- Kroatien [1]
Kroatien, 1) früher ein Königreich zwischen Ungarn, der Europäischen Türkei, dem Adriatischen Meere u. den österreichischen deutschen Staaten, begriff das jetzige Königreich K., die Kroatische Militärgrenze, das Ungarische Litorale (diese alle österreichisch) u. einen Theil von Bosnien (Türkisch-K.), s. Kroatien (Gesch.); 2) (Provinzial-K.), hieß bis 1851 der Theil des jetzigen Kronlandes K., welcher zunächst an Ungarn u. Illyrien grenzte u. als Nebenland von Ungarn betrachtet wurde; es umfaßte in seinen drei Comitaten Kreutz, Warasdin u. Agram einen Flächenraum von 1721/2 QM. mit (1850) 483, 950 Ew. Es genoß alle Rechte, welche Ungarn hatte, auch einige Vorrechte, wie das, die Protestanten von ihrem Lande fern, u. halten u. auszuweisen. Eine Landescongregation, welche aus dem Adel der drei Comitate zusammengesetzt war, verhandelte die innern Angelegenheiten des Landes u. entsandte drei Deputirte auf den ungarischen Landtag, außerdem der District Turopolya und sechs Städte je einen Deputirten dorthin; 3) Königreich der österreichischen Monarchie, welches bis 1851 zu Ungarn gehörte, seitdem aber mit Slawonien, dem Kroatischen Litorale (Küstenland) u. der Stadt Fiume mit ihrem Gebiet ein eigenes Kronland bildet; grenzt an Illyrien (Krain), Steyermark, Ungarn, die Kroatische Militärgrenze u. das Adriatische Meer, umfaßt mit seinen drei Comitaten, Agram, Fiume u. Warasdin, 1914 QM. mit 608, 450 Ew., nach Fenyes nur 483, 868 Ew., darunter 479, 701 römischkatholische, 246 unirte Griechen, 58 Lutheraner, 31 Reformirte u. 2900 orthodoxe Griechen; mit Slawonien (die zwei Comitate Pozeg u. Esseg) aber einen Flächeninhalt von 3323/4 QM. mit 868, 500 Ew. Gebirge: die Kette Velebich erstreckt sich fast 20 Meilen lang von Zermanya bis zum Berge Vratnik bei Zengy (höchste Berge: Tremssnia, Czernopacz, Gelovi-Verh, Szwelo-Berdo etc.); ein anderer Gebirgszug, Capela, erstreckt sich in gleicher Richtung bis zum Flusse Unna, ein Theil desselben heißt die Kleine Capela, der Theil Plessivicza, zwischen Bihaes u. Korenicza, hat sehr hohe Berge; im Norden des Landes liegt das Gebirg Zagoria. Bemerkenswerthe Thäler sind: Sluinchicza, Korana, Mresznicza, Dobra, Szenszki-put, Draga, Scurigna, Winodol, Thal der Liccaner Grenzer, Korbavia, Korenicza, Gaczka. Flüsse: Save mit Kulpa, Drave mit Mur. Der große Sumpf Leuszko-Polje ist reich an Fischen u. Wasservögeln. Zahlreiche Mineralquellen gibt es in den Gespannschaften Warasdin u. Agram. Das Klima ist größtentheils rauh, in den Niederungen u. an den Küsten mild, im Ganzen gesund. Producte: Mais, Gerste, Heidekorn, Hirse, Hafer, Zwetschen (aus welchen das Lieblingsgetränk Slivowitza gebrannt wird), Wein, Schweine, Bienen, Fische, Alabaster, Gyps, Marmor, Porphyr, Eisenstein, Kupfer, silberhaltiges Blei, Schwefel, Steinkohlen. Im Küstenlande bilden Schiffbau, Rhederei, Papier- u. Mehlbereitung Haupterwerbsquellen. Die Bevölkerung ist hauptsächlich slawisch, die Kroaten bilden die Hauptmasse, die Serben haben nur Slawonien inne; darunter wohnen Deutsche, Magyaren, Italiener, Juden, Slowaken u. Griechen. Das Schulwesen umfaßt die sogen. Nationalschulen, welche in Trivial-, Haupt- u. Primär- od. Musterschulen eingetheilt werden. Außerdem bestehen 2 Gymnasien zu Agram u. Warasdin, in erster Stadt auch eine Akademie, ein Theologisches Seminar u. ein Adeliges Convict. Die Hauptstadt ist Agram. Das Landeswappen ist ein silberner, rothgewürfelter Schild; 4) Türkisch-K., nordwestliches Liwa der türkischen Provinz Bosnien, begrenzt von der Kroatischen Militärgrenze, Bosnien, der Herzegowina u. Dalmatien. Die Einwohner sind slawischen Stammes u. treiben Ackerbau u. Viehzucht.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.