- Timothĕos
Timothĕos, 1) aus Miletos, griechischer Lyriker, st. 357 v. Chr. Er schrieb Dithyramben u. soll nach Einigen die Lyra durch Hinzufügung von vier Saiten vervollkommnet haben. Fragmente in Bergks Poetae lyrici gr. u. mit deutscher Übersetzung in Hartungs Griechische Lyriker; vgl. G. M. Schmidt, De Timotheo, in dessen Poetae dithyr., 1845. 2) Sohn des Klearchos, 352 v. Chr. Tyrann von Heraklea, s.d. 13). 3) Sohn Konons, kehrte 393 v. Chr. mit seinem Vater nach Athen zurück u. lebte daselbst durch Reichthum u. Bildung angesehen; 378 diente er unter Chabrias auf der Flotte gegen Sparta; 375 verwüstete er die Küste Lakonikas, eroberte Kerkyra u. schlug die Spartaner unter Nikokles in Akarnanien; darauf zog er nach Thracien, wo er für Athen neue Erwerbungen machte, verlor aber, weil er dem bedrängten Kerkyra nicht rechtzeitig zu Hülfe kam, das Commando u. wurde sogar von den Demokraten öffentlich angeklagt, ohne jedoch verurtheilt zu werden. Er ging nun nach Persien u. machte den Zug gegen Ägypten mit, worauf er nach Athen zurückkehrte u. sich mit seinem Widersacher Iphikrates aussöhnte. 368 wieder an die Spitze einer Flotte gestellt, entriß er den Persern Samos nach elfmonatlicher Belagerung, kämpfte dann an dem Hellespont, eroberte Sestos u. Krithote, 364 Torone, Methone, Pydna u. Potidäa u. unterwarf die Chalkidier. 358 wurde er mit Iphikrates u. Chares gegen die Bundesgenossen geschickt; Chares vereitelte durch seine Unvorsichtigkeit das Unternehmen u. um sich sicher zu stellen, berichtete er nach Athen, daß T. an dem Unglück schuld sei. T. wurde 354 vorgeladen u. um 100 Talente gestraft. Er ging nach Chalkis; von der Strafsumme bezahlte sein Sohn Konon nur 10 Talente. T. war der letzte der großen Feldherrn Athens. Lebensbeschreibung bei Cornelius Nepos. 4) Griechischer Bildhauer nach der Mitte des 4. Jahrh. v. Chr., nahm Theil an dem Bau des Mausoleum zu Halikarnassos. 5) Feldherr des Antiochos Epiphanes u. Statthalter des Landes jenseit des Jordans, bekriegte die Juden unter Judas Makkabäos, wurde aber von denselben bestegt. 6) Der Begleiter des Apostels Paulus, geb. wahrscheinlich in Lystra von einem heidnischen Vater u. einer jüdischen Mutter, Eunike, welche ihm eine fromme Erziehung gab; er wurde frühzeitig von Paulus zum Christenthum bekehrt u. zum Lehrer des Evangeliums u. Missionär vorbereitet. Er begleitete den Paulus auf seiner zweiten Reise nach Macedonien u. Thessalonich, blieb dann zunächst mit Silas in Beröa, traf mit Paulus in Athen zusammen, ging wieder nach Thessalonich, arbeitete darauf mit Paulus an der Gemeinde in Korinth u. wurde von hier nach Ephesos u. wieder nach Korinth geschickt, worauf er den Paulus auf seiner fernern Reise begleitete; er war auch mit demselben in Rom[604] bei seiner ersten Gefangenschaft, worauf er wieder in Ephesos war, hier die Kirche leitete u. die zwei Briefe des Paulus (einen von Laodikea od. Macedonien, den andern von Rom aus, s.u. Paulus 3) erhielt, welche ihm bes. Anleitung gaben über sein Verhalten in den dortigen Wirren u. Lehrstreitigkeiten, sowie Aufforderungen fest an der evangelischen Lehre zu halten. Der Einladung zu Paulus in seiner zweiten Gefangenschaft nach Rom zu kommen scheint er Folge geleistet zu haben, dort mit gefangen worden, abernach des Apostels Tode freigelassen worden zu sein. Vgl. Otto, Die geschichtlichen Verhältnisse der Pastoralbriefe, Lpz. 1860. 7) T. Äluros, war unter Theodosios Presbyter in Alexandrien, stellte sich dort mit Petrus Mongus an die Spitze der Monophysiten u. wurde 457 Patriarch, aber unter Kaiser Leo 460 abgesetzt u. nach Gangra, dann nach dem Taurischen Chersones verbannt, aber unter Basiliskos 476 zurückgerufen u. wieder als Patriarch eingesetzt, st. aber bereits 477, s.u. Monophysiten. 8) T. Salophakiolos, wurde 460 nach der Absetzung des Vorigen Patriarch von Alexandrien, war sehr mild gegen die Monophysiten u. mußte 476 seinem Vorfahr wieder weichen. 9) T., wurde 778 Patriarch der Thomaschristen in Indien u. der erste Metropolit dieser Secte; st. 820. 10) (Timofei), russischer Kirchenbeamter, wahrscheinlich zu Nowgorod, lebte um das Jahr 1000 u. war einer der Fortsetzer der Nestorschen Chronik.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.