Kolbe [1]

Kolbe [1]

Kolbe (die K., in einigen Bedeutungen der Kolben), 1) ein Gegenstand, der an der einen Seite stärker ist, als an der andern; 2) Waffe der alten Ritter, ein stählerner Hammer, auf der andern Seite mit einer etwa 6 Zoll langen gekrümmten Spitze u. einem 3 Ellen langen Stiel, um damit den Gegner vom Pferde zu reißen, wenn er durch einen Schlag mit dem Hammer auf dem Helm betäubt war. Die K. wurde am Sattel, auf der rechten Seite geführt; 3) am Schießgewehr der untere dickere Theil des Schaftes (s. Schaft); 4) eiserner od. hölzerner Cylinder, womit der Gewehrlauf inwendig gekolbt, d.h. geglättet wird; die eisernen K-n sind mit schrägen Feilenhieben versehen, auf die hölzernen wird Schmergel u. Öl gestrichen. Auch haben die Büchsenmacher zu gleichem Zwecke eiserne gespaltene K-n, welche einer Gabel gleichen u. auch mit Feilenhieben versehen sind; sie werden gebraucht, wenn die Seele des Laufes etwas konisch ist; 5) gedrechseltes, dickeres Stück Holz an dem Setzer, Wischer u. der Ladeschaufel einer Kanone; 6) (Cucurbita), gläserne, hohle Kugel, mit langem, geradem, sich allmälig verengerndem Glase, auf den bei Destillationen aus gläsernen Gefäßen der Helm gesetzt, od. in den der Hals einer Retorte eingefügt wird; 7) bei Insecten Fühlhorn, wenn es nach dem Ende zu sich verdickt; bei der Gattung Scarabaeus L., ist sie durchblättert Blätterkolbe; 8) obere Fläche des menschlichen Kopfes, bes. wenn die Haare abgeschoren sind; 9) dicke Stirne eines Bockes ohne Hörner, daher Kolbenbock, vgl. Gehörn; 10) massive od. durchbrochene u. im letzteren Falle mit einem Ventile versehener Körper, welche dichtschließend in cylindrischen Röhren od. prismatischen Kästen beweglich sind; sie nehmen entweder die bewegende Kraft elastischer Flüssigkeiten (Luft, Dampf) auf u. machen sie nutzbar (Dampfmaschinen, Wassersäulenmaschinen); od. sie verdichten od. verdünnen bei ihrer Bewegung luftförmige Körper (Luftpumpen, Gebläse), od. sie heben als Folge einer Luftverdünnung od. des durch sie ausgeübten Druckes tropfbare Flüssigkeiten (Pumpen). Der dichte Schluß des K-s im Kolbenrohre wird durch ein Dichtungsmittel (Liederung) hervorgebracht, welches theils am Kolbenkörper, theils an dem Kolbenrohre angebracht (wie z.B. bei Hydraulischen Pressen) wird, u. wozu man für kalte Flüssigkeiten Hanf, Leder, Filz, Guttapercha od. Holz, für heiße Flüssigkeiten meist Metall (Messing, Rothguß etc.) verwendet. Die Metallliederung besteht gewöhnlich aus federnden Dichtungsringen, welche durch Stellschrauben u. Federn an die Cylinderwand angepreßt werden. Der Kolbenkörper ist massiv bei Dampfkolben, Druckpumpen u. Hydraulischen Pressen u. besteht hier meist aus Holz od. Eisen mit einem einfachen od. doppelten Lederstülp als Liederung, od. mit darum gewundenem Flachs; bei den Saugpumpen muß das Wasser durch den Kolbenkörper hindurchgehen können, weshalb dieser durchbrochen sein muß (Ventilkolben); damit aber beim Heben des Kolbens das Wasser nicht wieder durch den K. zurückfließe, wird die Bohrung durch ein Ventil od. durch eine od. mehre Klappen verschlossen, die sich beim Niedergang öffnen, beim Aufgang schließen. Viereckige K-n kommen seltener vor, z.B. bei Kasten od. Bohlenpumpen u. bei Kastengebläsen. Der K-n empfängt (bei den Pumpen) od. überträgt (bei Dampfmaschinen u. Wassersäulenmaschinen) seine Bewegung auf die Kolbenstange, welche nach Befinden da, wo sie aus dem Kolbenrohre od. Cylinder heraustritt, ebenfalls gegen den dann nothwendigen Cylinderdeckel gedichtet werden muß, wie es z.B. bei den doppelwirkenden Dampfmaschinen der Fall ist. 11) (Jagdw.), ein, wie eine Pyramide beschnittener Fichtenbusch, um dabei Vögel auf Leimruthen zu fangen; 12) (Metallarb.), so v.w. Löthkolben; 13) so v.w. Ankerkreuz; 14) (Spadix), ist ein ährenförmiger Blüthenstand, mit dicker fleischiger od. markiger Spindel, oft mit sehr dicht stehenden, sitzenden od. gar etwas eingesenkten Blüthen, wie z.B. bei Arum, Calla, Acorus, der weibliche Blüthenstand des Mais, die Blüthenstände der Bananen (Musa), Kokos-, Dattel- u.a. Palmen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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