Keyserlingk

Keyserlingk

Keyserlingk, ein der Lutherischen Confession folgendes, aus der Grafschaft Tecklenburg, wo es zu den Burgmannen des Schlosses Tekenborg gehörte, stammendes Geschlecht, welches gegenwärtig in [454] Preußen, Esth-, Kur- u. Livland angesessen ist. Der älteste bekannte Ahnherr ist: 1) Ritter Johann de Keselinc, welcher um 1230 lebte. Ein Zweig der Familie wandte sich im 14. Jahrh. nach der Grafschaft Ravensberg u. von da nach Kurland, wo auch 2) Ritter Hermann lebte, welcher der Stammvater der heutigen Grafen u. Freiherrn von K. war u. unter dem Herrenmeister Walter von Plettenberg Theil an dem Siege bei Pleskow (2. Sept. 1502) hatte. Seine beiden Söhne Johann u. Heinrich stifteten die Okter u. Usecker Hauptlinie. A) Die Okter Hauptlinie. Zu dieser gehören: a) Die Freiherrliche Linie zu Blankenau in Ostpreußen, deren jetziger Chef ist: 3) Freiherr Heinrich, Sohn des 1813 verstorbenen preußischen Hauptmanns Freiherrn Heinrich, geb. 1814, ist preußischer Hauptmann, Curator des Blankenauschen Damenstiftes u. seit 1838 mit Ida geb. Heimiges vermählt, b) Die gräfliche russische Linie; Stifter: 4) Graf Hermann Karl, geb. 1695, wurde 1741 in den Grafenstand erhoben, kam nach mehreren Reisen als Kammerjunker in die Dienste der verwittweten Herzogin Anna von Kurland, ging, als diese den russischen Thron bestieg, nach Petersburg, wurde 1733 Och. Rath u. Vicepräsident des Justizcollegiums in Petersburg, begleitete hierauf mehre Gesandtschaftsposten am polnischen, deutschen u. kursächsischen Hofe; wurde nach Augusts III. Tode von Katharina II. als Großbotschafter nach Polen gesandt, um die Wahl des Grafen Poniatowsky zum König von Polen zu bewirten, u. st. 1764 in Warschau. 5) Graf Heinrich Christian, Sohn des Vorigen, geb. 1727 auf dem Rittergute Leften in Kurland; ging nach mehreren Reisen 1752 als kaiserlicher Reichshofrath nach Wien, wurde 1762 russischer Geheimer Staatsrath in Petersburg, begleitete seinen Pater auf dessen Gesandtschaftsreisen nach Polen u. machte mehrere Reisen für den russischen Hof; er verließ 1765 Warschau, hielt sich seitdem meist in Königsberg auf; er starb dort 1787. Mit diesem erlosch die Linie wieder. Er schr.: De feudis vexilli etc., Mitau 1761; Schreiben eines Patrioten über die Frage, ob ein abgelegter Eid Einen zu etwas, was ungerecht, verbinden könne? ebd. 1773. e) Die gräflich Rautenburgsche Linie, Stifter: 6) Graf Gebhard Johann, braunschweigischer Geheimer Räch, welcher durch seine Vermählung mit Karoline geb. Gräfin von Truchseß zu Waldburg, Erbgräfin zu Rautenburg, diese Besitzung erlangte u. 1744 in den Grafenstand erhoben wurde. Besitz: das 1787 gestiftete, 1787 zur Grafschaft erhobene, 3 QM. haltende Majorat Rautenburg in Ostpreußen; der Besitzer dieses Majorats hat seit 1840 eine Collectivstimme in der Ritterschaft auf dem preußischen Landtage; jetziger Chef: 7) Graf Otto, Urenkel des Stifters, Sohn des 1850 verstorbenen Grafen Heinrich, geb. 1802, vermählt 1830 mit Emma geb. Freiin von Behr; sein Sohn Heinrich ist 1831 geboren, d) Die Neustadter Linie; Stifter: 8) Graf Otto Ernst, Bruder von K. 6), Besitz: die Herrschaft Neustadt in Westpreußen, 1777 in den Grafenstand erhoben; jetziger Chef: 9) Graf Otto, Sohn des 1855 verstorbenen Grafen Archibald, geb. 1818, ist seit 1856 in zweiter Ehe mit Elsbeth geb. v. Alvensleben vermählt. B) Die Usecker Hauptlinie. Zu dieser gehören: e) Die freiherrliche Linie zu Warwen in Kurland, deren jetziger Chef ist: 10) Freiherr Wilhelm, Sohn des 1844 verstorbenen Freiherrn Franz, geb. 1797, ist seit 1818 mit Katharina geb. von Bordelius vermählt. f) Die freiherrliche Linie zu Gewetzin in Mecklenburg, deren Chef ist: 11) Freiherr Hugo, Sohn des 1831 verstorbenen preußischen Major a. D., Freiherrn Adolf, geb. 1812, ist unvermählt. 2) Die freiherrliche Linie auf Funkenhof in Kurland, deren Chef ist: 12) Freiherr Hermann, Sohn des 1821 verstorbenen Freiherrn Ernst, geb. 1793, gewesener Privatdocent an der Universität in Berlin, ist von seiner Gemahlin Dorothea geb. v. Zülow geschieden. Vgl. Stammtafeln Nachrichten u. Urkunde von dem Geschlechte derer von K., Berl. 1853.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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