- Gran [1]
Gran, 1) Kreis im Verwaltungsgebiet Pesth-Ofen (Ungarn), auf dem rechten Ufer der Donau; grenzt an die Kreise Pesth, Stuhlweißenburg, Veszprim, Raab u. an die Donau; gebirgig durch die Verteser Gebirgskette im SW., durch die Pilisar im NO.: Hauptfluß ist die Donau; der Boden ist größtentheils dürr; doch gedeiht Mais, Obst u. rother Wein; die Viehzucht ist bei dem Mangel an Weide gering; in den, waldreichen Gebirge gibt es Hirsche, Damhirsche, Rehe, Wölfe, Füchse, wilde Katzen u. Schweine, außerdem Hafen, Rebhühner, wilde Enten u. Gänse, Fische, Krebse; aus dem Mineralreich benutzt man Töpferthon, Kalk, Marmor, Steinkohlen; 36,2 OM, 91,000 Ew. in den Landbezirken Kocs, Totis, Gran u. dem Stadtbezirk G., der Nation nach Ungarn, Deutsche, Slovaken, dem Bekenntniß nach meist Katholiken; 2) (Esztergom, Ostrikom), Hauptstadt darin an der Donau, gegenüber der Mündung der Gran, königliche Freistadt; besteht aus vier, ursprünglich selbständigen Theilen: der Wasser- od. erzbischöflichen Stadt, dem Thomasberg, der königlichen Freistadt u. dem St. Georgenfeld; Sitz der Kreis- u. Bezirksbehörden, eines Postamts, eines Erzbischofs, welcher zugleich Fürst-Primas von Ungarn ist, neue Kathedrale (1822 begonnen u. 31. Aug. 1856 eingeweiht), Domcapitel, neues Bibliothekgebäude, Franciscanerkloster, Gymnasium, Lehrerpräparandie, Priesterseminar: die Stadt betreibt Acker- u. Weinbau, Tuchweberei, Gewerbe. Handel, bes. mit Wein; 11,300 Ew. – G. war schon früh eine gewaltige Festung, hier wurde 969 König Stephan der Heilige geboren u. 994 getauft; G. war auch die erste ungarische Residenzstadt nach Stephans Krönung u. erhielt von demselben den erzbischöflichen Sitz i. J. 1000; es wurde 1241 von den Mongolen belagert u. bis auf die Citadelle erstürmt, worauf die Residenz nach Vissegrad verlegt ward; 1304 wurde die Stadt vom König Wenzel von Böhmen genommen; 1471 von Corvin u. 1532 von Gritti für Zapolya belagert; den 10. Aug 1543 von den Türken eingenommen; seitdem wurde der Sitz des erzbischöflichen Stuhls factisch nach Presburg u. Tyrnau verlegt; die Stadt wurde 1593 vergebens vom Erzherzog Matthias belagert, aber 1505 nach zweimonatlicher Belagerung vom Prinzen Karl von Mansfeld u. Palffy genommen; 1605 kam es wieder an die Türken; im Aug. 1663 hier Sieg der Türken über die Ungarn u. am 16. Aug. 1683 Sieg der Kaiserlichen über die Türken u. im Oct Eroberung G-s; seitdem ist es österreichisch geblieben; 1714 wurde der Erzbischof von G. vom Kaiser Karl VI. zum Reichsfürsten u. Primas erhoben u. 1750 von Maria Theresia mit der Stadt beschenkt; 1820 verlegte Alex. Rudnay den bischöflichen Stuhl wieder nach G.; am 14. April 1849 Schlacht der ungarischen Insurgenten unter Görgey u. de. Österreicher unter Wohlgemuth. 3) (Granua, vielleicht der Cusus der Alten), Nebenfluß der Donau in Ungarn; entspringt auf den Karpaten im Kreise Gömör, durchfließt die Kreise Sohl, Bars u. Komorn, nimmt rechts die Bisztra u. Hermanecz, links die Rohosna, Csirna, Szlatina u. Szekleneze auf u. mündet gegenüber der Stadt G.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.