Nepaul [1]

Nepaul [1]

Nepaul (spr. Nipahl, Nepal, eigentlich Nijambal, d.i. Heiliges Land), 1) ein nominell unabhängiges Königreich, in der That aber ein den Chinesen u. namentlich der Krone England tributpflichtiger Vasallenstaat, im. Norden von Ostindien, am Südwestabhange der höchsten Schneegebirgsketie des Himalaya (s.d. b), dessen höchste Gipfel nach N. gehören, gelegen. Ganz N. ist ein schwer zugängliches Gebirgsland mit 2530 QM. Flächenraum; Flüsse: Kosa, Gunduk, Gogra, Salangramma u.a.; Kauf dem Gebirge kalt mit Schnee u. Eis, südlich mild. Die Bevölkerung wird auf 2,600,000 Ew. geschätzt, welche aus den verschiedenartigsten Völkerschaften zusammengesetzt ist, von denen die Parbatijas (Purbullies, Gebirgs-Hindus) u. die Nirwaris (Newaren, das eigentliche Culturvolk N-s) die bedeutendsten sind. In Bezug auf Religion herrscht der Buddhismus u. der Islam vor. N. ist fruchtbar u. gut angebaut, sorgfältig bewässert; aller Grund gehört der Geistlichkeit od. den Fürsten u. wird durch Pächter bearbeitet. Producte: Reis, Mais, Baumwolle, Zuckerrohr, Südfrüchte, gute Hölzer, Ingwer, Arzneipflanzen; Wild: Elephanten in großen Heerden, Nashorne, Tiger, Moschusthiere; Mineralien: Gold (in Flüssen), Silber, Kupfer (häufig), Eisen, Blei, Schwefel u.a. Die Industrie (in den Händen der Newaren) erstreckt sich vorzugsweise auf Verarbeitung von Metallen, doch fertigt man auch Webereien, Papier (aus Daphne odora) etc. Mit den englisch-ostindischen Besitzungen besteht wenig Handelsverkehr, mehr noch mit Tibet. Regierung: ein despotisch regierender Radscha, Eigenthümer des Grundes u. Bodens, hat einen Staatsrath (Bharadar) zur Seite, mit vier Hauptministern (Chauteryas), vier Staatssecretären (Karigi), mehren Statthaltern (Sirdars) u. einigen anderen Personen. Eintheilung in mehre Districte, jeder mit einem Befehlshaber (Subah). Das Recht wird nach einem eigenen Gesetzbuche (Derma Schastra) gesprochen. Einkünfte des Radscha zu 2(–3 Mill. Rupien. Die Armee, theils reguläre, europäisch disciplinirte Linientruppen (Selangis) 12,000 Mann, theils zahlreiche irreguläre Miliz 2) Das eigentliche N. macht den größten, westlich gelegenen Theil aus, getheilt in 9 Landschaften. Darin Katmandoo, Haupstadt des ganzen Staates. Bis 1768 regierte in N. die Dynastie Surya Bausi (d.i. Kinder der Sonne), deren letzter Herrscher Radschit Mall war, welcher von Prithi Narrain, Radscha von Gorkha, vertrieben wurde. Auf Prithi folgte 1771 sein Sohn Sing Pertarp; dieser st. 1775, u. seinem minderjährigen Sohne, Ram Bahadar, wurde von seinem Oheim Bahadersah das Reich entrissen. Dieser zog 1784 gegen Hlassa u. 1790 gegen Tischu Lumbu, weshalb 1792 das chinesische Heer in N. einfiel u. Bahadersah zum Frieden zwang, wodurch N. dem Chinesischen Reiche tributpflichtig wurde. Indessen war Ram Bahader mündig geworden, ließ 1795 seinen Oheim Bahadersah ermorden u. regierte selbst. Seine Grausamkeit erregte Unzufriedenheit, u. er mußte 1800 nach Benares fliehen; zwar kehrte er 1804 zurück, wurde aber 1805 ermordet. Inzwischen führte Ammer Singh Thappa, der nepalische Feldherr während der Minderjährigkeit des jungen Radscha, eiren g. ücklichen Krieg im Westen, mußte aber, nach einer Niederlage durch die Engländer unter Ochterlony, im Frieden von Katmandoo am 4. März 1816 alle Eroberungen an die Engländer abtreten. Er starb bald darauf u. auch noch in demselben Jahre der Radscha, dessen dreijähriger Sohn, Radschiutra Bikram Sah, nun den Thron bestieg Der Radscha von N. gehört seit jener Zeit zu den sogenannten Alliirten Englands.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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