- Hebriden
Hebriden (Hebuden, Western Islands, Westliche Inseln), 1) Gruppe von nahe an 300 Inseln im Atlantischen Ocean, an der Westküste von Schottland; Gesammtflächenraum: 162 QM. (1,792,000 Acres); 69 von ihnen sind das ganze Jahr u. 8 nur den Sommer über bewohnt; insgesammt 115,000 (meist katholische) Einwohner. Die sämmtlichen Inseln sind felsig u. gebirgig, meist baumlos u. mit Haidekraut bewachsen; einzelne Stellen sind Weideland; Klima im Verhältniß zur nördlichen Lage ziemlich mild; Westwind vorherrschend. Nur etwas über den 7. Theil des Bodens (ungefähr 263,000 Acres) sind culturfähig; Producte: Gerste u. Hafer; Rindvieh u. Schafe, zahlreiche Seevögel; Mineralreichthum bedeutend: Eisen, Blei, Kupfer, Steinkohlen; die Bewohner sind arm, haben natürliche Anlage zur Musik u. treiben außer Ackerbau namentlich Fischerei, Vogelsang (Federsammeln), Kelpbrennerei u. Sodabereitung (jährlich an 6000 Tonnen); viele wandern nach Amerika aus. Die ganze Gruppe theilt man entweder in eine westliche (Long Islands od. Outer-Islands) u. eine innere (Sporaden od. Innere H.) od. gewöhnlicher in a) Südliche H. (zur Grafschaft Argyle gehörig) von Süden aus gerechnet: Cara, Giga (Gigha), Islay, Jura, Colonsay, Oronsay, Scarba, Lunga, Shunna, Sagil, Eisdale, Balnahuaigh, Mull, Icolmkill, Gometra, Ulva, Staffa, Treishnish (Gruppe mit Fladda, Linga, Cairnbulg, Little Cairnbulg u.a.), Lismore, Tirey, Coll; b) Mittlere H. (zur Grafschaft Inverneß gehörig), aa) am Festlande von Süden aus gerechnet: die Small Isles (Mück, Eigg etc.), Scalpay, Raa, Say, Rum, Canna, Skye; bb) entferntere: die Bischofsinseln, die Barragruppe (Barra Mainland, Berneray, Mingeley, Vatersay u.a.), Dabay, Eriska, South- u. North-Uist, Benbecula, Voreray u.a.; c) Nördliche H. (zur Grafschaft Roß gehörig), Harris, Taransay (Taransa), St. Marys, Lewis, Baba (ganz nördlich), die 7 Flammeninseln, St. Kilda (ganz westlich). – Die Alten nennen diese Inseln Ebudä (s.d.) od. Häbudes u. geben ihre Zahl verschieden an; doch ist es zweifelhaft, ob die Römer je daselbst gewesen sind. Sie standen unter eignen Häuptlingen (Clans), welche die Oberherrschaft der schottischen Könige anerkannten. 565 predigte hier Columban das Christenthum u. gründete auf Jona ein Kloster, welches der Sitz der Wissenschaften u. die Grabstätte der schottischen Könige wurde. Im 9. Jahrh. mußten sich die Clans den damals in Westschottland ansässigen Normannen unterwerfen, welche hier ein Königreich stifteten, das nach dem Sitz der Regierung das Königreich Man hieß. Nachdem sich dies in kurzer Zeit aufgelöst hatte, wurden den Inseln normannische Statthalter gegeben, die ziemlich unabhängig waren; 1263 wurden die H. von Schottland zurückgegeben; unter den Clans zeichnete sich bes. der Clan von Heregaidel (Argyle), ein Nachkomme der Könige von Man, aus; er hatte fast alle Inseln unter seiner Botmäßigkeit u. theilte sein Reich unter seine beiden Söhne Dugal u. Reginald; Erster erhielt Argyle mit Mull u. die nördlich davon liegenden Inseln, der Letztere erhielt Kantyre, Islay u. die südlichen Inseln, daher man die beiden Theile auch als Sudereys u. Nordereys im Verhältniß zu einander bezeichnet, während sie nach ihrer Lage zu Schottland Westereys hießen. Die beiden Häuptlinge, von denen Donald Stammvater der Macdonalds u. Dugald der der Macdougalds od. der Grafen von Roß war, kriegten stets mit einander u. widersetzten sich, mit andern Clanen verbunden, den schottischen Königen. Als Graf Athol 1476 den Grafen John Roß gedemüthigt u. dieser die Grafschaft Roß an die Krone abgetreten hatte, war seine Macht zwar gebrochen, doch trieben die kleinern Clane das alte Unwesen des Seeraubes u. der Empörungen fort, bis 1748 eine Parlamentsacte alle erbliche Gerichtsbarkeit auf den H., deren Bewohner während der jakobitischen Unruhe auf der Seite der Stuarts standen, aufhob u. so allen Einfluß der Clans vernichtete. 2) Neue H., so v.w. Heiligen-Geists-Archipelagus.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.