- Katze [1]
Katze (Felis L.), Gattung aus der Ordnung der reißenden Säugethiere; Kennzeichen: kurze, abgerundete Schnauze, kurze Kinnladen, in jeder Kinnlade sechs spitzige Vorderzähne, einzelne, krumme, spitzige u. lange Eckzähne u. überall zwei Lückenzähne, ein Reißzahn u. oben meist ein kleiner Höckerzahn, unten aber nicht; die Zunge ist stachelig rauh, die Augen sind groß, stark gewölbt, lebhaft gefärbt, mitrunder od. länglicher Pupille; da die Krallen, wenn sie nicht zum Klettern od. als Waffe dienen sollen, von den K-n, mit Ausnahme des Gepard, durch besondere Muskeln zurückgezogen werden können, so behalten sie immer ihre Scharfe; Gesicht u. Gehör sind vortrefflich. Die K-n sind Raubthiere, welche ihre Beute im Sprunge erfassen, u. (namentlich die größeren Katzenarten) selbst Menschen gefährlich werden, in der Gefangenschaft sich aber doch von ihnen zähmen lassen. Die Arten sind zahlreich: a) Luchse, mit länglicher Pupille, kurzem, dickem Schwänze, mehr od. weniger lange Ohrpinsel u. meist mit Tüpfeln auf dem Felle; Nordischer Luchs (Felix boreali), Rothluchs (F. Lynx ), Hirschluchs (F. cervaria), Caracal od. Persischer Luchs (L. caracal), Kirmyschak od. Sumpfluchs (F. chaus), Parderluchs (F pardina), Fuchsluchs (F. rufa), Stiefelluchs (F. caligata), Mexicanischer Luchs (F. maculata), Rüppels Luchs (F. Rüppelii), Canadischer Luchs (F. canadensis). b) Gestreifte u. gefleckte Katzen: Gemeine od. Wilde K. (F. catus), Hauskatze (F. domestica), Gepard od. Jagdleopard (F. jubata), Serval od. Afrikanische Tigerkatze (F. Serval), Servaline in Ostindien (F. ornata s. sevalina), Pampaskatze (F. pajeros), Capkatze (F. carpensis Forst.), Manul ob. Steppenkatze (F Manul), Colocolle (F. colocollo), Caffernkatze (F. Caffra), Kleinpfötige K. (F. maniculata), Nepaulsche K. (F. nepalesis), Bengalische K. (F. bengalensis s. torquata), Javanische, Sumatranische u. Himalayakatze (F. javanensis F. sumatrana et himajana), Diards K. auf Java (F. Diardi). Kleinfleckige K. (F. celidogaster s. chalybeata Griff.), Brasilianische, Halsband- u. Südamerikanische Tigerkatze (F. brasiliensis, F. armillata u. F. tigrina), Stahlpanther (F. chalybeata Herm. s. Pardus Fisch.), Langschwänzige u. Sanfte K. (F. macroura et mitis), Ozelot in 7 Varietäten (F. pardalis), Schildpadd- od. Großfleckiger Panther (F. macrocelis). Rimr (F. Nimr.),Persische Unze (F. irbis s. uncia Buff.), Panther (Parder, F. pardus). Leopard (F. leopardus), Jaguar od. Amerikanische Unze (F. onca) u. Tiger (Königstiger, F. tigrus). c) Einfarbige K-n: Löwe (F. leo), Puma od. Kuguars,(F. concolor et discolor), Jaguarondi (F. jaguarondi), Schwarzer Puma (F. nigra) in Brasilien, Eyra (F. eyra) in Südamerika u. Dunkele K. (F. obscura) am Cap. Die Wilde K. (Felis catus, Catus sylvestris), mit gleich dickem, braun- u. schwarzgeringeltem Schwänze, weniger plattgedrücktem Kopf, längeren Haaren, inwendig schwarzen Pfoten, gelblichem od. rostgrauem, schwarzgestricheltem Fell; lebt in hohlen Bäumen od. Erdlöchern, schadet dem Feldwildpret, jungen Rehen, Hasen, Kaninchen etc., frißt auch Fische, Mäuse, Ratten etc., ranzt im Februar, begattet sich wegen der nach hinten liegenden Ruche ganz eigen, auch bisweilen mit zahmen K-u; bringt nach 9 Wochen 4–6 blinde Junge; wird als Raubthier u. des Pelzes wegen gejagt. Die Zahme (Haus-) Katze (F. domestica), das Männchen Kater, das Weibchen Kietze, kleiner als die vorige, von jener stammend, Haare kürzer, von verschiedenen Farben (dreifarbige K-n u. blaue sind selten), Augen mit Sehstrich, sieht bes. des Nachts scharf, Zunge durch rückwärts gekehrte Spitzen rauh; frißt Mäuse, Vögel, Fleisch, Fische, verwildert bald, lebt in natürlicher Feindschaft mit den Hunden, klettert gut, kommt beim Fall durch Bewegung ihres Schwanzes gewöhnlich auf die Füße; jetzt durch die ganze Welt verbreitet, nach Amerika erst durch die Spanier gebracht. Abarten: a) Cyper- od. Gestreifte K. (F. d. striata s. tigrina et vulgaris), gelbgrau, mit über Kopf u. Rücken geradeaus laufenden schwarzen Streifen, an Seiten u. Schenkeln schwarze Flecken