- Koburg
Koburg (Coburg), 1) deutsches Herzogthum, in Sachsen-Koburg; 2) Amt darin, ohne die Stadt K., 11, 560 Ew.; 3) Hauptstadt des Herzogthums, links an der Itz am Einfluß der Lauter in dieselbe u. an der Werrabahn (Eisenach-Lichtenfels) mit Zweigbahn von hier nach Sonneberg; abwechselnd mit Gotha die Residenz des Herzogs von Sachsen Koburg-Gotha; Sitz der höchsten Landesbehörden; Schloß Ehrenburg mit Bibliothek (60,000 Bde.) u. bedeutender Kupferstichsammlung (200,000 Stück), herzoglicher Garten mit Denkmal des Herzogs Franz; Regierungsgebäude, Gymnasium (Casimirianum, 1605 vom Herzog Kasimir gestiftet, bis 1804 akademisches Gymnasium) mit Naturalienkabinet u. Bibliothek, Schullehrerseminar, Realschule, Theater, Leopoldstiftung für Krankenpflege (1859 von dem König der Belgier mit einem Kapital von 100,000 Gulden gemacht), Kunst- u. Gewerbeverein; Bierbrauerei, Bleichen, Türkischroth-Färberei. Baumwollen- u. Leineweberei, Fayencefabrik. Vergnügungsorte: Casino, Erholung u.a. Vereine; Freimaurerloge: Ernst für Wahrheit, Freundschaft u. Recht; 10,000 Ew. Dabei die sonstige Veste K. auf einem Berge, nach alter Art durch Bastions befestigt, mit Zucht-, Irren-, Zeug-, Brauhause, Kirche, 115 Ew. u. das Dorf Neuses, Vergnügungsort mit Moritzens v. Thümmel Begräbniß u. 300 Ew. Die Veste K. soll schon im 8. Jahrh. erbaut worden u. zur Karolingerzeit eine königliche Pfalz gewesen sein; 990 wurde Pfalzgraf Ezz vom Kaiser Otto III. damit belehnt, dessen Tochtee Richsa 1057 K. mit ihren übrigen Gütern dem Hochstift Köln vermachte; die Bischöfe hatten Vögte dort; seit dem 13. Jahrh. war die Veste u. Stadt K. in Besitz Hennebergs, Brandenburgs u. Thüringens; 1447 verkaufte Herzog Wilhelm K. mit an Apel v. Vitzthum, nahm es aber 1451 wieder an sich. 1485 kam K. an die Ernestinische Linie. 1525 fand die Koburgische Ritterschaft Schutz in der Veste K. gegen die tumultuirenden Bauern. 1530 lebte Luther vom April bis October hier; Herzog Johann Ernst verlegte seine Residenz 1549 von der Veste in die Ehrenburg in der Stadt K. Herzog Johann Kasimir ließ die Veste noch mehr verstärken u. hier 1603–13 seine Gemahlin Anna (s.d.) in Gewahrsam halten; vom 27. Septbr. bis 5. Octbr. 1632 wurde die Veste von Wallenstein vergebens belagert u. beschossen; 20. October 1634 nahmen die Kaiserlichen unter Lamboy Stadt u. Schloß Ehrenburg, aber die Festung erhielten sie erst 27. März 1635 durch Capitulation; doch erhielt sie der Herzog nach dem Prager Frieden wieder, u. nach dem Westfälischen Frieden wurde sie vom Herzog Friedrich Wilhelm von Altenburg wieder hergestellt. 1782 wurde das Koburgische u. Meiningensche Zucht u. Arbeitshaus, 1783 auch das Kranken- u. Irrenhaus in die Veste verlegt u. 1802 die Veste desarmirt; seit 1838 wurde sie zu restauriren begonnen. K. ist seit Oct. 1859 Sitz des Deutschen Nationalvereins. Vgl. Karche, Jahrbücher der Residenzstadt K., 1825; Fortsetzung 1853; von Zehmen, Die Veste K., Gotha 1856; 4) Hauptort des Districtes Newcastle in West- od. Obercanada (Brit. Nordamerika) an einer Bucht des Ontariosees; 6 Kirchen, Victoria College (Akademie mit der Befugniß, Grade in den Künsten u. Wissenschaften zu ertheilen, 1835 von der Wesleyanischen Conferenz gegründet, 1842 durch Parlamentsacte bestätigt, erhält jährlich 500 Pf. St. Staatsunterstützung)[629] Polytechnische Gesellschaft, Tuchfabrikation, Hafen Leuchthurm, Dampfschifffahrt; Eisenbahnverbindung mit Toronto u. Kingston; 6000 Ew. 5) Insel im Nordwesten der Baffinsbai (Arktisches Nordamerika); 6) eine von Osten nach Westen sich erstreckende Halbinsel auf der westlichen Nordküste von Australien, hängt durch eine 11/4 Meile lange, 1 Meile breite Landzunge mit dem Festlande zusammen; dicht bewaldet; an ihrer Südseite der Vandiemens Golf (Pitschenelumbe der Eingebornen) an der Westseite die Mountnorrisbai u. der Port Essington (einer der besten Hafen an der Nordküste von Australien), an welchem die Stadt Victoria liegt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.