Türkischroth

Türkischroth

Türkischroth (Adrianopelroth, Merinos-roth), eine feuerige scharlachrothe u. haltbare Krappfarbe für leinene, bes. aber baumwollene Garne (Türkisches Garn) od. Gewebe. Die Türkischrothfärberei war seit den frühesten Zeiten den Indiern bekannt; später verpflanzte sie sich nach Griechenland u. Kleinasien u. wurde seit 1747 in Frankreich u. dem übrigen Europa heimisch. Jetzt sind ihre Hauptsitze außer Frankreich die Schweiz, England u. Schottland u. in Deutschland bes. Elberfeld. Das Verfahren T. zu färben ist in verschiedenen Gegenden etwas abweichend; in Glasgow ist folgendes gebräuchlich: 100 Kilogramm Calico (Kattun) werden durch: 24stündiges Einlegen in eine 40–50° warme verdünnte Lösung von 4 bis 5 Kilogramm Ätzkali entschlichtet, alsdann noch einige Stunden lang in einer Lösung von 7 bis 10 Kilogramm Krystallsoda gekocht u. dann etwa 14 Tage lang mittelst der Klotzmaschine im sogenannten Weißbad behandelt. Letzteres ist eine Mischung aus 10 Liter Gallipoliöl, 15 Liter weichem Schafmist, 40 Liter Sodalösung von specisischem Gewicht 1,040 u. 155 Liter Wasser, welche in einem Bottich mittelst Maschinerie so lange durchgerührt werden, bis eine gleichmäßige Emulsion entsteht. Die Behandlung im Weißbad wird noch zwei Mal wiederholt u. dazwischen das Zeug in der Sonne od. im Trockenraum getrocknet. Nachdem es einige Zeit in einer 50° warmen Pottaschenlösung (specifisches Gewicht 1,0075) gelegen u. wieder getrocknet ist, wird es in einem zweiten Weißbade aus 10 Liter Gallipoliöl, 30 Liter Sodalösung von 1,040 specifischem Gewicht u. 180 Liter Wasser dreimal abwechselnd mit der Klotzmaschine bearbeitet u. getrocknet u. endlich mit einer 50° warmen Soda- u. Pottaschenlösung von specifischem Gewicht 1,0125 vom überschüssigen Öl befreit (Entfetten, Klarziehen). Hierauf wird das Zeug längere Zeit in eine Abkochung von 18 Kilogramm Galläpfeln od. 33 Kilogramm Sumach in 200 Liter Wasser bei 25–40° liegen lassen (Galliren), alsdann 24 Stunden lang in einer mit Pottasche, Soda od. Kreide versetzten Alaunlösung von specifischem Gewicht 1,040 eingeweicht (Alauniren), getrocknet u. gewaschen u. nun, je nach der Nüance, mit 100–300 Kilogramm Krapp u. der nöthigen Wassermenge im Färbekessel eine bis zwei Stunden lang gekocht u. herumbewegt. Den mit aufgenommenen braunen Farbstoff beseitigt man durch das Aviviren, d.h. zwölfstündiges Kochen des gefärbten Zeuges in einem Gemisch von 5 Kilogramm Krystallsoda, 8 Kilogramm Seife u. 180 Liter der zum Entfetten schon benutzten Sodalösung; der höchste Grad von Feuer wird aber der Farbe durch das Rosiren ertheilt, indem man das Zeug mit 5–6 Kilogramm Seife, 1 Kilogramm Zinnsalz u. der nöthigen Menge Wasser in einem verschlossenen Kessel bei. 2 Atmosphären Druck kocht. Endlich wird das Zeug mehre Tage lang auf den Rasen gelegt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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