- Damask [2]
Damask (Gesch.). Der Ursprung von D. verliert sich in die mythische Zeit; hierher verlegt eine orientalische Sage Adams Sündenfall u. das Opfer Abels u. Kains; nach der griechischen Sage hatte es Damaskos, der Sohn des Hermes u. der Halimede, der aus Arkadien nach Syrien gezogen war, gegründet. Zu Abrahams Zeiten war sie schon vorhanden; sie lag in der herrlichen, vom Chrysorrhoas od. Bardines durchflossenen Ebene u. galt als Hauptstadt von Cölesyrien. Reson, ein Sklav Hadad Esers, Königs von Zoba, entlief seinem Herrn, stellte sich an die Spitze einer Räuberbande u. stiftete (um 980 v. Chr.) das Reich von D. (Damascenisches Reich); er war Salomos Feind. Seine Nachfolger Hezion (Hesion) u. Tabrimon, welcher Letztere von Ägypten abhängig gewesen sein soll, lebten beide mit den Hebräern in Frieden. Doch Tabrimons Sohn, Benhadad I. (um 940), Anfangs mit dem Reich Israel verbunden, wurde durch Assa, König von Juda, gewonnen u. griff nun mit diesem Israel an u. eroberte viele Städte u. Bezirke. Dessen Sohn Benhadad II. (901 v. Chr.) setzte den Krieg fort u. belagerte Samaria, wurde aber mit großem Verluste zurückgeschlagen u. bei Aphek besiegt, ohne jedoch die eroberten israelitischen Städte zurückzugeben; zwölf Jahre später bekriegte er den Joram wieder u. zwei Jahre darauf belagerte er Samaria. Ihm weissagte der Prophet Elisa seinen baldigen Tod durch seinen Minister Hasael. Dieser ermordete seinen König u. bestieg den Thron selbst; er bekriegte den König Jehu von Israel u. Joas von Juda u. nöthigte Letzteren, sich mit allen seinen u. des Tempels Schätzen loszukaufen; daraufbelagerte er Jerusalem, nahm u. plünderte es u. bemächtigte sich des Hafens Elath am Persischen Meerbusen. Unter Hasael erreichte das Damascenische Reich den höchsten Gipfel seiner Macht. Aber schon sein Sohn Benhadad III., der ihm 836 folgte, verlor in 3 Feldzügen gegen Israel (840–823), alle früheren Eroberungen, u. Jerobeam II. nahm ihm selbst Hamath weg u. machte ihn zinsbar. Als Rezin (800 v. Chr.) sich mit Israel gegen Juda verband u. Elath am Rothen Meere wieder eroberte, rief Ahas die Assyrier zu Hülfe. Rezin wurde 740 geschlagen u. die Einwohner von D. an den Kyrosfluß verpflanzt. So blieb D., bei neuer Bevölkerung u. fortdauernder Blüthe der Stadt, unter Assyriens, dann unter Babyloniens, endlich unter Persiens Herrschaft, bis es nach Zerstörung des Persischen Reichs durch Alexander den Gr., mit Syrien, unter die Herrschaft der Seleukiden kam, unter welcher es pon seiner Bedeutung viel einbüßte, weil diese neue Städte anlegten u. begünstigten. Doch wurde D. unter den Römern, die sich 64 v. Chr. unter Pompejus desselben bemächtigten, wieder wichtig u. immer blühender, seitdem bei häufigen Einfällen der Sarazenen Diocletian diese Stadt zum Hauptwaffenplatz, zur Waffenfabrik u. zur Niederlage von Kriegsvorräthen gemacht hatte. Bei D. wurde Paulus bekehrt, u. dasselbe war zum Theil der Schauplatz seines Wirkens. Damals war Obadas, Sohn des Aretas, König von D. Später gehörte D. zum Oströmischen Reiche. 