u. Ringel, Schwanz geringelt, Lippen u. Sohlen schwarz; die der wilden K. ähnlichste Abart; b) Karthäuser-, Augsburger od. Blaue K. (F. d. coerulea), graublau, mir langem, weichem Haar, Lippen u. Sohlen schwarz; Hauskatze in Augsburg u. Nürnberg; c) Cumanische K. (F. d. cumana), aschgrau od. gelblichgrau, Rücken dunkeler, Ohren innen weiß, vier schwarze Striche über die Stirn, drei über den Nacken, einer über den ganzen Rücken gehend, Schwanz rund, zottig, am Ende mit drei schwarzen Ringen u. schwarzer Spitze, Sohlen graugelb; nach Pallas kommen Felle dieser Abart vom Cumaflusse u. Kaukasus; d) Spanische K. (F. d. hispanica), die Weibchen weiß, mit schwarzen u. rostgelben Flecken, die Männchen meistens nur zweifarbig; oft beide auch nur einfarbig weiß, schwarz od. rostgelb, Lippen u. Sohlen fleischfarbig; nebst der Cyperkatze bei uns am häufigsten; e) Angorische K. (F. d. angorensis), mit sehr langem, seidenartigem Haar, weiß, graulich od. gelblich u. gefleckt, Lippen u. Sohlen fleischfarben; stammt aus Angora, kommt aber auch in Deutschland vor; f) Chinesische K. (F. d. sinensis), mit langem, seidenartigem, herabhängendem Haar u. hängenden Ohren; Hauskatze Chinas; g) Japaner K. (F. d. japonica s. brevicaudata), weiß, mit großen gelben u. schwarzen Flecken u. sehr kurzen: Schwänze; in Japan; h) Nacktschwänzige K. (F. d. nudicaudata s. paraguensis), mit kurzem, dicht anliegendem Haar u. nacktem Schwänze; in Paraguay; i) Malayische K. (F. d. indica s. torticauda), auf den Malayischen Inseln, die Jungen tragen Haarflechten od. knotige Büschel am Schwänze.
Die Katzen haben viel Elektrizität; der Rücken zeigt, rückwärts gestrichen, Knistern u. Funken, daher man das Fell bei Elektrophoren braucht.[388] Nach Katzenminze, Baldrian, vorzüglich aber Marum verum, worauf sie sich wälzen u. das sie zerbeißen, ausscharren etc., sind sie begierig, gegen Raute haben sie Widerwillen; ihr Wohlbehagen drückt sie durch Schnurren od. Spinnen aus (hervorgebracht durch 2 gespannte zarte Häutchen im Kehlkopf), ihren Zorn durch Pfauchen. Manche Menschen bekommen in der Nähe der K-n, auch wenn sie dieselben nicht bemerken, Übelkeiten u. Ohnmachten; Pferde werden von der Ausdünstung der K-n schnell müde. Die K-n fangen Mäuse, Ratten, Wiesel (in Amerika auch Vampyrs), wodurch sie sehr nützliche Hausthiere werden, aber ihre Naschhaftigkeit macht in Küche, Kammer u. Gewölbe große Vorsicht nöthig, welcher sie gleichwohl durch ihre Schlauheit u. Behendigkeit spotten. Auf Feldern stellen sie den jungen Hafen nach; die Felle, bes. der wilden K-n, schwarz od. braun gefärbt, werden zu Pelzfutter u. Aufschlägen gebraucht. An manchen Orten (in Spanien, Frankreich, Holland, Irland, Afrika, bei den Tungusen, Kalmücken, in Hinterindien, China etc.) werden die K-n gegessen; sie schmecken wie Hafen; man brauchte sonst ihr Fett als zertheilend, ihre Därme zu Saiten, ihren Balg als Pelzwerk. Die K. wird selten so zahm als der Hund u. hängt mehr an dem Hause, in dem sie wohnt, als an ihrem Herrn. Nur in seltenen Fällen zeigte die K. wahre Hundetreue, bes. gegen Kinder. Gesicht u. Gehör sind bei der K. sehr sein, ihr Geruchssinn ist aber sehr schwach ausgebildet; ihr Gedächtniß ist kurz, ihr Leben ist sehr zähe. Die K. paart sich jährlich zwei- bis dreimal u. bringt 4 bis 6, zuweilen sogar bis 12 Junge zur Welt, welche neun Tage lang blind sind u. von der Kietze sorgsam, bes. gegen den Kater, geschützt werden. Bei der Paarung schreit sie sehr laut. Wie bei dem Hunde ist auch bei der K. die fürchterlichste Krankheit die Hundswuth. Bei dem Milchfieber der K. treten zuweilen auch wuthähnliche Erscheinungen ein; bei kümmerlicher Nahrung entsteht auch wohl die Rande, die Haare fallen aus u. die kahlen Flecke werden schuppig u. rissig; öfters bekommen K-n auch eine Art Asthma u. zuweilen bricht eine Katzenpest aus; diese fängt mit Ekel, Erbrechen u. Muthlosigkeit an, dann folgt Entleerung des Unraths u. im Magen u. den Gedärmen sammelt sich eine gelbe Feuchtigkeit an; diese Krankheit ist oft tödtlich.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.