- Klenze [2]
Klenze, 1) Leo v. K., geb. 1784 auf dem Gute seines Vaters im Hildesheimischen; von seinem Vater für die kameralistische Laufbahn bestimmt, studirte er Baukunst im Carolinum in Braunschweig u. später von 1800 an in Berlin. Schon nach 3 Jahren begann er größere Reisen nach England, Frankreich u. Italien u. wurde 1808 Hofarchitekt u. Oberbaudirector des Königs [570] Hieronymus in Kassel. Nach dem Sturz dieses Königs reiste er nach Wien, wo der Congreß versammelt war, später nach Paris, wo er durch den damaligen Kronprinzen Ludwig von Baiern nach München befördert wurde u. zugleich den Auftrag erhielt, die Glyptothek auszuführen. 1819 wurde er baierischer Hofbauintendant, Oberbaurath u. Chef dieser Bauabtheilung im Ministerium, 1826 Geheimer Oberbaurath, 1830 Vorstand der obersten Baubehörde, 1831 wirklicher Geheimer Rath u. reiste im Auftrag des Königs nach Griechenland, um den Plan der neuen Hauptstadt zu prüfen, wo er die Propyläen zum Parthenon wieder eröffnete. 1839 ging er nach Petersburg, um den Bau der Isaakskirche zu leiten. 1843 abermals, um den großen Kaiserpalast aufzuführen. Nach seiner Rückkehr nach München, im Juli, wurde er seiner Stelle cis Chef des gesammten Bauwesens in Baiern enthoben. Sein letztes Werk ist die Anlage der Münchener Propyläen (s.u. Männchen); noch damit beschäftigt starb er 7. Juni 1853 in Marienbad. K. hatte eine entschiedene Vorliebe für antike, bes. griechische Bauformen, er gilt als derjenige, welcher diesen Styl mit Consequenz in Deutschland durchgeführt hat. Werke in München: Die Glyptothek, mit ionischer Porticus u. gewölbten Sälen; der neue Königsbau in florentinischem Palaststyl; das Palais des Herzogs Max in moderner Renaissance; das Odeon desgl; die Pinakothek im Styl des Bramante; die Allerheiligen Hofcapelle in byzantinischem Styl; der Festsaalbau im Styl des Palladio; die Waldalla bei Regensburg; das neue Museum in Petersburg. Auch schr. er mehre architektonische Schriften u. hat sich auch als Landschaftsmaler ausgezeichnet. 2) Clemens August Karl, geb. 1795 in Heissum bei Hildesheim, nahm am Feldzuge von 1813 Theil, wurde 1826 Professor der Jurisprudenz in Berlin u. Ordinarius des Spruchcollegiums, auch Stadtverordneter u. zeichnete sich ols solcher durch seine Sorgfalt für Wohlthätigkeitsanstalten u. die Verschönerungen Berlins sehr aus; er st. 1838 u. schr.: Fragmenta legis Serviliae repetundarum, Berl. 1825; Grundriß zu Vorlesungen über die Geschichte des römischen Rechts bis Justinian, ebd. 1827–35; Lehrbuch des gemeinen Strafrechtes, ebd. 1833; Kritische Phantasien eines praktischen Staatsmannes, ebd. 1834; Institutio Gregoriani, zum erstenmal herausgegeben. 3) Otto C. F. von K., Verwandter von K. 1), geb. 1802 im Königreich Hannover; wurde 1827 Advocat, 1833 Vertreter des Hildesheimischen Bauernstandes bei der allgemeinen Ständeversammlung u. nahm an der Errichtung des Staatsgrundgesetzes von 1833 thätigen Antheil; 1837 trat er entschieden auf die Seite des Cabinets u. erklärte als Vertreter der Stadt Nienburg 1838 die Aufhebung des Staatsgrundgesetzes als nothwendig. Gegen ihn schrieb Ewald: Worte an Herrn K., Basel 1838; 1838 wurde er Hofrath im Ministerialdepartement des Innern; 1839 Mitglied des Staatsrathes. Er ist Verfasser der Anklageschrift gegen die Stadt Hannover beim Deutschen Bunde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.