Heraklēa

Heraklēa

Heraklēa (Heraclēa, a. Geogr.), 1) Stadt der Deciates im Narbonensischen Gallien, an der Mündung des Rhodanus; j. St. Remy; 2) H. Cacabarĭa, Stadt im Narbonensischen Gallien, welche die Araber zerstörten; j. Plage de Cavalaire, od. St. Tropez, od. Camarat; 3) Stadt in Großgriechenland, an der Mündung des Siris in den Tarentinischen Busen; die Einw. hießen Herakleōten od. Heraklienser. H. wurde von Tarent aus gegründet; an die Spitze der Colonie stellten die Tarentiner den Lacedämonier Kleandridas, welcher, wegen Bestechlichkeit aus Sparta vertrieben, in Thurii lebte u. in den Kriegen der Tarentiner für diese gefochten hatte. H. war Vaterstadt des Zeuxis; hier hielten die griechischen Städte Unteritaliens ihre Congresse, u. bei H. siegte 280 v. Thr. Pyrrhos über die Römer; j. Policoro. Hier wurden 1732 die Heracleenses Tabulae (s.d.) gefunden; 4) H. Minōa, Stadt auf Sicilien, im Gebiete von Agrigent u. an der Mündung des Halycus. Die Einw. Heraclienser. Ursprünglich Macara genannt, erhielt sie nach der Eroberung durch Minos den Namen Minoa; sie stand nachher unter Selinunt, wurde 500 v. Chr. von den Spartanern eingenommen u. H. genannt; später ließen sich auch Athener u. Chalcidenser hier nieder; von den Carthagern erobert, kam sie später in die Hände der Römer, u. 103 v. Chr. führte P. Rupilius eine römische Colonie hierher; Ruinen bei Torre di Capo Bianco; 5) Stadt in Elis am Kytherios; j. Bruma; 6) H. Trachinĭae u. H. Phthlotĭdis, zwei Städte in Thessalien; ersteres, statt des zerstörten Trachin angelegt, lag nahe an den Thermopylen; 7) (Heracleum) Stadt auf der Nordküste von Kreta, galt als Hafen von Knossos; 8) (Pelagonia), Stadt in Macedonien, war zur Römerzeit Hauptstadt des Bezirkes Lynkestis, daher H. Lyncestis; 9) H. Sintĭke, Stadt in der macedonischen Landschaft Sintike; j. Iscar od. Zervokhori; 10) Stadt an der Propontis in Thracien; j. Erekli; 11) H. Perinthos (H. Thraciae), so v.w. Perinthos; 12) Stadt in Äolis in Mysien, wo jetzt Kidonia (Kydhoules); 13) H. Pontĭka, Stadt u. Handelsort in Bithynien, 1/2 Meile von der Mündung des Lykos in[250] das Schwarze Meer, mit 2 Häfen, Tempeln u. großer Bibliothek; ihr Gebiet reichte zur Zeit ihrer Blüthe vom Parthenios bis zum Sangarios. Hier soll Hercules den Kerberos aus der Unterwelt ans Tageslicht gebracht haben u. hier Idmon auf dem Argonautenzug gestorben sein; sein Grabmal war auf dem Markte, u. er war Heros der Stadt. – Die Stadt wurde von Megarern erbaut; die Verfassung war aristokratisch, der Rath aus Patriciern gewählt, die Bürger nur im Besitz der Gerichte. Als das Volk 364 v. Chr. Schuldaufhebung u. Theilung der Feldmark stürmisch forderte, rief der Rath den vertriebenen Aristokraten Klearchos zurück, welcher mit einem Heere in die Stadt zog, sich an die Spitze des Volkes stellte u. sich zum Herrscher aufwarf. Er ließ die meisten Vornehmen tödten, gab deren Sklaven frei u. zwang ihre Herrinnen, diese zu heirathen; mehrere dieser zogen einen freiwilligen Tod vor. 352 wurde Klearchos ermordet, u. nun folgte ihm sein Sohn Timotheos unter der Vormundschaft seines Oheims Satyros; diesem sein Bruder Dionysios, welcher eine Tochter des Königs Darius Codomannus von Persien heirathete u. unter welchem der Staat seine höchste Blüthe erreichte; er unterwarf sich Alexander dem Großen, nahm 321, nach dem Tode des Perdikkas, den Titel als König an u. st. 291. Ihm folgten sein Söhne Klearchos u. Zathras; aber da sie ihre Mutter Amastris ins Meer hatten werfen lassen, ließ sie Lysimachos ermorden u. endete so die Königsherrschaft in H. Lysimachos gab H. seiner Gemahlin Arsinoe, u. diese setzte den Heraklitos als Statthalter hin; aber nach dem Tode des Lysimachos vertrieb ihn die Stadt u. wählte den Mithridates von Pontos zu ihrem Schutzherrn. Nachher mit Rom verbündet, nahm sie den Mithridates auf, deshalb wurde die Stadt von den Römern unter Cotta belagert u. zerstört; doch schickten die Römer wieder eine Colonie hierher u. schlugen es zur Provinz Bithynien. H. kam nachher zum Byzantinischen Reiche u. erhielt den Namen Penderachi. Zur Zeit des Lateinischen Kaiserthums gehörte H. zum Trapezuntischen Reiche, diesem entriß es Theodor Laskaris; nachher nahmen es die Genueser u. behielten es, bis es die Türken unter Mohamed II. eroberten, die es Erekli nennen u. noch besitzen. Vgl. Polsberw, De rebus Heracleae, Brandenb. 1833. 14) Stadt in Parthien, so v.w. Achais; 15) Stadt in Rhagiana in Medien, von Macedoniern erbaut, wahrscheinlich beim j. Burugkerd; 16) Seestadt in Syrien, nördlich von Laodikea, am Berge Kasios; j. Meinta Burdsch; 17) (Cherronesos H., Cherson), Stadt auf dem Taurischen Chersones, von Herakleensern aus Bithynien u. Deliern gegründet; nach Mela von Artemis, welche die Schutzgöttin der H. war. Dabei lag das Castell Palakion. Eine freie Stadt, suchte es, vielfach von den Skythen beunruhigt, Schutz bei dem pontischen Könige Mithridates, wodurch es in Abhängigkeit von demselben kam; j. Sewastopol; 18) H. in Karien, so v.w. Latmos; 19) Stadt in Akarnanien; j. Wonitza.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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