Liszt

Liszt

Liszt, Franz, geb. am 22. Oct. 1811 in Räding bei Ödenburg in Ungarn, wurde frühzeitig in der Musik unterrichtet u. spielte in seinem 9. Jahre zum ersten Male öffentlich in Ödenburg, u. sowohl hier als in Presburg erntete er Beifall; er genoß dann in Wien den Unterricht C. Czernys u. Salieris u. gab hier das erste Concert. 1823 führte ihn sein Vater nach Paris u. 1824 nach England, wo er als Knabe schon als Meister auftrat. Bald fing er an, selbst zu componiren, schrieb Sonaten, Variationen u. 1825 die Oper Don Sancho od. das Schloß der Liebe, welche in der königlichen Akademie der Musik zu Paris aufgeführt wurde. 1825 machte er eine Kunstreise durch Frankreich, nach deren Beendigung ihm Reicha Unterricht im Contrapunkt ertheilte, 1827 durch die Schweiz u. dann eine dritte Reise nach England. Zur Stärkung seiner Gesundheit ging er indie Bäder von Boulogne, dann nach Paris, gab hier Musikunterricht, beschäftigte sich mit literarischen Forschungen u. componirte, bes. für die Kirche. Von einer Krankheit genesen, begann der sonst religiöse u. kirchliche L. plötzlich sich der Kunst u. Religion ab- u. dem sinnlich Angenehmen, wie dem Socialismus zuzuwenden; damals componirte er die Fantaisie sur la fiancée. 1837 reiste er nach Italien, von da nach Süddeutschland, Wien u. Pesth u. nachdem er darnach wieder einige Zeit in Paris verweilt hatte, ging er 1840 nach Norddeutschland, London u. Paris, 1841 nach Hamburg, Kiel u. Kopenhagen u. von da in die Rheingegend, Berlin, Königsberg u. Petersburg. 1848 zog er sich nach Weimar zurück, wo er als Kapellmeister auf die Richtung der dramatischen Musik einen bedeutenden Einfluß ausübte u. hauptsächlich als Componist u. Schriftsteller eine große Thätigkeit[424] entwickelte. 1859 legte er seine Stelle als Dirigent der Weimarschen Oper nieder. Er schr.: De la fondation-Goethe à Weimar, Lpz. 1851 (s.u. Goethe); Lohegrin et Tannhauser de Rich. Wagner, ebd. 1852, u. Über die Musik der Ungarn u. Zigeuner; Gesammelte Schriften, Kassel 1859, 2 Bde.; componirte die zwei großen Symphonien Dante u. Faust; neun symphonische Dichtungen: Tasso, Les pre ludes, Orpheus, Prometheus, Mazeppa, Festklänge, Hungaria, die Bergsymphonie, Héroide funèbre; zwei Cantaten: An die Künstler (nach Schillers Gedicht), u. Das Leben der Sta. Elisabeth (Dichtung von Otto Roquette); eine Missa solennis u.a. Kirchenwerke, sowie eine Reihe von Liedern u. Sonaten, Etuden etc. für das Pianoforte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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