Clarke [1]

Clarke [1]

Clarke (spr. Klark), 1) John, Kupferstecher, geb. 1650 in Schottland; st. 1721 in London. Werke: Sammlung von Portraits der ausgezeichnetsten Zeitgenossen der vereinten 3 Königreiche; The humors of barlekin. 2) Samuel, geb. 1675 in Norwich, studirte in Cambridge, wurde erst Kaplan des Bischofs Moore von Norwich, dann Rector in Dragton bei Norwich u. Pfarrer das., 1705 Rector an der St. Bennets-Pauls-Wharf, 1709 Hofkaplan der Königin Anna u. Rector zu St. Jakob in Westminster; wegen der Schrift: The Scripture doctrine of the Trinity, 1712, worin er leugnet, daß die Trinitätslehre in der ersten Kirche bekannt gewesen, verlor er 1714 seine Hofpredigerstelle u. st. 1729. Er suchte zwischen Theologie u. Philosophie zu vermitteln u. führte mit Leibnitz einen Briefwechsel über verschiedene Fragen der Philosophie. Er schr.: Demonstration of the being and attributes of God, Lond. 1705 f., 2 Bde. (deutsch Braunschw. 1756); Verity and certitudo of naturel and revelated religion, Lond. 1705 (in mehrere Sprachen übersetzt); Discourse conc. the unchangeable obligation of natural relig., Lond. 1708; Philosophical inquiry, concerning human liberty, ebd. 1713, 2 Bde., n. Aufl. 1717; Collection of papers, which passed between Leibnitz and Clarke in the years 1715 and 1716 relat. to the principles of nat. philosophy and relig.; Lond. 1717 (franz. Amsterd. 1719, 2. Aufl. 1740, deutsch von Köhler, Frankf. 1729); übersetzte Is. Newtons Optik ins Lateinische, gab den Jul. Cäsar u. die ersten Gesänge der Ilias mit lateinischer Übersetzung u. Anmerkungen (die letzten nebst der Odyssee besorgte sein Sohn Samuel C. nach seinem Tode) heraus; seine sämmtlichen Werke erschienen in englischer Sprache, Lond. 1738–42, 4 Bde., Fol. 3) Adam, geb. 1763 in Irland, studirte Theologie, ging mit Wesley nach England, wo er erst Lehrer bei Bristol, 1728 aber wandernder Methodistenprediger wurde; er war einer der ausgezeichnetsten Prediger der englischen Methodisten, die ihn auch mehrmals zum Präsidenten ihrer Conferenzen wählten, u. st. 1832 in London. Er übersetzte das A. T. u. Sturms Betrachtungen, u. schr. Anmerkungen über das N. T. u. Bibliographisches Lexikon, Liverp. 1802 ff., 6 Bde. 4) Edward Daniel, geb. 1769 zu Willington in Essex, machte als Reisebegleiter des Lord Hill 1790 die Tour durch Europa, besuchte dann 1799 den Norden, ging 1800 von Rußland aus nach Constantinopel u. zur Zeit der britischen Expedition nach Ägypten in den Orient; bei seiner Rückkehr 1902 wurde er Professor der Mineralogie in Cambridge, dann auch Universitätsbibliothekar u. st. 1822; er schr.: Travels in various countries of Europe, Asia and Africa, Lond. 1810–24, 11 Bde. u. ö.; sein Leben u. seine Briefe gab W. Otter, Lond. 1824, heraus. 5) Hippolyte Jacques Guillaume C., Graf von Hüneburg, Herzog von Feltre, geb. 1765 in Landrecies von irischen Eltern, trat in die Militärschule zu Paris, wurde 1784 Capitän, später Gesandtschaftssecretär in London, trat zu Anfang der Revolution wieder in die Armee, stieg bald zum Obrist, wurde 1792 Brigade- u. 1795 Divisionsgeneral u. Chef des Topographisch-militärischen Bureaus. Er ging in geheimen Aufträgen nach Wien; zurückgekehrt wurde er vom Directorium dem General Bonaparte in Italien als geheimer Beobachter beigegeben, jedoch bald von diesem völlig für seine Pläne gewonnen. 