Vendôme [2]

Vendôme [2]

Vendôme (spr. Wangdohm, 1) César, Herzog von V., der älteste Sohn Heinrichs IV. u. der Gabriele d'Estrées, geb. 1594; wurde 1598 zum Herzog von V. ernannt u. mit der einzigen Tochter des Herzogs von Mercoeur verlobt u. ihm von seinem Schwiegervater das Gouvernement der Bretagne abgetreten. 1610 gab ihm Heinrich IV. den Rang unmittelbar nach den Prinzen von Geblüt. Während der Unmündigkeit seines Halbbruders Ludwig XIII. stand V. an der Spitze der Unzufriedenen, u. wenn er sich auch bei den Conferenzen zu Loudun unterwarf u. 1622 in dem Kriege gegen die Hugenotten gute Dienste leistete, so wurde er doch, als er sich mit seinem Bruder Alexander, dem Groß-Prior des Malteserordens in Frankreich, 1626 nach Blois zum König begab, dort mit demselben verhaftet u. in Vincennes eingesperrt. 1630 wurde er freigelassen, aber aus dem Königreiche verbannt; er ging in holländische Dienste, wohnte 1631 der Schlacht bei Lillo als Commandeur der Freiwilligen bei u. kehrte später nach Frankreich zurück, wo er auf seinen Gütern lebte. 1641 beschuldigten ihn zwei erkaufte Falschmünzer eines Attentats gegen Richelieu, u. er mußte nach England flüchten, von wo er erst nach Richelieus Tode zurückkehrte u. die Revision seines Processes durchsetzte, in deren Folge er gänzlich freigesprochen wurde. Als Ludwig XIII. gestorben war, kam B. bei der Regentin in hohe Gunst, mußte aber, in die Verschwörung gegen Mazarin verwickelt, abermals aus Frankreich fliehen. 1650 söhnte er sich mit Mazarin aus, wurde Gouverneur von Bourgogne, beruhigte während des Frondekrieges Guyenne, eroberte 1653 Bordeaux u. schlug 1655 die spanische Flotte bei Barcelona. Er st. 22. Oct. 1665 in Paris als Großadmiral von Frankreich. 2) Louis, Herzog von V., ältester Sohn des Vor., hieß bis zu seines Vaters Tode Herzog von Mercoeur, geb. 1612; diente zuerst 1630 unter Ludwig XIII. in Piemont u. trat später mit seinem Vater in holländische Dienste, wo er bis 1641 blieb u. sich öfters auszeichnete. 1649 errichtete er, nach Frankreich zurückgekehrt, das Cavallerieregiment Herzog von Mercoeur u. wurde Vicekönig von Catalonien, legte aber 1651 diese Stelle nieder. Nach dem Tode seiner Gemahlin, Laura Mancini, einer Nichte Mazarins, wurde er 1656 Geistlicher, 1667 Cardinal u. st. 1669 in Air. 3) François von V., Herzog von Beaufourt, Bruder des Vor., f. Beaufort 10). 4) Louis Joseph, Herzog von V., ältester Sohn von V. 2), geb. 1654, bis zu seines Vaters Tode Herzog von Penthièvre; begleitete 1672 Ludwig XIV. als Garde du Corps auf dessen Felbzug gegen die Niederlande u. diente später unter Turenne in der Pfalz, wurde 1677 Brigadier, befehligte unter dem Marschall von Crequi in Flandern, zeichnete sich vor Condé u. Cambrai aus u. wurde Maréchal de Camp, 1681 Gouverneur der Provence u. 1688 Generallieutenant; er focht als solcher in vier flanderischen Feldzügen, befehligte 1693 unter Catinat in Italien u. wurde 1695 General en chef der französischen Armee in Catalonien. Hier entsetzte er Palamos u. belagerte Barcelona, welches sich am 10. Aug. 1695 ergab. Nach dem Ryswijker Frieden lebte er auf seinen Gütern u. erhielt im Spanischen Erbfolgekrieg[403] 1702 an Villerois Stelle den Oberbefehl in Italien; hier lieferte er 15. Aug. dem Prinzen Eugen die Schlacht bei Luzzara, versuchte 1703 vergebens durch Tyrol zu dringen u. sich mit dem Kurfürsten von Baiern zu vereinigen, begann dann nach der Eroberung mehrer Plätze die Belagerung von Turin u. trieb die Kaiserlichen 1706 über die Etsch (s. Spanischer Erbfolgekrieg S. 425 ff,), wurde aber 1706 durch den Herzog von Orleans ersetzt u., nach den Niederlanden geschickt. 1708 erhielt er das Commando über die 80,000 Mann unter dem Herzog von Bourgogne in Flandern u. eroberte Gent, Brügge u. Plassendal, wurde aber 11. Juli bei Oudenaarde geschlagen u. blieb 1709 ohne Anstellung. Da König Philipp V. Ludwig XIV. bat ihm V. zu Hülfe zu schicken, so erhielt V. 1710 das Commando der französischen Armee in Spanien, wo Karl III. von Österreich Madrid erobert hatte; er stellte hier das Übergewicht der Franzosen wieder her, zwang die Alliirten zur Räumung Madrids u. führte im Dec. 1710 Philipp V. im Triumph dahin zurück. Am 7. Dec. mußte sich ihm der englische General Stanhope bei Brihuega ergeben, u. am 10. schlug er den österreichischen General Starhemberg bei Villa Viciosa u. sicherte dadurch Philipp V. den spanischen Thron. 1711 bekämpfte er die Verbündeten in Catalonien u. st. 11. Juni 1712 in Tigneroz Über seine Thaten seit 1718 f. Spanischer Erbfolgekrieg S. 445 ff. 5) Philipp von V, Bruder des Vor., geb. 1655 u. gewöhnlich der Großprior genannt; trat früh in den Malteserorden u. wohnte schon 1669 der Belagerung von Candia bei, wo sein Oheim, der Herzog von Beaufort, blieb. Ludwig XIV. begleitete er nach den Niederlanden, focht dann unter Turenne u. wurde 1691 Maréchal de camp, 1693 Großprior des Malteserordens in Frankreich u. Generallieutenant, als welcher er sich unter Catinat u. seinem Bruder in Italien u. Catalonien auszeichnete. Im Spanischen Erbfolgekrieg diente er meist in Italien u. nach dem Frieden lebte er in Paris, wo er sich bes. zur Zeit der Regentschaft durch seine Sittenlosigkeit auszeichnete; er st. daselbst 24. Jan. 1727 als der Letzte seines Geschlechts.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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