- Bertha
Bertha, deutscher Name, bedeutet: die Prächtige, Edle; 1) Sta. B. (Edithberga), Tochter des Königs Charibert von Franken u. der Ingoberga, vermählt 560 an König Ethelbert von Kent; sie beredete denselben zur Annahme des Christenthums u. wurde canonisirt, Tag: 4. Juli. Nach Andern ist jedoch diese, welcher der 4. Juli geweihet ist, eine andere B., welche um 690 Äbtissin zu Blangi in Artois wurde u. um 725 starb. 2) B. mit dem großen Fuße (weil ein Fuß länger als der andere war), im Sagenkreise Karls d. Gr., Tochter des Grafen Charibert von Laon, vermählt mit Pipin d. Kurzen, war Mutter Karls d. Gr. u. st. 783. 3) B., im Sagenkreise der Tafelrunde Karls d. Gr., Mutter Rolands von Milo d'Angleris. 4) B., Tochter Karls d. Gr. u. der Hildegarde, Gemahlin Engelberts u. Mutter des Geschichtsschreibers Nithard. 5) B., Tochter Lothars d. Jüngeren von Lothringen; erst mit dem Grafen Theobald II. von Arles vermählt, wurde sie Mutter des nachherigen Königs Hugo von Italien, dann heirathete sie den Markgrafen Adalbert II. von Toscana, in dessen Namen sie die Regierung führte; sie war schön, doch ausschweifend u. st. zu Lucca 925. 6) B., Tochter des Herzogs Burchard II. von Schwaben, wurde 922 Gemahlin des Königs Rudolf II. von Burgund u. Mutter der berühmten Adelheid (s.d. 1); mach Rudolfs Tode heirathete sie den König Hugo von Italien (938), der sie aber lieblos behandelte; sie bekam (953) von Otto d. Gr. die Abtei Ehrenstein, gründete zu Solothurn u. Amsoldingen Klöster, beschenkte die von Münster in Gronfelden, Romainmoutier, Peterlingen (wo sie begraben wurde wo man 1818 ihre Gebeine auffand) reichlich u. st. zu Ende des 10. Jahrh. Sie war sehr fleißig u. die Erinnerung an ihre Zeit, als die des Glückes, des Überflusses u. der Sitteneinfalt, lebt bei den Italienern, Schweizern u. Burgundern in dem Sprüchwort: Al tempo que Bertha filava (Zur Zeit als Bertha spann), womit man ein goldenes Zeitalter bezeichnet (vgl. Berchta). 7) B., Tochter des Königs Konrad von Burgund u. der Mathilde von Frankreich, erst an den Grafen Eudo I. von Blois, dann (955) mit dem König Robert von Frankreich vermählt, jedoch wegen geistlicher Verwandtschaft (sie hatte mit ihm Gevatter gestanden) auf Befehl des Papstes Gregor V. wieder von ihm geschieden. 8) B., Tochter des Markgrafen Otto von Italien, wurde dem Kaiser Heinrich IV., als er noch ein Kind war, 1055 verlobt; er vollzog 1066 die Verbindung, machte aber später mehrere Versuche, sich von ihr scheiden zu lassen. 9) B., Tochter des Grafen Florens von Holland u. Stieftochter des Grafen Robert des Friesen, wurde 1072 mit König Philipp I. von Frankreich vermählt, aber von ihrem Gemahl verstoßen u. lebte zu Montreuil.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.