1797 war er beim Frieden von Campo Formio thätig, gerieth aber nach seiner Rückkehr beim Directorium durch Carnots Sturz in Ungnade, verlor die Leitung des Topographischen Bureau's u. wurde erst nach dem 18. Brumaire wieder angestellt. Er schloß 1801 den Allianzvertrag zwischen Frankreich u. Rußland u. war 3 Jahre Chargé d'affaires bei dem Könige von Hetrurien. Napoleon ernannte ihn zum Staatsrath u. Cabinetssecretär u. 1805 zum Gouverneur von Wien; hier führte er mehrere Unterhandlungen, wurde 1806 Gouverneur von Erfurt, dann von Berlin u. 1807 Kriegsminister. Wegen seiner Auszeichnung bei der Expedition nach Walcheren erhob ihn der Kaiser 1809 zum Herzog von Feltre. Beim Feldzuge in Rußland in Frankreich zurückgeblieben, wurde er von der Verschwörung Mallets bedroht, die jedoch mehr der Zufall, als C-s Eifer, vereitelte. 1814 erklärte er sich für Ludwig XVIII. u. wurde Pair; 1815, Anfangs März, nach Bonaparte's Landung in Frejus u. nach dessen Vorrücken nach Grenoble, an Soults Stelle Kriegsminister geworden, ging er mit dem Könige nach Gent u. kehrte mit ihm nach Paris zurück. 1817 gab er das Kriegsministerium ab, wurde dann Marschall von Frankreich u. Gouverneur der 15. Militärdivision; er st. 1818 in Rouen. 6) Alfons, Graf von Feltre, Sohn des Vor., geb. 1806 in Paris, widmete sich der Musik u. st. 1850 in Paris. 7) Mary-Anne C., geb. 1775 in London, die Tochter des Correctors in einer dasigen Druckerei, Fanguhar, führte als Mädchen den Namen Thomson u. ließ sich von dem reichen Ziegel-, decker C. entführen, der mit ihr lebte, sie nach 3 Jahren heirathete u. sich später von ihr scheiden ließ. Nicht schön, aber äußerst anziehend, lebte sie nun mit mehreren Männern u. fesselte endlich den Herzog von York 1803 dermaßen daß sie völlig seine Mätresse wurde; sie verschwendete aber viel,[190] weshalb sich der Herzog 1805 von ihr trennte. Sie knüpfte nun Bekanntschaft mit Oberst Wardle, Mitglied des Hauses der Gemeinen, an, u. dieser klagte 1809 den Herzog von York, als Chef der Armee, an, durch die C. Offizierspatente verkauft zu haben. Das Unterhaus beschloß, die Anklage anzunehmen, u. lud die C. vor die Schranken. Sie erschien u. benahm sich so gewandt u. klug, daß der Herzog zwar mit einer Majorität von 2/3 gegen 1/3 losgesprochen wurde, dabei kamen aber so viele Scandale zur Sprache, daß er sich veranlaßt sah, das Commando einige Zeit niederzulegen. Bald darauf drohte sie, Memoiren über ihr Verhältniß zu dem Herzoge herauszugeben, wovon sie sich jedoch durch 10,000 Pfd. u. das Versprechen von 400 Pfd. Pension abbringen ließ. Bald darauf zerfiel sie mit dem Oberst Wardle u. schr. nun englisch: Unparteiische Geschichte der Verbindung der Verfasserin mit dem Oberst Wardle, Lond. 1810. Eine andere Schrift: Briefe an W. Fitzgerald, Lond. 1813, brachte sie ins Gefängniß. 8) Charles Mansfield, geb. in London, studirte Medicin u. nahm Dienste als Militärchirurg; später hielt er Vorlesungen über Frauen- u. Kinderkrankheiten, wodurch er sich einen großen Ruf verschaffte. Unter Wilhelm IV. wurde er Leibarzt der Königin Adelaide u. 1831 zum Baronet erhoben; er st. 1857 auf seinem Landgute Dunsham-Lodge in Norfolk u. schr. u.a.: Observations on the diseases of women and children, Lond.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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