- Upsāla
Upsāla, 1) Län (Provinz) in Schweden, Theil der Landschaft Upland zwischen den Läns Gefleborg, Westeräs u. Stockholm, am Bottnischen Meerbusen, hat 93,07 QM., wovon 7,45 QM. auf die Gewässer kommen, hügeliges, an der Küste etwas bergiges, im Ganzen fruchtbares Land, wird bewässert vom Mälar, welcher hier mehre tiefe Busen hat, u. von mehren Binnenseen, ferner von der Dalelf, Tierps Ä, Fyris u.a.; das Klima ist, der geographischen Lage entsprechend, ziemlich rauh, doch baut man ziemlich viel Getreide, auch Obst, u. beschäftigt sich hauptsächlich mit Viehzucht; hier das beste Eisen Schwedens (Dannemora); die Bevölkerung zählt (Ende 1860) 92,536 Seelen; 2) Hauptstadt hier, am Firis Ä (Sala), welcher sie in zwei Theile theilt, unweit des Mälarsees; Sitz eines Erzbischofs, hat königliches Schloß, mit bronzener Büste Gustav Wasas, Domkirche (1258–1435 erbaut, 180 Ellen lang, 76 breit, 571/2 hoch, mit fünf Schiffen, durch vier Reihen Säulen getheilt, dem Gustavianischen Chor, 1830–38 von Sandberg mit Frescogemälden aus der Geschichte Gustav Wasas geziert, kupfernem Dach u. zwei nach dem großen Brand restaurirten Thürmen, Salbungsort der schwedischen Könige, mit St. Erichs IX., Johanns III., Gustav Wasas, Linnés u.a. Grabmälern, vielen Merkwürdigkeiten aus der schwedischen Geschichte, so einem kolossalen Bild Thors, des in U. ermordeten Nils Stures Kleidern, dem zwei Ellen langen Schleifstein, welchen Albrecht von Mecklenburg der Königin Margarethe von Dänemark schickte, damit sie ihre Nähnadeln darauf schleife, statt ihn mit Krieg zu überziehen, so wie auch die Fahne, welche Margarethe aus ihren Hemden fertigen ließ u. ihrem Gegner als Zeichen der Verachtung überschickte; der größten Glocke Schwedens, 108 Ctnr schwer); Hospital, 1476 gestiftete u. 1595 restaurirte Akademie für Beförderung der Kenntniß Nordischer Sprache u. Wissenschaften (s. Akademie); Universität, 1476 von Steno Sture gestiftet, 1624 von Gustav Adolf mit reichen Einkünften bedacht u. von Christina mit vielen Gelehrten des Auslandes besetzt, mit Museum, von Gustav III. erbaut, neben ihm der Botanische Garten, in welchem mehre naturhistorische Sammlungen, bes. Thunbergs, verwahrt werden, auch ist eine Statue Linnés von Byström dort aufgestellt; ferner mit Münzsammlung, Anatomischem Theater, Sternwarte, Reitschule; Bibliothek (unter den Handschriften der Codex argenteus, s.d.), sie ist gestiftet durch Gustav Adolf 1621; hier hatte Gustav III. die zwei mysteriösen Kisten deponirt, welche 1842 geöffnet wurden (s.u. Gustav 3); seit 1816 wurde das neue Bibliothekgebäude auf dem Odinslund (d.i. dem Odinshain), einer Promenade, erbaut; dabei der 1832 vom König Karl XIV. Johann, zu Ehren Gustav Adolfs errichtete Obelisk. Im Karolinenpark ist für Karl XIV. Johann ein [272] Denkmal errichtet. Die Universität zählt 25 ordentliche u. 12 außerordentliche Professoren u. 25 Privatdocenten u. über 1200 (immatriculirte, aber nicht sämmtlich anwesende) Studirende. In U. findet sich ferner eine königliche Schwimmanstalt, Kosmographische Gesellschaft, Predigerseminarium, Sauerbrunnen, Arbeits- u. Correctionshaus. Eine Merkwürdigkeit U-s ist Linnés Wohnhaus. U. fertigt seidene Strümpfe u. Bänder, Tabak etc. Die Einwohnerzahl beträgt 9000. Bei U. liegt das Dorf Gamla-U. (Alt-U.), die erste Niederlassung der Odinier, mit uralter, von Erich dem Heiligen angeblich aus Steinen des zerstörten Sigtuna erbauter Kirche; die Upsalahögar (Uptsalahügel), vier Hünengräber, von denen einer oben platter ist u. die Gerichtshöhe (Thinghög) heißt, indem von ihr herab die alten Könige Gericht hielten, die drei andern sollen die Gräber Odins, Freys u. Thors sein. Auf diesen Hügeln wurde 1843 die Versammlung der skandinavischen Studenten gehalten. – U. ist die älteste Stadt in Schweden, war sonst die Hauptstadt des Landes u. hieß das östliche Aros; Odin hatte dahin den Freyr als Priester gesetzt, u. da Freyr Odins Nachfolger auf dem Königsthron wurde, so erbaute er einen großen Tempel daselbst u. verlegte auch die Residenz dahin (s. Schweden S. 584). Unweit der Stadt auf der Morawiese (s.d.) wurden die Könige gekrönt. Der Tempel zu U. wurde im 12. Jahrh. bei Einführung des Christenthums zerstört u. eine Kirche u. ein Bisthum gegründet. 1160 fiel hier König Erich der Heilige durch den dänischen Prinzen Magnus. 1163 gründete König Karl I. das Erzbisthum, welches 1164 vom Papst Alexander III. bestätigt wurde. Als die Könige ihre Residenz nach Stockholm verlegten, wurden die Erzbischöfe immer mächtiger u. sie versuchten mit Glück die Könige zu tyranunisiren Zu ihrer Zügelung baute Gustav Wasa, welcher 1521 die Stadt erobert hatte, im Jahre 1548 das Schloß daselbst. Aus dem Schloßhof ist noch ein altes Gewölbe, in welchem Erich XlV. den Nils Sture erstach, weil er von demselben Nachstellungen fürchtete. 1593 war hier eine große Kirchenversammlung, s.u. Schweden S. 556. 1702 u. 1809 brannte u. größtentheils ab.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.