633 n. Chr. eroberte der Khalif Omar die Stadt u. nahm dort zum Theil seinen Aufenthalt. Später wurde D. auf einige Zeit Sitz der Khalifen (unter den Omajjaden bis auf Almansur, 660–753), nachdem es 634 von den Sarazenen eingenommen worden war. 1078 bemächtigte sich Tutusch (Tausch), zweiter Sohn Arslans, des Staats Aleppo u. D., u. nach dessen Tod 1095 bekam sein zweiter Sohn Dekak D. als Sultan von D.; dieser st. 1103, u. da sein Sohn noch minderjährig war, folgte sein Minister Toghteghin (Doldekin) Ghaziule (der Eroberer), welcher fortwährend Kämpfe mit den Kreuzfahrern hatte. Diese Kämpfe dauerten fort unter seinem Sohne Tadgeel Muluk Buri (reg. 1127–32) u. dessen Sohn Ismail Schamsel Muluk (reg. 1132–35). Für Ismails Bruder Schebah Eddin Mahmud, der minderjährig war, wurde Moin Eddin Regent; dieser verband sich mit den Franken gegen den Sultan von Aleppo, welcher D. zu erobern strebte; 1139 wurde Schebab Eddin Mahmud ermordet, u. unter seinem Nachfolger Modschir Eddin blieb Moin Eddin Regent; unter ihm belagerten die Kreuzfahrer D. vergebens, als Moin aber 1149 st., konnte Modschir Eddin den herankommenden Nureddin nicht abhalten; 1154 wurde D. von demselben erobert u. später mit Aleppo u. Ägypten verbunden, s. u. Aleppo (Gesch.). Rach Saladins Tode 1193 wurde dessen Sohn Melih el Afdhal wieder Sultan von D.; ihm entriß 1196 sein Oheim Melik el Adel Seif Eddin Abubekr das Reich D., u. als dieser 1200 Ägypten eroberte, wurde D. wieder mit Ägypten verbunden. Wieder folgte ihm 1218 auf dem Thron von D. sein Sohn Meli el Mohadham, welcher 1220 Cäsarea eroberte u. 1225 den Kreuzfahrern Damiette wieder entriß; er st. 1227 zu D., u. sein Nachfolger Melik el Naser wurde 1229 von Melik el Aschraf vertrieben; diesem folgte 1237 dessen Bruder Melik es-Saleh Ismail, doch nöthigte denselben der Sultan Kamel von Ägypten, ihm D. abzutreten u. nach Baalbek zu gehen; 1238 st. Melik ei Kamel in D., u. dessen Sohn, Melik es-Saleh Nodschem Eddin Ajub vertrieb 1239 den Melik Modhaffer, einen Enkel Seif Eddins, der sich nach Kamels Tode D-s bemächtigt hatte. Während seines Zuges nach Ägypten entkam 1239 Ismail wieder u. eroberte D., doch nahm es ihm Nodschem Eddin 1245 wieder ab. Nach Nodschem Eddins Tode bestieg 1249 Turan Schah, seinen Sohn, den Thron von D., u. nach dessen Tode 1250 ergab sich D. dem Melik el Naser Yusuf, Sultan von Aleppo, 1401 wurde D. von Timur, nachdem er die Ägypter hei D. geschlagen hatte, erobert u. verbrannt, später von dem [661] Mamluken eingenommen, denen es bis 1516 blieb, wo es die Türken eroberten. Am 14. Juni 1832 nahmen es die Ägyptier unter Ibrahim Pascha, doch wurde es durch die, von den 4 Großmächten erzwungene Räumung Syriens 1840 wieder türkisch. Flor u. Reichthum zeichnen D. noch heute aus, weil der Zug der Hauptkaravane nach Mekka durch die Stadt geht u. ihren Handel sichert. L. Müller, De origine regni Damasceni, im 1. Band von Ikens Thess. dissert. theolog.; Vitringa, Notitia regni Damasc., in dessen Comment. in Jesaiam.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.