Dalmatien [2]

Dalmatien [2]

Dalmatien (Gesch.). D. wurde in der ältesten Zeit zu Thracien u. Scythien gerechnet u. war den Griechen wenig bekannt. Ehe es die Römer kennen lernten, waren die Dalmătä, ein thracischer od. slawischer Volksstamm, eingewandert; um 184 v. Chr. hatten sie sich zu einem Bunde vereinigt u. fielen oft die Gebiete der an D. grenzenden, unter römischer Hoheit stehenden Völker an; Rom erklärte ihnen deshalb den Krieg (Dalmatischer Krieg). Zwar waren Expeditionen des Consuls C. Martius (157 v. Chr.) erfolglos; doch betrachteten die Römer von jetzt an D. als Übungsplatz der Krieger in friedlichen Zeiten, daher viele, wenig erreichende Züge dahin, z.B. des Consuls Cäcilius Metellus, des Scipio Nasica, welcher Delminium, u. des Cn. Cosconius, welcher Salonä eroberte Dadurch bekamen die Seestädte italienische Einwohner, u. die Römer betrachteten D. als ihr Eigenthum; das Volk aber lebte frei in den Bergen u. den Bergfestungen u. neckte die Römer unaufhörlich. Unter Cäsar zahlten sie einen geringen Tribut; nach dessen Tode aber vernichteten sie die römische Besatzung. Octavianus endlich bekriegte sie mit überlegener Macht, zerstörte mehrere ihrer Festungen, schlug sie in einzelnen Gefechten, schloß sie in ihre Berge ein u. nöthigte sie zuletzt durch Hunger zur Unterwerfung, zur Stellung von 700 Geißeln u. zur Bezahlung von Tribut. Von jetzt an war D. römische Provinz, obgleich noch ein Menschenalter dazu gehörte, ehe das Volk ganz unterworfen wurde. Unter ihrem Häuptling Baton Dysidiatus empörten sie sich, mit den Pannoniern verbunden, im Jahr 6 n. Chr., ermordeten die Römer in ihrem Lande, schlugen den römischen Feldherrn Messalinus u. zogen nach Thracien, wo sie von den Thraciern eine Niederlage erlitten. Im J. 7 n. Chr. von Germanicus besiegt, unterwarf sich Baton dem Tiberius, dem Sieger über die Pannonier, u. kehrte seine Waffen gegen diese. Er empörte sich von Neuem, doch unterlag er abermals. In der Theilung des Römischen Reiches kam D. zum Oströmischen Reiche. Später fielen die Slawonier in D. ein u. drängten die Bewohner desselben an das Meer. 476 eroberte Theoderich, König der Gothen, D. u. machte es zu einem Theil seines Reiches, u. D. wurde jetzt der Zankapfel zwischen Gothen u. Byzantinern; von Belisar genommen, von Totila wieder zurückerobert, kam es unter Narses wieder in die Hände der Römer. Zur Zeit Karls d. Gr. war es ein Theil des Fränkischen Reiches, ging jedoch später wieder zum griechischen Kaiserthum über. Im 10. Jahrh. bemächtigten sich die Kroaten, die hier schon seit 640 ansässig waren, des nördlichen Theiles von D., das sie unter eigenen Königen bis 1089 beherrschten (s. Kroatien [Gesch.]). Der südliche Theil, welcher den Namen D. beibehielt, hieß von den Serbiern auch Serbien, u. die Geschichte dieses Theiles s. u. Serbien (Gesch.). 1089 bemächtigten sich die Könige von Ungarn D-s, u. es blieb bald unter ihrem, bald unter griechischem Schutz unter eigenen Fürsten, bis die Türken unter Muhammed II. D. nach dem Tode des letzten Fürsten eroberten. Venedig hatte unterdessen schon mehrere dalmatische Plätze weggenommen, mußte sie aber 1358 wieder herausgeben. 1409 brachte es dieselben durch Kauf u. Eroberungen wieder an sich u. wußte nun nach u. nach den Türken auch den größten Theil der Küste abzugewinnen. Die bedeutendste Abtretung geschah 1713 im Passarowitzer Frieden, wo Venedig einen Theil D-s als Entschädigung für das abgetretene Morea erhielt. So war also D. in drei Theile, das Österreichische D., den nördlichen Theil (Kroatien), das Venetianische D., den Strich längs der Küste, u. das Türkische D., den kleinsten Theil zwischen Bosnien u. Albanien, getheilt. Außerdem gehörte auch die Republik Ragusa zum alten D. 1797 kam das Venetianische D. durch den Frieden von Campo Formio an Österreich, 1809 an Frankreich, von welchem es zum Königreich Illyrien (s.d.) geschlagen wurde u. 1814 wieder an Österreich, welches ein eigenes Königreich D. daraus bildete.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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