließ blos Töchter. B) Die Jüngere Linie zu Rossach, Gründer: 9) Götz von B., jüngerer Sohn von B. 1), geb. 1480 zu Jaxthausen, dem Stammschlosse seines Geschlechtes in Württemberg, wurde erzogen von seinem Oheim Kuno von B., nahm Kriegsdienste bei dem Markgrafen von Brandenburg u. diente, nach Aussterben der Landshuter Linie, den Herzögen von Baiern gegen die Linie Pfalz, wo er bei der Belagerung von Landshut 1504 die rechte Hand verlor, welche künstlich durch eine jetzt noch in Jaxthausen aufbewahrte eiserne ersetzt ward. Ungeachtet des Landfriedens, welchen Maximilian I. zu Stande gebracht hatte, beunruhigte er seine Nachbarn mehrmals, ging später in die Dienste Ulrichs von Württemberg u. kaufte sich, als dieser aus seinem Lande vertrieben ward, mit 2000 Goldgulden aus der Gefangenschaft los. 1525 gerieth er als Auführer im Bauernkriege abermals in Gefangenschaft des Schwäbischen Bundes, wo er 31/2 Jahr in Heilbronn gefangen gehalten wurde u. dann auf sein Ritterwort versprechen mußte, den Landfrieden nie wieder zu stören. Nach der Auflösung des Schwäbischen Bundes machte er noch Feldzüge in Ungarn u. Frankreich mit u. st. 27. Juli 1562 (nicht im Thurm[620] zu Heilbronn, wie in Goethes Schauspiel geschieht, sondern) auf seiner Burg Hornberg am Neckar u. wurde in das Kloster Schönthal begraben. Er war vermählt erst mit Dorothea von Sachsenheim, dann mit Dorothea Gayling von Illesheim. Sein Leben beschrieb auch Gessert, Pforzh. 1843. Er schrieb in den letzten Jahren seine Lebensbeschreibung, Nürnb. 1731, Berl. 1813. Goethe benutzte den darin gegebenen Stoff zu seinem Ritterschauspiel Götz von B. Mit seinen Enkeln, Hanns Reinhard u. Hanns Bleickard schied sich die Linie zu Rossach in die 2 Speciallinien zu Rossach u. Illesheim, aber letztere starb 1801 mit Freiherrn Anton Heinrich Julius aus. Fortgesetzt wurde die Linie Rossach durch: 10) Hanns Reinhard von B.; durch dessen 2 Söhne Hanns Konrad u. Melchior Reinhard, spaltete sich zwar die Linie Rossach wieder in 2 Äste, zu Rossach u. Rechenberg, aber der letztere starb 1781 mit Friedrich von B. wieder aus, u. so besteht noch die Linie zu Rossach fort: 11) Hanns Konrad, älterer Sohn von Hanns Reinhard, geb. 1579 u. gest. 1606, war vermählt mit Dorothea von Berlichingen-Neuenstetten; von ihm stammt in gerader Linie der jetzige Chef: 12) Freiherr Götz, älterer Sohn des 1847 verstorbenen Freiherrn Maximilian, geb. 1819, ist K. K. Rittmeister; er ist unvermählt; sein Bruder ist der Freiherr Friedrich, geb. 1826.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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